Pariser Kathedrale Notre-Dame nach Brand wiedereröffnet
Stand: 07.12.2024 20:37 Uhr
Mehr als fünf Jahre nach dem schweren Brand öffnet Notre-Dame wieder ihre Türen. Bei dem Festakt in Paris wurde die erneuerte Kathedrale gewürdigt. Mit dabei waren zahlreiche Staats- und Regierungschefs.
Der schwere Brand am 15. April 2019 zerstörte sie fast komplett, nun erstrahlt die weltberühmte Pariser Kathedrale Notre-Dame in neuem Glanz. Zur Eröffnung klopfte der Pariser Erzbischof Laurent Ulrich nach katholischem Ritus drei Mal mit dem Bischofsstab an das Hauptportal, worauf der Chor von Notre-Dame mit einem Psalmgesang antwortete.
Etwa 2.000 Experten hatten mehr als fünf Jahre an dem Wiederaufbau gearbeitet - oft mit eigens nach mittelalterlichem Vorbild angefertigten Werkzeugen und Techniken.
Kathedrale nach Restaurierung deutlich hellerDie neue alte Kathedrale ist nun deutlich heller: Wenn die Sonne scheint, lassen die gesäuberten prächtigen Kirchenfenster bunte Lichtflecken auf den hellen Mauern tanzen. Der Kalkstein wurde mit Latex-Peelings gereinigt. Die Fresken und Gemälde leuchten in hellblau, rosa, rot und grün. Bis auf einige Ausbesserungen wurde nichts nachgemalt. Die Flächen wurden lediglich gereinigt. Für den Wiederaufbau waren rund 840 Millionen Euro an Spenden zusammengekommen.
"Heute Abend läuten die Glocken von Notre-Dame wieder", sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in einer Ansprache in der Kirche. "Und die Orgel wird im nächsten Moment erwachen. Musik der Hoffnung, die den Parisern, Frankreich und der Welt vertraut ist."
Dank an die Spenderinnen und Spender aus In- und AuslandDer französische Präsident erinnerte an die bangen Stunden, als die Kathedrale in Flammen stand und die Sorge bestand, dass das Gotteshaus komplett abbrennen könnte. Zum Glück sei es gelungen, den Brand zu löschen. "Wir beschlossen, Notre-Dame de Paris wieder aufzubauen, noch schöner, innerhalb von fünf Jahren", sagte Macron. Möglich gemacht habe dies ein großer Schulterschluss. "Eine Bruderschaft derer, die auf allen Kontinenten gespendet haben, aller Religionen, aller Vermögen, die durch die Hoffnung vereint und in ihren Mauern versammelt sind."
Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte die Leistung beim Wiederaufbau. Sie sei das Ergebnis einer "immensen Kraftanstrengung und einer großen Gemeinschaftsleistung der Französinnen und Franzosen". Die Kirche nannte er ein europäisches Wahrzeichen, in dem sich eine 1.000-jährige Geschichte des Kontinents "mit all ihren Höhen und Tiefen" widerspiegele.
Notre-Dames FensterstreitDass die Kathedrale nach nur fünfeinhalb Jahren wiedereröffnet werden kann, ist für viele bemerkenswert. Die Restaurierung wurde national wie international engagiert verfolgt. Immer wieder diskutiert wurde dabei, wie originalgetreu der Wiederaufbau erfolgen sollte.
Für einigen Ärger sorgten besonders die Fenster der Kirche. Macron sprach sich zuletzt dafür aus, die sechs alten Schwarz-Weiß-Fenster aus dem 19. Jahrhundert durch bunte figurative Darstellungen zu ersetzen. Das Auswahlverfahren für die neuen Fenster läuft derzeit noch. Ob sie wirklich eingesetzt werden ist noch unklar, denn die Finanzierung ist nicht gesichert. Kritiker werfen Macron vor, er wolle sich mit den bunten Fenstern ein Denkmal setzen.
Brandursache weiterhin unklarWie es zu dem Feuer im April 2019 kommen konnte, ist auch nach fünfeinhalb Jahren noch unklar. Die Ermittlungen sind nicht abgeschlossen. Experten gehen davon aus, dass eine der Elektroanlagen im Dachstuhl einen Kurzschluss ausgelöst hatte. Das wäre brisant, denn eigentlich sind solche Elektroinstallationen im Dachstuhl verboten.
Nun wurden modernste Brandschutzsysteme eingebaut: Wärmekameras, Rauchmelder und hitzeempfindliche Glasfaserkabel. Bei einem erneuten Brand würden sofort die neuen Zerstäuber anspringen und feinste Wassertropfen freisetzen, um das Feuer zu löschen und das Gebälk vor zu viel Löschwasser zu bewahren.
Notre-Dame für alle zugänglichDie restaurierte Kirche ist künftig für alle kostenlos zugänglich. Wer die Kathedrale besuchen will, kann sich spontan in die Schlange einreihen oder über die offizielle Notre-Dame-Homepage einen Zugang in einem festgelegten Zeitfenster sichern. In den kommenden Tagen wird ein großer Andrang erwartet.
Prominente Gäste zur EröffnungZur Eröffnung des 850 Jahre alten Wahrzeichens von Paris kamen etwa 40 Staats- und Regierungschefs. Der gewählte US-Präsident Donald Trump war angereist und auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj.
In einer Dreier-Runde - Trump, Macron und Selenskyj - sprachen die Politiker im Élysée-Palast auch über den Angriffskrieg gegen die Ukraine. Der ukrainische Präsident bezeichnete das Zusammenkommen als gut und produktiv. "Präsident Trump ist, wie immer, resolut. Ich danke ihm dafür", schrieb Selenskyj auf der Plattform X. "Wir alle wollen, dass dieser Krieg so schnell wie möglich und auf gerechte Weise beendet wird. Wir sprachen über unsere Menschen, die Lage auf dem Schlachtfeld und über einen gerechten Frieden für die Ukraine." Die drei Männer hätten vereinbart, weiter zusammenzuarbeiten. "Frieden durch Stärke ist möglich", schrieb Selenskyj.
Mit Informationen von Julia Borutta, ARD-Studio Paris.