Sieg auf European Tour: Deutscher Darts-Coup durch Pietreczko
Der deutsche Darts-Profi Ricardo Pietreczko hat für einen sportlichen Coup gesorgt und als erst zweiter Deutscher überhaupt ein Turnier auf der European Tour gewonnen. Der 28-Jährige mit dem Spitznamen Pikachu besiegte am Sonntag in Hildesheim nacheinander Stephen Bunting (6:4) sowie die ehemaligen Weltmeister Michael van Gerwen (7:6) und Peter Wright (8:4).
Der Schotte Wright war im Endspiel chancenlos, weil Pietreczko eine makellose Quote auf die Doppel lieferte: acht Versuche, acht Treffer. Zuvor hatte nur der ehemalige Junioren-Weltmeister Max Hopp 2018 ein Pro-Tour-Event der PDC gewonnen - ebenfalls in Deutschland (German Darts Open in Saarbrücken). Gegen den Niederländer van Gerwen hatte der deutsche Newcomer zuvor die Nerven gewahrt und sich in dem knappen Match durchgesetzt.
„Ich habe keine Worte für das, aber ich weiß, dass ich die Besten der Welt schlagen kann“, sagte der überwältigte Überraschungssieger nach dem Sieg. „Nächstes Jahr ist Titelverteidigung angesagt.“ Es ist der größte Erfolg seiner bisherigen Laufbahn. Zuvor hatte nur Max Hopp 2018 in Saarbrücken als Deutscher ein Event auf der European Tour für sich entschieden.
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Finalgegner Wright aus Schottland nannte Pietreczko einen „fantastischen Spieler“ und fügte an: „Ich habe mein letztes Spiel gegen ihn auch schon verloren. Hoffentlich spielt er nächstes Mal nicht so gut.“ Pietreczko löste mit der überragenden Performance an diesem Wochenende auch sein Ticket für die Darts-EM, die von 26. bis 29. Oktober in Dortmund stattfindet. Neben Pietreczko sind aus deutscher Sicht auch WM-Halbfinalist Gabriel Clemens und Martin Schindler dabei.
In der Turnierhistorie seit 2008 war Deutschland bislang nur 2010 und 2012 mit je drei Profis vertreten. Die damaligen Vertreter waren aber weit von den Erfolgen der heutigen Generation entfernt. Pietreczko, dessen Spitzname „Pikachu“ lautet, bekommt es in der Westfalenhalle trotz seiner Setzung auf Position 14 direkt mit Titelverteidiger Ross Smith aus England zu tun. Schindler (Rang 16) muss gegen Stephen Bunting, ebenfalls aus England, antreten.
Das härteste Erstrundenduell hat aber der Saarländer Clemens erwischt: Er duelliert sich mit dem früheren schottischen Weltmeister Peter Wright. Mit Ausnahme von Max Hopp, der 2018 einmal ins Halbfinale vorstieß, haben die deutschen Profis bei dem bedeutenden Major-Turnier bislang keine großen Erfolge vorzuweisen. Für die WM in London (15. Dezember 2023 bis 3. Januar 2024) war Pietreczko, der erst Anfang Januar 2022 mit der Tour-Karte zum Profi aufstieg, schon vor dem Turnier in Hildesheim qualifiziert.