Quincy Jones gestorben: Gigant Q
Quincy Jones, der vielleicht berühmteste Musikproduzent der Welt, ist tot. Er starb am Sonntagabend in Bel Air in Los Angeles im Alter von 91 Jahren. Das Bild zeigt ihn bei einem Symphoniekonzert im Juni 2019 in Paris.
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Quincy Jones wurde 1933 in Chicagos South Side geboren. Seine Kindheit war hart, von Rassendiskriminierung, Kriminalität und persönlichen Schicksalsschlägen geprägt. Als er sieben Jahre alt war, kam seine schizophrene Mutter in die Psychiatrie. Er wollte Gangster werden, etwas anderes sah er für sich als Zukunft nicht.
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Jones’ Vater verließ Chicago mit den Kindern und zog nach Washington State in die Nähe von Seattle. Dort arbeitete er als Werftarbeiter. Die Kinder wuchsen bei der Großmutter, einer ehemaligen Sklavin, auf. Mit 14 Jahren traf Jones auf den zwei Jahre älteren Ray Charles – eine Lebensliebe, die bis Charles’ Tod hielt.
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Zur Musik kam Jones, weil er nachts in die Rüstkammer eines Veteranenheims einbrach. Dort entdeckte er ein Klavier, es sei seine »Rettung« gewesen. Sonst wäre er in die Kriminalität abgerutscht. Er lernte dann Trompete, spielte in der Lionel-Hampton-Band und produzierte später Stars wie Aretha Franklin.
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Für Michael Jackson produzierte er dessen Alben »Off the Wall«, »Thriller« und »Bad«. Er sei für Jackson eine Art Vaterfigur gewesen, sagte Jones’ damalige Frau Peggy Lipton. Durch Jones’ Betreuung wurde Jackson zum globalen Megastar, er selbst zur Marke im Musikbusiness.
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In den Sechzigerjahren schrieb Quincy Jones vor allem Arrangements für Big Bands. Irgendwann rief Frank Sinatra an und wollte, dass er bei der Count-Basie-Band als Arrangeur und Produzent einsteigt. Diese Zeit war Sinatras beste, der damals eher belanglose Song »Fly Me to the Moon« wurde durch Jones’ Bearbeitung ein Welterfolg.
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In den Siebzigerjahren widmete sich Quincy Jones dem Filmgeschäft. Er schrieb insgesamt 51 Kompositionen für Kino- oder Fernsehfilme, darunter »In the Heat of the Night« mit Sidney Poitier.
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Jones litt sehr darunter, als schwarzer Mann diskriminiert zu werden. Als er einmal einem weißen Filmproduzenten als möglicher Komponist für die Musik vorgeschlagen wurde, antwortete dieser: »Können Schwarze überhaupt Filmmusik komponieren?« In den Fünfzigerjahren ging Jones deshalb nach Frankreich, wo er sich von Nadia Boulanger in klassischer Musik ausbilden ließ und sich zum ersten Mal als Künstler ernst genommen sah.
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Jones hatte sein ganzes Leben lang eine Schwäche für Frauen. Mit dreien war er verheiratet (Jeri Caldwell 1957-1966, Ulla Andersson 1967-1974, Peggy Lipton 1975-1989), mit zahlreichen weiteren hatte er Beziehungen, mal kürzer, mal länger. Mit der deutschen Schauspielerin Nastassja Kinski war er zwischen 1991 und 1995 liiert, die beiden haben ein gemeinsames Kind.
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Jones galt immer als Workaholic. Er schrieb über tausend Kompositionen, nahm fast 3000 Lieder auf und rund 300 Alben. Wegen seiner Arbeitsmoral hatte er mehrere körperliche Zusammenbrüche.
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Quincy Jones war es immer ein Anliegen, die schwarze Kultur zu etablieren und unterschiedliche Stile wie Jazz, Soul oder Hip-Hop zu verschmelzen. In seinem Album »Back on the Block« versammelte er Jazzgrößen wie Ella Fitzgerald oder Miles Davis mit Rapstars wie Ice-T oder Big Daddy Kane.
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1985 produzierte Jones den Welterfolg »We Are the World«, eine Hitsingle, die anlässlich der Charity-Aktion »USA for Africa« aufgenommen wurde. Mit dabei waren Lionel Richie, Stevie Wonder, Paul Simon, Kenny Rogers, Tina Turner, Billy Joel – und: Michael Jackson. Das Lied spielte 63 Millionen Dollar für die Hungerhilfe in Afrika ein.
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80 Mal war Jones für einen Grammy nominiert, kein anderer Künstler auf der Welt brachte es zu mehr Nominierungen. 28 Mal hat er ihn gewonnen.
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Jones hält mehrere Ehrendoktorwürden, hier bekommt er eine gemeinsam mit dem damaligen Uno-Generalsekretär Kofi Annan an der University of Pennsylvania, 2005.
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Nach einer bestimmten Definition ist Quincy Jones einer der wenigen Künstler, die sogenannte EGOT-Preisträger sind – also einen Emmy, Grammy, Oscar und Tony-Award bekommen haben. Allerdings blieb ihm ein Oscar in einer Wettbewerbskategorie verwehrt, trotz mehrerer Nominierungen. Die Academy zeichnete ihn allerdings 1994 mit einem Sonderpreis für seinen humanitären Einsatz aus.
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Jones war immer um Authentizität bemüht: »Deine Musik kann nie etwas anderes sein, als das, was du selbst als Mensch bist«, sagte er in der opulenten Netflix-Biografie »Quincy« über sich.
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Berühmt ist Jones vor allem auch für sein Netzwerk. Als er damit beauftragt wurde, die Eröffnung des National Museum of African American History and Culture 2016 zu organisieren, rief er alle Größen der amerikanischen Kultur an, um sie zu Auftritten zu bewegen. Für sein Engagement für die Black Culture erhielt er bereits 2010 die National Medal of Arts von US-Präsident Barack Obama.
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Seit 1991 war Jones jedes Jahr beim Jazzfestival im schweizerischen Montreux dabei, nicht immer als auftretender Künstler, oft auch nur als Zuhörer. Lange Jahre vertrat er das Event als Botschafter auf der ganzen Welt.
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»Heute Abend müssen wir mit vollem, aber gebrochenem Herzen die Nachricht vom Tod unseres Vaters und Bruders Quincy Jones überbringen«, hieß es in einer Erklärung der Familie. »Und obwohl dies ein unglaublicher Verlust für unsere Familie ist, feiern wir das großartige Leben, das er gelebt hat, und wissen, dass es nie einen anderen wie ihn geben wird«, heißt es in dem Schreiben weiter.
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