Northvolt-Baustart: Aufbruch in die grüne Zukunft?

26 Mär 2024

Stand: 25.03.2024 21:09 Uhr

Der Bau der Gigafactory bei Heide hat offiziell begonnen. Der Festakt am Montag war minutiös durchorganisiert. Jetzt beginnt die wirkliche Arbeit - für das schwedische Unternehmen und für die Region.

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Foto NDR.de

von Marian Schäfer

Als das Pfahlbohrgerät das Stahlrohr gut acht Meter tief in den Marschboden getrieben hat, ist erst einmal Schluss. Ungefähr zwei Minuten braucht es dafür - ausreichend Zeit für Bilder vom "Buzzern": Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Bundeswirtschaftminister Robert Habeck (Grüne), Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), Schwedens Botschafterin in Deutschland Veronika Wand-Danielsson, Northvolt-CEO Peter Carlsson und Northvolt-Deutschland-Chef Christofer Haux stehen an einem Pult und drücken gemeinsam einen großen Knopf wie in einer Quiz-Show.

Gigafactory Heide: Geschichte vom Aufbruch in die grüne Zukunft

Kanzler Olaf Scholz (SPD), Wirtschaftminister Robert Habeck (Grüne), Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), Schwedens Botschafterin Veronika Wand-Danielsson, Northvolt-CEO Peter Carlsson und Deutschland-Chef Christofer Haux.

Die Hände haben sie übereinanderliegen, die Sonne scheint, der Wind weht - ein perfektes Bild für den gemeinsamen Aufbruch in die grüne Zukunft. Für nicht weniger soll er stehen, der Baustart von Northvolts 4,5 Milliarden Euro teurer Gigafactory bei Heide - mit dem "Buzzern" und der ersten Pfahlbohrung auf der riesigen Baustelle ist er nun erfolgt. Das Unternehmen erzählt an diesem Tag mit viel Aufwand eine große Geschichte, die nicht nur von einer Fabrik und Batterien für E-Autos handelt, sondern von einer besseren, sauberen Welt, von: Zukunft.

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Die Baustelle auf dem Gebiet von Lohe-Rickelshof und Norderwöhrden, sie ist an diesem Tag die zweite Station für Politiker und den Journalisten-Tross. Die erste ist ein alter Hof im etwa 18 Kilometer weit entfernten Hedwigenkoog. Auch er vereint wohl nicht ohne Grund das Alte und das Neue: Ein rustikales Café auf der einen, eine moderne Boulderhalle auf der anderen Seite. Wer hier hin möchte, muss natürlich angemeldet sein und mit seinem Auto an Polizei und Security vorbei, die QR-Codes scannen und Personalausweise checken. Ein Hund schnuppert Taschen auf Sprengstoff und Munition ab, bevor der Festakt beginnt.

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Northvolt will guter Nachbar sein

Am Anfang sorgt ein Einspielfilm für Fallhöhe: "Wie kann sie mehr sein als die Summe ihrer Produktionsanlagen?", fragt darin eine Sprecherin im Hinblick auf die Fabrik. Antwort: indem die Menschen mitgenommen werden, eine ganze Region, ein ganzes Land profitiert. Northvolt, sagt Deutschland-Chef Christofer Haux, will ein guter Nachbar sein, denn in Dithmarschen gebe es nichts Wichtigeres als Nachbarschaft. Der Einspielfilm endet mit: "Northvolt drei - eine Fabrik für Aufbruch".

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Dass es den braucht, macht Northvolt-CEO Peter Carlsson deutlich, der es als größte Aufgabe beschreibt, den Klimawandel aufzuhalten - mithilfe grüner Transformation. "Hier wird klimaneutrales Industrieland sichtbar", sagt auch Ministerpräsident Daniel Günther. Von dem erfährt man, dass er morgens noch mit Carlsson joggen war. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz sieht das große Ganze: "So sichern wir Wertschöpfung und technologische Sicherheit."

