Wer hat die explodierten Pager hergestellt? Firma weist Vorwürfe ...

Erneute Explosionen Wer hat die explodierten Pager hergestellt? Firma weist Vorwürfe zurück

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Ein Screenshot einer Videokamera zeigt den Moment, in dem der Pager eines Kunden in einem Gemüseladen explodiert

© abaca / Balkis Press/ABACA / Picture Alliance

Nach Hunderten Pagern explodieren Walkie-Talkies im Libanon. Der taiwanesische Hersteller, mit dessen Logo die Pager-Geräte verkauft wurden, verweist auf eine ungarische Firma. Doch die will angeblich nicht beteiligt sein

Die ungarische Firma Bac Consulting Kft. weist Informationen zurück, wonach sie die im Libanon explodierten Pager für eine taiwanesische Firma hergestellt haben soll. „Ich mache keine Pager. Ich bin nur der Vermittler. Ich denke, es gibt ein Missverständnis“, sagt die Inhaberin und Geschäftsführerin von Bac, Cristiana Barsony-Arcidiacono, nach Angaben des Senders „NBC News“. 

Nach Angaben der Firma Gold Apollo in Taipeh, der Hauptstadt Taiwans, hat Bac die Funkgeräte entworfen und gefertigt. „Gemäß einer Vereinbarung ermächtigen wir BAC, unser Markenzeichen für den Verkauf von Produkten in bestimmten Regionen zu nutzen, aber Design und Herstellung werden vollständig von BAC übernommen“, teilte Gold Apollo auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Auch das in Medienberichten genannte Modell AR-924 werde von Bac produziert und verkauft.

Taiwanischen Medienberichten zufolge will Gold Apollo rechtliche Schritte einleiten, da sich die Firma als Opfer sieht. Gold Apollo wurde 1995 gegründet und ist auf kabellose Funksysteme spezialisiert.

Wer hat die Pager hergestellt?

Unterdessen bestritt Ungarns Regierung jede Verbindung zu dieser Firma und bestätigte die Angaben der Bac-Chefin. Der Vorgang bedeute für das Land kein Sicherheitsrisiko, hieß es. Die Budapester Zentrale von Bac war für eine Anfrage der Deutschen Presse-Agentur nicht erreichbar. Zudem konnte die noch bis zum Mittwochvormittag funktionierende Homepage dieser Firma nicht mehr geöffnet werden.

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Ungarns Regierungssprecher Zoltan Kovacs erklärte, dass Bac in seinem Land keine Produktionsstätte habe und dass sich die betreffenden Pager-Geräte nie in Ungarn befunden hätten. Die Sicherheitsbehörden in Budapest würden „mit allen relevanten internationalen Partnern zusammenarbeiten“, um den Fall weiter zu untersuchen, schrieb Kovacs bei der Plattform X. „Für Ungarn bedeutet der Fall kein nationales Sicherheitsrisiko.“

Vorher hatte Ungarns Regierung erklärt, sie habe Bac keinerlei Aufträge erteilt. Die Firma habe zudem von der Regierung keinerlei Genehmigung verlangt. „In Ungarn herrscht unternehmerische Freiheit“, hieß es in der Antwort auf eine Anfrage der ungarischen Internet-Zeitung „24.hu“. Bac sei eine private Firma.

Firma Bac aus Ungarn als Lieferantin für Taiwan-Firma?

Wie ungarische Medien berichteten, existiert die Gesellschaft mit beschränkter Haftung Bac laut ungarischem Firmenregister seit dem Jahr 2022. Sie gibt demnach offiziell als Tätigkeit Beratung, Buch- und Zeitungsverlag, Zuckerproduktion und Informatik-Dienstleistungen an.

Tausende Hisbollah-Kader werden bei der mysteriösen massenhaften Explosion von Pagern im Libanon verwundet. Die Miliz hatte die Geräte erst jüngst ausgeteilt. Nun steht sie blamiert da

Ihr Gewinn lag 2023 bei 13 Mio. Forint (rund 33.000 Euro). Der Umsatz schrumpfte von 2022 bis 2023 von 257 Mio. Forint (rund 651.700 Euro) auf 210 Mio. Forint (rund 532.600 Euro). An derselben Budapester Adresse wie Bac residieren zwei Firmen mit russischem Eigentümer, berichtete die Internet-Zeitung „mfor.hu“.

Nächste Explosion: diesmal Walkie-Talkies

Am späten Mittwochnachmittag unterzog derweil die zweite Explosionswelle den Libanon. Während im südlichen Beiruter Vorort Beerdigungen für Opfer vom Vortag abgehalten wurden, wurden die erneuten Explosionen gemeldet. Aus Hisbollah-Kreisen hieß es, „drahtlose Geräte wie Walkie-Talkies“ seien explodiert. 

Videos in sozialen Medien zeigten, wie sich während der Beerdigungszeremonie Panik ausbreitete, nachdem Knallgeräusche zu hören waren. Der ranghohe Hisbollah-Funktionär Hashim Safieddine sagte als Reaktion auf die explodierten Pager vom Vortag: „Diese Aggression hat ihre eigene Strafe und Vergeltung, und die Strafe wird kommen.“ Die Hisbollah hatte bereits zuvor Vergeltung angekündigt. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah will sich am Donnerstag an die Öffentlichkeit wenden. 

Israel äußert sich weiterhin nicht

Die Sorge vor einer Eskalation wächst. Die Hisbollah machte Israel für den Angriff vom Dienstag verantwortlich und schwor Vergeltung. Israel selbst äußerte sich dazu nicht. Auch die Explosionen vom Mittwoch kommentierte Israel zunächst nicht. 

Angesichts der Lage will der UN-Sicherheitsrat zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen. Das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen soll sich nach Angaben aus Diplomatenkreisen am Freitagabend treffen. 

dpa/ess

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