31. Oktober: Warum feiern Protestanten den Reformationstag?

16 Stunden vor
Was war der Auslöser für die Reformation?

Der Überlieferung nach schlug der Augustinermönch Martin Luther (1483–1546) am 31. Oktober 1517, einen Tag vor Allerheiligen, seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg. Zwar bezweifeln Historiker, dass Luther persönlich zu Hammer und Nagel griff. Doch das Bild symbolisiert die große Bedeutung der Thesenveröffentlichung: Sie beschleunigte den Prozess, in dessen Verlauf sich viele Gläubige vom Papst und der römisch-katholischen Kirche lossagten. Die evangelischen Kirchen bildeten sich.

Reformationstag - Figure 1
Foto DER SPIEGEL

Luthers Thesen richteten sich vor allem gegen den Missbrauch des mittelalterlichen Ablasshandels: Gläubige konnten mit dem Erwerb von Ablassbriefen ihre Sündenstrafen reduzieren. Mit den Einnahmen wirtschaftete die Kirche gut, der Papst etwa finanzierte so den Bau des neuen Petersdoms. Gegen diesen Machtmissbrauch und die Verweltlichung der Kirche protestierte Luther und veröffentlichte weitere Schriften. Allein Gottes Gnade könne den Gläubigen retten, so der Reformator. Und nur die Bibel sei maßgeblich für die christliche Glaubenslehre, nicht die traditionelle Lehre der Kirche.

Wie entwickelte sich die Reformation?

Durch die neue Technik des Buchdrucks mit beweglichen Lettern fanden Luthers Werke schnell Verbreitung und lösten eine reformatorische Bewegung aus. Da Luther seine Thesen nicht widerrufen wollte, schloss der Papst ihn und seine Anhänger 1520 aus der Kirche aus. Auch vor dem Kaiser wollte Luther sich nicht beugen. »Hier stehe ich, ich kann nicht anders«, soll er der Legende nach auf dem Wormser Reichstag gesagt haben. Darauf verhängte der Kaiser die Reichsacht über den Reformator. Luther war damit vogelfrei, jeder konnte ihn nun straffrei töten.

Mithilfe seines Unterstützers, des Kurfürsten von Sachsen, konnte Luther sich aber auf der Wartburg verstecken. Als Junker Jörg arbeitete er dort unerkannt an seinem größten Werk: Er übersetzte das Neue Testament ins Deutsche. Sein Stil prägt unsere Sprache bis heute.

Thesentür an der Schlosskirche in Wittenberg

Foto: Peter Endig/ picture alliance / Peter Endig/dpa-Zentralbild/dpa

In der Schweiz entwickelte sich eine eigene Reformationsbewegung, die von Huldrych Zwingli und Johannes Calvin angestoßen wurde. Daraus ging die reformierte Kirche hervor, die neben der lutherischen Kirche später eine weitere evangelische Konfession bilden sollte. Der reformierte Zweig des Protestantismus breitete sich unter anderem nach Schottland und in die USA aus, der lutherische etwa nach Skandinavien.

Was waren die politischen Folgen?

Die Reformation (lat. reformatio »Umgestaltung«, »Erneuerung«) besiegelte nicht nur die Teilung der Kirche, auch die politische Landkarte des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation veränderte sich nachhaltig: Immer mehr Reichsfürsten wandten sich von Papst und Kaiser ab, indem sie die Reformation durchsetzten und ihre Länder in weltliche Fürstentümer umwandelten. Auf dem Reichstag zu Speyer 1529 protestierten die evangelischen Fürsten für ihre Glaubensfreiheit, der Begriff »Protestantismus« war geboren.

Mit der »Confessio Augustana« legten die Fürsten 1530 ein Glaubensbekenntnis auf dem Augsburger Reichstag ab, das von Kaiser Karl V. jedoch nicht anerkannt wurde. Darauf schlossen sie sich zu einem Schutzbündnis gegen den Kaiser zusammen, dem Schmalkaldischen Bund. Im Schmalkaldischen Krieg wurde das Bündnis 1547 von kaiserlichen Truppen besiegt. 1555 einigten sich die verschiedenen Lager im Augsburger Religionsfrieden gesetzlich darauf, dass jeder Fürst über die Konfession in seinem Herrschaftsgebiet bestimmen durfte.

Das Gesetz bescherte dem Reich einen langen, jedoch keinen dauerhaften Frieden. Die konfessionellen Gegensätze führten letztlich zusammen mit politischen Ursachen zum Dreißigjährigen Krieg (1618–1648), der ganz Europa in eine Katastrophe stürzte. An dessen Ende schließlich wurde der Augsburger Religionsfrieden bestätigt.

Seit wann wird der Reformationstag begangen?

1667 bestimmte der Kurfürst von Sachsen den 31. Oktober zum Gedenktag der Reformation – 150 Jahre nach der Veröffentlichung von Luthers Thesen. Seither feiern die deutschen Protestanten an diesem Tag ihren Glauben. In Deutschland war der Reformationstag bis 2018 nur in den östlichen Bundesländern ein gesetzlicher Feiertag. Seitdem ist er es auch in Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. 2017 war er aufgrund des 500. Jahrestags der Reformation einmalig in ganz Deutschland Feiertag.

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