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Seit der Nacht auf Montag sind vor allem der Rems-Murr-Kreis und der Kreis Göppingen von akutem Hochwasser und Starkregen betroffen. Vermutlich gibt es nun auch zwei Todesopfer im Zusammenhang mit dem Extremwetterereignis. Wie die Polizei bestätigt hat, wurden in Schorndorf (Rems-Murr-Kreis) zwei Leichen in einem Keller gefunden. Dabei handelte es sich um den 58-jährigen Hausbewohner und seine 84 Jahre alte Mutter. Sie hatten den Angaben nach Wasser aus dem Keller ihres Hauses abgepumpt. Einsatzkräfte der Feuerwehr fanden die beiden später tot in dem leergepumpten Keller. Wie es letztlich zu dem Unglück kam, sei derzeit jedoch noch nicht bekannt.
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Am Sonntagabend waren die Pegel rund um Schorndorf und in anderen Orten im Rems-Murr-Kreis extrem schnell angestiegen. Am Montag waren im Rems-Murr-Kreis noch 5.000 bis 10.000 Rems-Anwohner vorsorglich evakuiert worden. Dann hob Landrat Richard Sigel (parteilos) am Mittag den Aufruf zur Evakuierung auf und die Menschen durften wieder zurück in ihre Häuser. Der Katastrophen-Voralarm besteht aber weiterhin. Auch einige Schulen und Kitas blieben im Kreis Ludwigsburg und im Rems-Murr-Kreis am Montag geschlossen.
Abkochgebot in Rudersberg: Wasserleitungen auch beschädigtBesonders betroffen war in der Nacht die Gemeinde Rudersberg (Rems-Murr-Kreis). Seit Montagmorgen gilt für den ganzen Ort ein Abkochgebot für das Leitungswasser. Laut Gemeindeverwaltung ist verschmutztes Wasser ins Wasserwerk eingedrungen. Außerdem sei die Trinkwasserversorgung generell eingeschränkt, meldete die integrierte Leitstelle Rems-Murr am Montagnachmittag.
Feuerwehrleute mussten sich auf Dach ihrer eigenen Fahrzeuge rettenLaut Feuerwehr stieg das Wasser recht plötzlich stark aus der Kanalisation an und stand kniehoch auf den Straßen. Die Feuerwehr rettete mehrere Menschen aus ihren Häusern. Die Einsatzkräfte mussten sich aber auch selbst retten, weil der Starkregen sie überraschte, erzählte Schorndorfs Oberbürgermeister Bernd Hornikel (parteilos) bei einer Pressekonferenz in Rudersberg. Alle sieben Abteilungen der Feuerwehr Schorndorf seien nach dem Alarm in die Gemeinde Rudersberg aufgebrochen, aber nur ein Fahrzeug sei dort angekommen. "Die sind im wahrsten Sinne des Wortes abgesoffen", sagte Hornikel. Die Helfenden seien stecken geblieben und hätten sich auf das Fahrzeugdach flüchten müssen, um von dort selbst gerettet zu werden.
Im Wieslauftal führte der Starkregen in der Nacht laut Stadt Schorndorf (Rems-Murr-Kreis) zu einem schnellen Anstieg der Pegelstände der Wieslauf und deren Zuflüsse. Einzelne Straßen im Stadtteil Miedelsbach waren durch die teilweise starke Strömung des angeschwollenen Tannbachs unpassierbar. Autos und andere Gegenstände wurden mitgerissen und aufeinandergeschoben. Menschen waren in der Nacht teilweise eingeschlossen, mittlerweile ist das Wasser von vielen Straßen wieder abgeflossen und die Anwohnenden begutachten die Schäden.
Die Behörde fordert die Bürgerinnen und Bürger im Rems-Murr-Kreis auf, bei Überschwemmungsgefahr nicht in Keller oder Tiefgaragen zu gehen. "Gehen Sie nicht an Gewässer, die Hochwasser führen. Flutwellen können Sie überraschen und das Ufer kann einbrechen", heißt es in der Meldung einer Warnapp.
Beim Landratsamtes im Rems-Murr-Kreis wurde wegen des Hochwassers auch ein Bürgertelefon eingerichtet, mit der Nummer: 07151/501-1111.
