Ohne dieses Unternehmen geht bei Nvidia nichts

30 Jul 2024

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Aktien > Hohe Nachfrage nach speziellen Speicherchips

NVIDIA - Figure 1
Foto BÖRSE am Sonntag
(Foto: Ihor Koptilin / Shutterstock)

Die ganze Welt ist abhängig von Nvidias KI-Chips. Doch der billionenschwere Halbleiterkonzern kommt selbst nicht ohne einen hochspezialisierten Zulieferer aus.

Dass man im Goldrausch nicht auf die Goldgräber, sondern auf die Schaufelhersteller setzten sollte, ist eine der bekanntesten und wohl auch bewährtesten Börsenweisheiten. Im Original stammt sie vom inzwischen verstorbenen Aktien-Altmeister André Kostolany. An Aktualität hat sie jedoch nicht eingebüßt, ganz im Gegenteil. Wer die metaphorische Empfehlung rundum den KI-Hype beherzigt hat, der dürfte in den zurückliegenden Monaten um einiges reicher geworden sein. Die Schaufeln zur Entwicklung und Nutzung der Technologie nämlich stammen von Nvidia. KI-Anwendungen, wie ChatGPT, verbrauchen gigantische Mengen an Rechenleistung, die aktuell nur durch die Hochleistungs- und Hochgeschwindigkeitschips von Nvidia bereitgestellt werden können. Für den Moment gleicht das einem Monopol. Wer im Wettrennen um leistungsfähige KIs nicht ans Ende des Feldes geraten möchte, der kauft bei Nvidia die Chips dafür ein, koste es, was es wolle.

Nvidia-Aktie

Gewinnsteigerungen um 600 Prozent, wie beispielsweise im ersten Quartal 2024, haben den Aktienkurs binnen kürzester Zeit explodieren und den Silicon-Valley-Konzern mit einer Marktkapitalisierung von 3,3 Billionen US-Dollar zwischenzeitlich zum wertvollsten börsennotieren Unternehmen der Welt werden lassen. Zum Zeitpunkt des Rekordhochs Mitte Juni summierten sich die Gewinne aus Kurs und Dividenden auf insgesamt 591.078 Prozent. Aber auch, wer erst vor drei Jahren eingestiegen war, konnte sich über eine Vervielfachung seines eingesetzten Kapitals freuen. So wertvoll wie Nvidia ist in der Vergangenheit noch kein Schaufelhersteller geworden. Ohne den Konzern um CEO Jensen Huang, steht die weltweite KI-Entwicklung still.

Doch so abhängig die globale Technologiebranche von Nvidias Chips auch sein mag, auch Nvidia selbst ist abhängig von seinen Zulieferern, insbesondere von einem. Stünden dort die Maschinen still, würde Nvidias Erfolgsstory ein abruptes Ende finden. Im Hinblick auf Nvidias stark gestiegenen Aktienkurs, kann es sich deshalb für Anleger lohnen, einmal auf den Schaufelhersteller des Schaufelherstellers zu schielen. Gerade, weil auch die Bewertung erstaunlich niedrig ist.

Ohne Hochleistungsspeicherchips von SK Hynix keine KI-Beschleuniger von Nvidia

SK Hynix hat seinen Sitz in Icheon, Südkorea und gehört zu den größten Herstellern von Speicherchips weltweit. So weit, so unspektakulär, denn diese sogenannten Dram-Chips sind Massenware. Die Technologie dahinter ist eine vergleichsweise einfache, womit die Halbleiter leicht zu substituieren sind. Entsprechend war das Interesse führender Chiphersteller daran in der Vergangenheit gering. Mit SK Hynix, Micron und Samsung gibt es nur noch drei Hersteller, die solche Chips in nennenswerter Größenordnung fertigen. Doch die Fortschritte im KI-Sektor haben auch die Welt der Speicherchips revolutioniert. Inzwischen werden mehrere Dram-Chips zu HBMs (High Bandwith Memory) den Kundenwünschen entsprechend vertikal gestapelt und miteinander verbunden. Für Nvidias KI-Beschleuniger sind diese so entstehenden Hochleistungsspeicher von entscheidender Bedeutung. Die Kalifornier sind der größte Abnehmer von HBMs weltweit. Und bislang schafft es offenbar nur SK Hynix Nvidias speziellen Anforderungen gerecht zu werden. SK Hynix ist damit aktuell für Nvidia, was Nvidia für Microsoft und Co. ist: unersetzbar. Und die Südkoreaner arbeiten bereits an der nächsten Generation HBMs. Schon 2026 könnte HBM4E der neue Standard sein. Und so wie Nvidias Kunden immer wieder die neuesten Chips kaufen müssen, um im globalen Wettbewerb nicht den Anschluss zu verlieren, muss Nvidia stets die neuesten HBMs nutzen, um weltweit weiter die schnellsten und besten KI-Chips herstellen zu können.

SK Hynix verdient daran als Marktführer prächtig. Im zweiten Quartal 2024 erzielten die Südkoreaner einen Nettogewinn von umgerechnet 2,75 Milliarden Euro. Das entspricht einer Verdopplung gegenüber dem Vorquartal. Eigenen Angaben nach ist die Produktionskapazität bis weit ins Jahr 2025 hinein komplett ausgebucht. In Südkorea entsteht derzeit ein neues Werk für 14,6 Milliarden US-Dollar. Auch in den USA investiert SK Hynix vier Milliarden Dollar in eine neue Fabrik.

SK Hynix-Aktie

Erwartets KGV für 2025 nur bei 4,8

Die Aktie des Halbleiter-Spezialisten ist in den vergangenen zwölf Monaten zwar bereits um rund 60 Prozent gestiegen, doch ein Blick aufs KGV zeigt, wie viel Potenzial in den Papieren noch stecken könnte. Für 2024 liegt es bei 7,8, für 2025 nur noch bei knapp fünf, da Experten davon ausgehen, dass SK Hynix den Gewinn im kommenden Jahr um 50 Prozent steigern dürfte. Zum Vergleich: das KGV der Nvidia-Aktie liegt bei fast 100.

Mit Micron aus den USA und Samsung hat SK Hynix zwar zwei Konkurrenten, die verstärkt um Marktanteile im HBM-Markt kämpfen. Doch Samsung hinkt in der Entwicklung hinterher und Micron beliefert Nvidia zwar inzwischen ebenfalls mit HBMs, doch bei einem Quartalsumsatz von rund 6,8 Milliarden US-Dollar von April bis Juni, gingen nur rund 100 Millionen Dollar auf die besonderen Speicherchips zurück. SK Hynix dürfte den Markt also zunächst weiter dominieren. Anleger sollten aber alle drei Unternehmen beobachten. Ein klitzekleiner technologischer Vorteil des einen vor dem anderen bei der Entwicklung der nächsten Chip-Generation könnte Nvidia, wie auch andere Nachfrager, schon dazu bringen, den Lieferanten zu wechseln. In der KI-Branche gilt: nur das Beste ist gut genug.  

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