Duell mit Manchester City: Darum ist Yussuf Poulsen so wichtig für ...

RB Leipzig

Die Reise nach Manchester, wo RB Leipzig an diesem Dienstagabend (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Champions League und bei DAZN) in der Champions League auf City trifft, trat Yussuf Poulsen mit leichten Gedanken an. Am Wochenende hatte er beim 1:2 in Wolfsburg sein erstes Bundesligator in dieser Saison geschossen. Man könnte meinen, hinter ihm würden schwierige Wochen liegen. Ein Stürmer, der keine Tore schießt, ist ein bisschen so wie ein Nikolaus, der keine Schuhe befüllt

Im Fall von Poulsen ist dem aber nicht so. Das Gegenteil ist der Fall. Selten hat sich der 29 Jahre alte Nationalspieler Dänemarks so wohl im Trikot von RB Leipzig gefühlt wie in diesen Monaten. Und das trägt er nun schon zehn Jahre. Eine lange Zeit, in der er knapp 400 Pflichtspiele absolvierte und 86 Tore schoss. In Zukunft sollen es noch mehr werden, Ende Oktober verlängerte er seinen Vertrag bis einschließlich 30. Juni 2026. „Ich habe weiter richtig Bock auf RB Leipzig“, sagte er nach der Unterschrift.

Kein Wunder, Poulsens Wert und damit sein Ansehen innerhalb der Mannschaft sind in dieser Saison noch einmal formidabel gestiegen, trotz der wenigen Tore, die von ihm kommen. Wenn Trainer Marco Rose über seinen Spieler spricht, fallen Begriffe wie „defensive Stabilität“ oder „Sechserraum“. Nichts also, was primär mit einem Stürmer in Verbindung gebracht wird. Was daran liegt, dass Poulsen in Roses System Aufgaben übernimmt, die über das bloße Toreschießen hinausgehen und für die sich viele seiner Berufskollegen zu schade wären.

Kaum eine Aufgabe, die er nicht übernimmt

Er ist derjenige, der im schnellen Leipziger Vertikalspiel seinen Mitspielern Zeit zum Nachrücken verschafft, indem er vorn den Ball sichert. Das macht er mit leidenschaftlichem Einsatz von Körper und Geist, Poulsen ist immer dort, wo es zur Sache geht. Wann und wo der Gegner attackiert wird, legt federführend er mit seinen Läufen fest. Das Leipziger Pressing darf sich gern als fein abgestimmte Maschine vorgestellt werden, die erst zu laufen beginnt, wenn Poulsen den Knopf drückt.

Bei gegnerischen Ecken und Freistößen ist seine Kopfballstärke gefragt. Im Leipziger Spiel gibt es kaum eine Aufgabe, die er nicht übernimmt. „Was ihn ausmacht, ist einfach seine Ausstrahlung und die Art und Weise, wie er uns defensive Stabilität gibt“, sagt Trainer Rose.

Diese Arbeitermentalität war es, die den Dänen einst nach Leipzig brachte. Als junger Mann spielte er in der zweiten dänischen Liga, schon damals waren die Verantwortlichen nicht unbedingt von der Primärtugend des Toreschießens bei Poulsen angetan. Es war ein Sprint, der ihn nach Leipzig führte. Im Anschluss an einen Ballverlust rannte Poulsen über das komplette Feld, um die Gefahr am eigenen Strafraum mit einer blitzsauberen Grätsche zu bereinigen. Ralf Rangnick und der damalige Trainer Alexander Zorniger waren beeindruckt.

Jemanden wie Poulsen im Team zu haben, der sich für nichts zu schade ist und den Verein lange kennt, ist für RB Leipzig noch wichtiger als für andere Klubs. Die deutsche Fußballorganisation des Getränkeherstellers aus Österreich mit Sitz in Leipzig hat sich zu einem international anerkannten Sprungbrett für hochwertige Talente entwickelt. Die besten von ihnen sind selten länger als zwei oder drei Jahre in der Stadt, dann zieht es sie weiter. Nach Manchester, London oder Liverpool.

So wie im vergangenen Sommer, als unter anderem Christopher Nkunku, Dominik Szoboszlai und Josko Gvardiol den Klub verließen. Gvardiol spielt inzwischen bei Manchester City, dem nächsten Gegner. Ein allzu hitziges Aufeinandertreffen mit den alten Kollegen ist nicht zu erwarten, beide sind bereits für das Achtelfinale der Champions League qualifiziert. Für all die Hochtalentierten, die im Sommer nach Leipzig kamen, ist Poulsen eine Referenz, an der sie sich orientieren können. „Er gibt uns bei diesem Umbruch mit den neuen Offensivspielern, die sich noch adaptieren müssen, sehr, sehr viel“, sagt Trainer Rose.

Mit einem dieser Neuen verbindet Poulsen eine besondere Chemie. Er und Lois Openda harmonieren als Sturmduo so gut, weil sie über unterschiedliche Qualitäten verfügen. Der große, kopfballstarke Poulsen passt hervorragend zum schnellen, wendigen Openda. Beide sind klar Roses erste Option im Angriff. Sehr zum Leidwesen von Timo Werner, der hinter dem Slowenen Benjamin Sesko in der internen Hierarchie auf den vierten Platz zurückgefallen ist. Ende der vergangenen Spielzeit wäre diese Kräfteverschiebung kaum denkbar gewesen. „Das war nicht die beste Saison für mich“, sagte Poulsen damals. Selbst ein Abgang aus Leipzig wurde diskutiert. Davon kann wenige Monate später keine Rede mehr sein.

Mehr lesen
Ähnliche Nachrichten