Halbleiter-Konzern: Chiphersteller Nvidia auf Höhenflug

NVIDIA

Der Kurs der Aktie des US-Chipherstellers Nvidia hat nach den zuversichtlichen Prognosen des Vorstandes in der Nacht zum Donnerstag einen Sprung von fast 30 Prozent gemacht. Mit 391 Dollar je Aktie erreichte der Preis den höchsten Stand in der bisherigen Geschichte des Unternehmens. Der Marktwert nähert sich nun der Marke von einer Billion Dollar an. Das macht Nvidia zu einem der wertvollsten Konzerne der Welt.

Ausgelöst hatte den Höhenflug der Vorstand mit seinen überaus optimistischen Aussichten über den weiteren Geschäftsverlauf. Absatz, Umsatz und Gewinn könnten weiter auf Rekordwerte steigen. Vor allem der Boom an Systemen der Künstlichen Intelligenz (KI) treibe die Nachfrage nach den Halbleiterbausteinen des Unternehmens voran. Nvidia ist auf Chips spezialisiert, die sehr schnell sehr große Menge an Daten verarbeiten können.

Zwei Revolutionen zur gleichen Zeit

Diese Chips kommen unter anderem in KI-Systemen zum Einsatz. Diese Systeme finden mehr und mehr im Alltag wie auch in der Industrie ihren Einsatz. „Die Computerindustrie geht gleich durch zwei Umbruchphasen – beschleunigte Datenverarbeitung und generative Künstliche Intelligenz“, erklärte Jensen Huang, Gründer und Vorstandsvorsitzender des Unternehmens. Firmen faktisch aller Branchen und aller Größen würden KI-Technologie in ihre Produkte und Dienste einbauen.

Das brauche neue Techniken unter anderem in Zehntausenden Datenzentren in aller Welt – und genau dafür habe Nvidia eine Familie von Hochleistungschips entwickelt und entworfen, sagt Huang. Da Nvidia keine eigenen Fabriken zur Fertigung von Chips unterhält, spannt es für die Massenfertigung verschiedene Auftragsfertiger wie die taiwanischen TSMC- und UMC-Gruppen ein. So profitieren auch Partner, Zulieferer und Konkurrenten vom Nachfrageboom an Künstlichen-Intelligenz-Systemen sowie den dafür nötigen Grafik- und KI-Chips.

So legte mit dem Kurssprung von Nvidia auch der Preis der Aktie des Konkurrenten AMD rund 8 Prozent zu; TSMC stieg 4 Prozent. Die Papiere von Ausrüstern wie der niederländischen ASM International Gruppe zogen 8,5 Prozent, die von ASML knapp 6 Prozent an. Beide fertigen die Maschinen, mit denen Chips der neuesten Generationen hergestellt werden. Die Analysten großer Investmentbanken sehen die Kurssteigerung von Nvidia noch längst nicht am Ende. Das britische Bankhaus Barclays hält in absehbarer Zeit einen Preis von 500 Dollar je Aktie für möglich – und Huang befeuert diese Phantasien weiter.

So rechnet der Vorstandschef für das laufende Quartal mit einem Umsatzsprung auf 11 Milliarden Dollar. Dabei wird laut einer Mitteilung von Nvidia eine Bruttomarge von bis zu 70 Prozent anvisiert. Das heißt, der Konzern ist eines der profitabelsten Unternehmen der Welt. Huang hatte Nvidia vor 30 Jahren als Designhaus für leistungsfähige Chips für Videospielcomputer gegründet. Ende der Neunzigerjahre brachte er Nvidia an die Börse. Zehn Jahr später dann zeigte sich, dass Nvidia-Chips sich auch gut bei der Entwicklung von KI-Systemen einsetzen lassen.

Das ließ Huang während der vergangenen Jahre sein Unternehmen mehr und mehr im Zentrum dieser Entwicklung positionieren. Er steckte Milliarden in die Forschung, verfeinerte das Geschäftsmodell seines Hauses, engagierte Topingenieure und setzte sich so an die Spitze der Technologie rund um die komplizierten KI-Chips. Mit der Veröffentlichung von KI-Systemen wie ChatGPT über die weltweiten Datennetze wird Künstliche Intelligenz quasi popularisiert – und Nvidia sieht diese Popularisierung faktisch auf sich zulaufen.

Für das abgelaufene Quartal vermeldet der Vorstand einen Umsatz von 7,1 Milliarden Dollar. Das waren 19 Prozent mehr als im Quartal zuvor, aber 13 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Unter dem Strich wies der Konzern einen Überschuss für die zurückliegenden drei Monaten von 2 Milliarden Dollar aus. Das waren 44 Prozent mehr als im Quartal zuvor und 26 Prozent mehr als vor einem Jahr.

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