Krim: Ukraine-Attacke befürchtet? Putin lässt Verteidigungsanlagen ...

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Stand: 27.09.2024, 22:09 Uhr

Von: Marcus Giebel

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Steht ein Angriff der Ukraine auf die Krim bevor? Wladimir Putin rüstet sich offenbar für den Fall der Fälle, wie Bilder von Partisanen nahelegen.

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Foto Frankfurter Rundschau

Sewastopol – Die Einnahme von Kiew bleibt für Wladimir Putin in diesem Ukraine-Krieg wohl utopisch. Und das, obwohl der Kreml-Chef seine Truppen in den ersten Stunden der Invasion vor mehr als zweieinhalb Jahren auf die ukrainische Hauptstadt vorrücken ließ. Auf der Halbinsel Krim, die für ihn aufgrund ihrer exponierten Lage weit mehr als nur symbolischen Charakter hat, herrscht Putin hingegen mittlerweile seit mehr als zehn Jahren.

Die Annexion im März 2014 ließ die Welt allenfalls kurz innehalten und kostete Russland seinen Platz in der damaligen G8. Für Putin war das aber wohl ein zu verschmerzender Preis. Die Macht über die Krim will er aber keinesfalls verlieren.

Muss Wladimir Putin um seine Macht auf der Krim bangen? Die Atesh-Partisanen stoßen auf der Halbinsel auf zusätzliche Verteidigungsanlagen. © IMAGO / APAimages, Telegram/@atesh_uaPutin und die Krim: Atesh-Partisanen decken zusätzliche Schutzanlagen der Russen auf

Doch offenbar fürchtet Russlands Präsident genau das mehr als jemals zuvor. Immerhin besitzt Kiew mittlerweile die langersehnten F-16-Kampfjets, die laut Berichten unter anderem der Nachrichtenagentur Reuters mit JASSM-Marschflugkörpern ausgerüstet werden könnten. Damit wäre die Ukraine in der Lage, die russischen Truppen auf der Krim aus der Luft anzugreifen. Einzelne Bombardements von dortigen Militärstützpunkten waren schon vor den Lieferungen der Flieger aufgrund von Satellitenaufnahmen öffentlich geworden.

Nun berichtet die infolge der russischen Invasion in der Ukraine im Jahr 2022 gegründete militärische Partisanenbewegung Atesh auf ihrem Telegram-Account, wie Putin die Verteidigungsanlagen auf der Krim zu verstärken scheint. Demnach werden an beiden Eingängen der Stadt Jewpatorija an der Westküste neue Befestigungsanlagen errichtet. Dies könne mit den laufenden „Terrorabwehr“-Übungen auf der Krim zusammenhängen, heißt es weiter zu Bildern von Fahrzeugsperren und zusätzlichen Schutzmauern um ein Gebäude.

Putin - Figure 2
Foto Frankfurter Rundschau

Atesh schreibt: „Diese Maßnahmen zeigen die Absichten der Rassisten, die Halbinsel weiter zu militarisieren.“ Allerdings wollen die Partisanen aus den russischen Sicherheitsdiensten erfahren haben, dass die Übungen auf die „wiederholten Fälle vermisster russischer Militär- und Polizeioffiziere sowie die zunehmende Rolle der Guerillabewegung in den besetzten ukrainischen Gebieten“ zurückzuführen sind.

Putin verstärkt Verteidigungsanlagen auf Krim: Laut Partisanen greifen Russen auf Zivilisten zurück

Interessant erscheint auch die Beobachtung eines Atesh-Agenten, demzufolge die 810. Marine-Infanteriebrigade der Russen in Sewastopol beim Bau zusätzlicher Befestigungen vermehrt auf Zivilisten zurückgreifen soll. Es sei gelungen, die Route von Gabelstaplern auf Lkw entlang der Balaklawa-Autobahn in Richtung Kosakenbucht zu verfolgen. Daraufhin seien die Baustellen ausfindig gemacht worden.

Betont wird: „Vor dem Hintergrund des Personalmangels an der Front ist die Zahl der früher an den Bauarbeiten beteiligten Soldaten deutlich zurückgegangen.“ Inwiefern sich die Zivilisten freiwillig als Helfer einspannen ließen oder ob sie dazu gezwungen wurden, bleibt offen. Die Bilder zeigen unter anderem ein Militärfahrzeug mit einem Gabelstapler auf der Ladefläche in einer Fahrzeugschlange stehend.

Später stieß einer der Atesh-Agenten auch in Bachtschyssaraj unweit der Krim-Hauptstadt Simferopol auf neue Abschussvorrichtungen und Verteidigungsanlagen. Demnach wurden Zäune an der Küste errichtet und der Zugang zum Meer geschlossen. Damit scheine sich Russland auf einen ukrainischen Angriff vorzubereiten.

Szenen von der Krim: Die Atesh-Partisanen fotografieren einen Gabelstapler auf der Ladefläche eines Lkw und Sandsäcke an der Küste. © Telegram/@atesh_uaKrim im Ukraine-Krieg: Selenskyj will Halbinsel von Putin zurückhaben

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte immer wieder betont, die russischen Truppen komplett vom Territorium des überfallenen Landes zurückdrängen zu wollen. Dazu zählte er ausdrücklich neben den vor rund zwei Jahren von Russland völkerrechtswidrig annektierten Gebieten Cherson, Donezk, Luhansk und Saporischschja auch die Krim.

Die russische Schwarzmeerflotte hat wegen des ukrainischen Beschusses mit Drohnen und Raketen bereits einen Großteil der Schiffe aus dem Heimathafen in Sewastopol abgezogen und nach Noworossijsk in der Region Krasnodar weiter südlich verlegt. Dort geraten sie jedoch ins Visier ukrainischer Seedrohnen.

Ukraine vor Angriff auf die Krim? Militärführung weiß um strategische Bedeutung der Halbinsel

Kiew würde ebenfalls in die Karten spielen, wenn sich eine andere Beobachtung von Atesh bewahrheitet. Demnach soll Russland Militärequipment wie Waffen und Munition von der Krim abziehen, um damit dem ukrainischen Vormarsch in der Region Kursk zu begegnen.

Zwar würde das nicht unbedingt dafür sprechen, dass Putin akut um den Verlust der Krim bangt. Allzu sicher sollte er sich aber nicht sein. Schließlich weiß auch die ukrainische Militärführung um die strategische Bedeutung der Halbinsel. Aus Kiews Sicht waren die Aussichten auf eine Rückeroberung wohl nie besser. (mg)

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