In Ebersbach an der Fils (Kreis Göppingen) herrscht seit Montagmorgen eine leichte Entspannung der Lage. Dort galt seit dem späten Sonntagabend ein Vollalarm. Ein Wohngebiet in Ebersbach wurde am Abend massiv überschwemmt. Rund 20 Menschen saßen in ihren Häusern fest in einer Sackgasse. Wie die Polizei dem SWR mitteilte, konnten die Rettungskräfte lange nicht zu den Menschen vordringen.
Außerdem haben die Wassermassen in Ebersbach eine Lärmschutzwand eingerissen. Die angrenzende B10 wurde dabei überflutet und ist in beide Fahrtrichtungen gesperrt - laut einem Polizeisprecher voraussichtlich bis Dienstag. Nach dem Wasser muss dort nun der Schlamm und Matsch entfernt werden. Auch der Bahnverkehr sei zwischen Göppingen und Ebersbach komplett lahmgelegt, da die Strecke dort unter Wasser steht.
Hochwasser: Kreis Göppingen war am Sonntag stark betroffenAnsonsten gibt es laut Polizei im ganzen Filstal viele vollgelaufene Keller. In Uhingen (Kreis Göppingen) ist die Fils im Bereich der Schulstraße und der Filsstraße großflächig über die Ufer getreten. Kreisbrandmeister Michael Reick berichtet von insgesamt 390 Stellen, an denen bis Sonntagnachmittag Hilfe benötigt wurde. Unter anderem hatten auch Donzdorf und Hausen bei Bad Ditzenbach (Kreis Göppingen) mit der überschwemmten Fils zu kämpfen. In Wiesensteig muss ebenfalls Wasser abgekocht werden.
StuttgartWegen des anhaltenden Regens füllen sich in der Region Stuttgart die Flüsse, das Grundwasser steigt. Der Landkreis Göppingen ist besonders betroffen.
Innenstadtkanäle schützen: Esslingen hat extra Damm gebautIn Esslingen hatten Arbeiter in der Nacht einen 30 Meter langen Damm in nur acht Stunden am sogenannten Wasserhaus aufgeschüttet. Knapp 1.500 Tonnen Stein und Sand wurden dort abgeladen. Damit soll verhindert werden, dass der Neckar am Montag die Innenstadtkanäle flutet. Laut Esslingens Oberbürgermeister Matthias Klopfer (SPD) bestand die Gefahr, dass sonst die Altstadt geflutet wird. Bisher halte der Damm auch gut Stand. Der Scheitelpunkt sollte laut Prognosen am Montag erreicht werden.
Kurios: Der Damm funktioniert so gut, dass gleichzeitig Schläuche gelegt wurden, um pro Minute 10.000 Liter Wasser kontrolliert in die Neckarkanäle zur Innenstadt zu pumpen. Sonst würden die Kanäle nämlich austrocknen und Muscheln und Fische gefährden, erklärte Oberbürgermeister Klopfer.
Flußpegel sinken: Entwarnung im Kreis LudwigsburgIm Kreis Ludwigsburg sinken die Pegel wieder. Am Montagmorgen hatten die Krisenstäbe noch besorgt auf Rems und Murr geachtet, am Montagmittag kam aber die Entwarnung. Davor waren in Steinheim knapp 60 Bewohnerinnen und Bewohner des Kleeblatt-Pflegeheims und 40 Menschen aus dem ASB-Pflegeheims evakuiert worden.
Insgesamt waren 250 Feuerwehrleute im gesamten Landkreis im Einsatz, heißt es von der Kreisverwaltung. Es seien über 16.500 Sandsäcke befüllt worden. Davon allein schon 6.500 bereits am Samstagvormittag, die dann in den Landkreis Göppingen geliefert wurden. Außerdem hätten die Einsatzkräfte die Helfer im benachbarten Rems-Murr-Kreis unterstützt.
Baden-WürttembergIn einigen Gebieten in Baden-Württemberg ist die Hochwassersituation weiter angespannt. Anderswo konnte dagegen Entwarnung gegeben werden. Die aktuelle Lage im Liveticker.