Meinung: Paralympics begeistern und sollten kein Olympia ...

Schlussfeier am Sonntag

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Foto BNN - Badische Neueste Nachrichten
Die Paralympics erklimmen in Paris neue Höhen und sollten kein Olympia-Anhängsel bleiben

Die Paralympics zeigten sich in Paris – auch dank einiger deutscher Athleten – von ihrer besten Seite. Eine Termin-Revolution würde noch mehr Aufmerksamkeit bringen.

Die Paralympics von Paris boten zahlreiche Höhepunkte, auch mit deutscher Beteiligung. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Die Temperaturen sinken, die ersten Blätter purzeln von den Bäumen, die Tage werden kürzer – der Herbst kommt. Endgültig verabschiedet hat sich am Wochenende auch der XXL-Sportsommer: Ein letztes Adieu, dann waren die Paralympics von Paris Geschichte.

Die Festspiele des Behindertensports waren weit mehr als eine Zugabe zum vorangegangenen Ringe-Spektakel an der Seine, das von Ende Juli bis Mitte August die Sportwelt verzaubert hatte.

Eiffelturm, Versailles und Co sorgten erneut als Kulisse mit Wiedererkennungswert dafür, dass spektakuläre Bilder über die TV-Screens flimmerten. Die besondere Bühne wussten die Athletinnen und Athleten zu nutzen: Mit zahlreichen Weltrekorden und neuen Paralympics-Bestmarken hievten sie den Para-Sport in diversen Disziplinen auf ein neues Niveau.

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Deutsche Bilanz kann sich sehen lassen

Die Bilanz der Deutschen kann sich ebenfalls sehen lassen. Mit zehn Gold-, 14 Silber-, 25 Bronzeplaketten und Platz elf im Medaillenspiegel erreichte das Team D zwar noch nicht das Vor-Corona-Level, doch die Talsohle von Tokio 2021 ist überwunden.

Viel wichtiger als die nackten Zahlen, die ohnehin nur begrenzte Aussagekraft besitzen, sind die Menschen dahinter und ihre besonderen Geschichten. Vorbilder, die inspirieren.

Da ist etwa Weitspringer Markus Rehm, der zum historischen Titel Nummer vier flog. Der mit Bronze dekorierte Badmintonspieler Thomas Wandschneider, der mit seinen 60 Jahren und seiner charismatischen Art zum Publikumsliebling avancierte. Oder auch Schwimmer Josia Topf, der ohne Arme durchs Becken glitt und sich einen kompletten Medaillensatz verdiente. Sein Motto: Geht nicht, gibt’s nicht.

Größere TV-Präsenz mit Wermutstropfen

Eine Devise, die auch der Deutsche Behindertensportverband verfolgt. Erreicht hat er, dass die Paralympics an Sichtbarkeit gewonnen haben. Attraktivere Sendezeiten inklusive Primetime-Premiere und insgesamt mehr als 100 Stunden im Livestream – der Para-Sport hat die Nische verlassen.

Die Paralympics von Paris gehen an diesem Sonntag zu Ende. Foto: Hansjürgen Britsch/imago images

Allerdings schauten die deutschen Sportfans bei so mancher Disziplin und so mancher Medaillenentscheidung in die Röhre. Livebilder der Gold-Coups von Fechter Maurice Schmidt und Schützin Natascha Hiltrop gab es beispielsweise nicht.

Vielzahl an Wettbewerben kaum zu überblicken

Die Einteilung in verschiedene Klassen – aus Gründen der Chancengleichheit nicht zu vermeiden – führt zu einer Vielzahl an Wettbewerben, die für die übertragenden Sender nur schwer zu bändigen und für die Zuschauer kaum zu überblicken ist.

Umso wichtiger wäre es, die Paralympics noch prominenter zu platzieren. Das Para-Spektakel sollte den Sportsommer künftig einläuten, statt ihn abzuschließen. Als Olympia-Anhängsel erhalten Rehm, Topf und Co trotz ihrer Glanzleistungen nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdienen.

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