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Olaf Scholz: "Dithmarschen-Geschwindigkeit"

Olaf Scholz beschreibt die Anstrengungen seiner Regierung, in der Planung und Genehmigung von Stromtrassen und Wasserstoffnetzen, also der Energiewelt der Zukunft, Tempo zu machen. Er lobt die "konsequente Entscheidung" der Menschen an der Westküste, so früh und so stark auf erneuerbare Energien gesetzt - und bei der Northvolt-Ansiedlung dann ebenfalls Tempo gemacht zu haben. "Dithmarschen-Geschwindigkeit", so nennt Olaf Scholz das.

Diese sogenannte Dithmarschen-Geschwindigkeit, sie wird auch weiter nötig sein. Peter Carlsson spricht davon, dass sich parallel zum Fabrikbau nun auch die Region entwickeln müsse: Wohnungen müssten geschaffen, Schulen und Kitas gebaut werden. "All das muss gleichzeitig passieren", sagt Carlsson. Auch Daniel Günther sagt, es sei viel zu tun - im Hinblick auf eine Anbindung des Werks an die Marschbahn spricht er gleich Olaf Scholz an.

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Herausforderungen bleiben

Nur drei Plätze entfernt von Scholz, direkt in der ersten Reihe, sitzt beim Festakt Kai Tange. Der Bürgermeister von Lohe-Rickelshof sagt, er sei froh, wieder in Ruhe arbeiten zu können nach dem Trubel um die Northvolt-Abstimmungen in seiner sowie der Nachbargemeinde Norderwöhrden. "Bei der letzten Gemeindesitzung waren mal keine Kameras dabei", sagt er und lacht. Auch Tange meint, dass vieles noch nicht gelöst sei und spricht zum Beispiel von den 500 bis 600 Wohneinheiten, die in seinem 2.100-Einwohner-Dorf benötigt würden. "Die Veranstaltung heute ist schön, wir freuen uns, aber die Herausforderung wird dadurch nicht kleiner", so Tange.

Boßeln statt Spatenstich: Northvolt-Chef Peter Carlsson will Nähe zu der Region zeigen.

Vom Hof im Hedwigenkoog zur Baustelle fahren dann Elektrobusse, gefolgt von den Kolonnen von Scholz, Habeck und Günther. Straßen werden gesperrt, an manchen Stellen bilden sich längere Schlangen von Autos, die nicht weiterkommen. Bevor es dann zum Buzzer und der Pfahlbohrung geht, steht Boßeln auf dem Programm: Scholz und Co. werfen nicht einzeln, sondern gleichzeitig - fast wie ein Team, natürlich. Gut 150 Meter entfernt stehen in diesem Moment etwa 50 Traktoren protestierender Landwirte und begleiten den Wurf mit einem Hup-Konzert. Ihr Protest richtet sich nach eigener Aussage allerdings nicht gegen das Projekt, sondern gegen die Bundesregierung.

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Peter Carlsson besucht die Nachbarschaft

Am Nachmittag stattet Northvolt-CEO Peter Carlsson dann noch in wechselnder Besetzung Besuche in der Nachbarschaft ab - bei einem Gymnasium, dem Amt Heider Umland und der Fachhochschule Westküste. Zu dieser Zeit ist auf der Baustelle schon wieder Ruhe eingekehrt.

Richtig los geht es erst am nächsten Tag, dann wird das Pfahlbohrgerät am Premieren-Loch noch einmal ansetzen und das Stahlrohr weitere sechs Meter in die Erde treiben. Das Loch wird dann mit Bewehrungsstahl und Zement gefüllt und der 110 Hektar großen Fabrik mit exakt 15.999 weiteren Pfählen einen sicheren Stand in der matschig-weichen Marsch geben.

Denn wer hier baut, so sagt man, braucht gute Gründe.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 25.03.2024 | 16:00 Uhr

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