Nvidia-Angestellte: Reich, aber in Ketten?

19 Tage vor
NVIDIA
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Der Erfolg von Nvidia hat wohlhabende Mitarbeiter hervorgebracht, doch die Arbeitsbedingungen leiden laut Berichten. Aufgrund der guten Gehaltspakete halte man einfach durch - "es geht nur ums Geld".

Nvidias Erfolg hat nicht nur den CEO des Unternehmens, Jensen Huang, reich gemacht, sondern auch seine Angestellten, die Aktienpakete bekommen haben. Alles bestens, würde man meinen, wenn die Mitarbeiter eines Unternehmens an dessen Erfolg partizipieren. Doch es ist offenbar nicht alles rosig.

Vor einiger Zeit wurde schon berichtet, dass insbesondere die älteren Angestellten mit mehr angehäuftem Wohlstand sich in den "Altersteilzeitmodus" verabschiedet haben. Im Silicon Valley gibt es den Begriff "Rest & Vest". Ein Bericht von Bloomberg zeichnet nun ein weiteres Bild zu den Arbeitsbedingungen bei Nvidia.

Die Arbeitsbedingungen seien demnach besonders stressig, mit endlosen Tagen, die schon mal bis zwei Uhr nachts gehen und sieben Tage die Woche umfassen. Das betreffe speziell die Ingenieure, die zwar anständig bezahlt werden würden, aber eben auch dem Mantra "Quäle (Mitarbeiter) zu Größe" unterliegen.

Rest & Vest

Über die Hintertür sollen die Aktienpakete hier dabei helfen, die überarbeiteten Kollegen zu halten, denn die Pakete sollen laut Bloomberg eine Sperrfrist von vier Jahren haben, bevor der Mitarbeiter sie zu Geld machen kann. Ein Paket aus dem Jahr 2020 kann so erst 2024 verkauft werden; das aus dem Jahr 2021 erst im Jahr 2025, und so weiter. Das helfe Nvidia sehr dabei, selbst überarbeitete und entnervte Mitarbeiter an Bord zu halten.

"Rest & Vest": In dieser Situation sitzen Mitarbeiter herum und spielen Videospiele, während sie darauf warten, dass ihre Aktienpakete fällig werden. Nicht so bei Nvidia, wo ein solcher Mitarbeiter Scham und Spott von Kollegen und Managern gleichermaßen erleben würde. Der Bericht von Bloomberg zeichnet ein leicht anderes Bild wie das von Business Insider. Beide unterstreichen aber ein Kulturproblem und basieren jeweils auf Gesprächen mit (ehemaligen) Mitarbeitern und da gibt jeder seine eigenen Erfahrungen wieder.

Goldene Handschellen

"Eine weitere Person, die bis 2022 im Marketingbereich gearbeitet hat und um Anonymität bat, um ihre Karriere zu schützen, berichtete, dass sie oft an 7 bis 10 Besprechungen pro Tag teilnahm, an denen jeweils mehr als 30 Personen beteiligt waren, oft unterbrochen von Streitereien und lauten Auseinandersetzungen. Dennoch hielt sie es zwei Jahre lang aus, aufgrund der 'goldenen Handschellen' - der Möglichkeit, noch mehr Reichtum zu erlangen." - Bloomberg

Aufgrund des Systems bei den Aktien kommen die älteren Kollegen, die bereits Anteile zu Geld machen konnten und teure Häuser und Autos kaufen, besser weg als die, die erst noch die Sporen verdienen müssen. Sicher ist nur, dass Nvidia sein Personal seit dem KI-Hype besser halten kann als zuvor: Nur noch 2,7 Prozent der Mitarbeiter wechseln; zuvor waren es 5,3 Prozent. Der Branchenschnitt liegt bei 17,7 Prozent.

Fluch und Segen der Aktien

Wer 2019 das Aktienprogramm maximal genutzt hat, hat heute statt des Gegenwerts eines Toyotas den von zwei Lamborghini. "Es ist einfach immer sehr überraschend, wie viel Geld sie in einer Aktie haben", sagte Spencer Hsu, ein Immobilienmakler mit Sitz in Palo Alto, Kalifornien. Der Mitarbeiterparkplatz spreche Bände mit grünen Supersportwagen.

Die Berichte von Bloomberg und Business Insider ergänzen sich unter anderem in dem Punkt, dass Nvidia sehr gute Gehaltspakete schnüre und durchaus einen gewissen Leidensdruck ausgleiche. Beide Quellen melden zudem, dass Mitarbeiter mit Problemen nicht entlassen werden, sondern "gefördert" werden sollen, was allerdings neue Probleme nach sich ziehen kann.

Nicht alles ist schlecht

Airan Junior, der von 2020 bis 2023 bei Nvidia tätig war, sagte, dass "bei Nvidia zu arbeiten wie im Disneyland ist", aufgrund der vielen Teams, die interessante technische Probleme lösen, und er ergänzt, dass die Unternehmenskultur, obwohl unkonventionell, zu diesem enormen Erfolg beitrug.

Quelle: Bloomberg

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