Neuer Softwarepartner: Volkswagen investiert Milliarden in E-Auto ...

6 Tage vor
Milliarden für Elektro-Beteiligung Wie das VW-Investment in Rivian die Software-Strategie retten soll

Paukenschlag in der Autoindustrie: Volkswagen beteiligt sich am Elektro-Angreifer Rivian und nutzt künftig dessen Software. Für den Konzern ist es der nächste Versuch, die Softwareprobleme zu lösen. Und Rivian bekommt dringend nötigen Cash.

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Foto manager-magazin.de

25.06.2024, 23.23 Uhr

Braucht finanzielle Hilfe: Rivian-CEO RJ Scaringe ist bei der Partnersuche fündig geworden

Foto: Joel Angel Juarez / REUTERS

Europas größter Autobauer Volkswagen verbündet sich mit dem US-Elektrofahrzeugbauer Rivian. Die Konzerne wollen in einem Gemeinschaftsunternehmen Autosoftware entwickeln. Volkswagen wird dazu voraussichtlich fünf Milliarden Dollar (4,67 Milliarden Euro) in Rivian und das Joint Venture investieren, das beiden zu gleichen Teilen gehört.

„Mit der Partnerschaft soll die Softwareentwicklung der Volkswagen Group und von Rivian beschleunigt werden“, hieß es in einer Mitteilung beider Unternehmen vom Dienstagabend. Grundlage für die Software künftiger Elektroautomodelle soll die Technologie von Rivian sein. „Diese wird in Fahrzeugen beider Unternehmen zum Einsatz kommen“, die noch vor dem Jahr 2030 auf den Markt kommen sollen, erklärte VW. Volkswagen kann die aktuelle Rivian-Technologie aber auch kurzfristig für neue Modelle der Konzernmarken nutzen. So könnte Volkswagen-Chef Oliver Blume (56) unter Umständen aktuelle Softwareprobleme bei der Entwicklung neuer Fahrzeuge lösen.

„Weiterer Sargnagel“ für Cariad

Volkswagen hat seine Softwareentwicklung in der Tochter Cariad gebündelt, die aber immer wieder mit Problemen zu kämpfen hat. Weil wichtige Software nicht rechtzeitig fertig geworden war, mussten zum Beispiel die Töchter Audi und Porsche die Einführung neuer Modelle um inzwischen rund drei Jahre verschieben.  Stephen Reitman Bernstein, Automobilanalyst des Researchhauses, kommentierte, das neue Joint Venture sei ein „weiterer Sargnagel“ für Cariad.

„Durch unsere Zusammenarbeit werden wir die besten Lösungen schneller und zu geringeren Kosten in unsere Fahrzeuge bringen", sagte Volkswagen-Chef Blume. „Die Partnerschaft fügt sich nahtlos in unsere bestehende Softwarestrategie (...) ein. Damit stärken wir unser Technologieprofil und unsere Wettbewerbsfähigkeit.“

Volkswagen wird die gemeinsam entwickelte Software und Elektronik für alle Marken des Konzerns einsetzen können. Inwiefern sie auch für VWs neue Geländewagenmarke Scout in den USA genutzt werden soll, blieb noch offen. Blume hatte in China bereits ein ähnliches Bündnis mit dem Elektroautoneuling XPeng geschlossen. Dort wird VW die XPeng-Technologie nutzen und gemeinsam mit den Chinesen zunächst zwei Modelle bauen; auch an dem chinesischen Konkurrenten hat sich Volkswagen beteiligt. In China hat VW ebenfalls Probleme, zügig neue Fahrzeuge auf den Markt zu bringen. Wettbewerber wie XPeng und BYD sind insbesondere mit ihrer Infotainment-Software weiter als die Deutschen.

Die aktuelle und in dem Joint weiterentwickelte Rivian-Software könnte Volkswagen dann vor allem für seine in Europa und Amerika gebauten und verkauften Fahrzeuge nutzen. Der Wolfsburger Autokonzern investiert für die Allianz bis zu drei Milliarden Euro in Rivian. Das 2009 gegründete Unternehmen ist an der Technologiebörse Nasdaq rund elf Milliarden Dollar wert, schreibt aber mit seinen Elektro-Pickups und Geländewagen Milliardenverluste. Die Rivian-Aktie schoss nachbörslich zweistellig nach oben.

In einem ersten Schritt zeichnet VW eine Wandelanleihe über eine Milliarde Dollar, die frühestens im Dezember in Rivian-Aktien umgetauscht werden soll. 2025 und 2026 will Volkswagen je eine weitere Milliarde Dollar in Rivian-Aktien investieren. Für das Joint Venture selbst gibt Volkswagen bis zu zwei Milliarden Dollar aus. Ein Teil davon wird bei dessen Gründung, die für Ende 2024 geplant ist, für die Lizenzierung der Rivian-Software fällig.

Von der Partnerschaft könnten damit beide profitieren: Rivian braucht frisches Geld, um die Entwicklung des billigeren und kleineren R2-Geländewagens zu finanzieren, der 2026 auf den Markt kommen soll. Angesichts der massiven Verluste sucht das Unternehmen nach neuen Partnern. Der Handelsriese Amazon, mit dem Rivian eng zusammenarbeite, wollte zuletzt kein frisches Geld nachschießen.  Rivian hatte daher die Produktion gedrosselt, um zu sparen.

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