RTL: Weniger gute und mehr schlechte Zeiten mit den ...

8 Tage vor

Das war nix! Setzen! Sechs! Da wartet man als deutscher Fan sieben Monate auf Live-Football am Sonntagabend und bekommt dann – bei allem Respekt – Daniel Jones gegen Sam Darnold, New York Giants gegen Minnesota Vikings, ein mutmaßliches Duell am Bodensatz der Liga mit keinerlei Relevanz für eine spätere Playoff-Entscheidung.

NFL - Figure 1
Foto Touchdown24

+++ein Kommentar von Dirk Kaiser+++

RTL-Kommentator Florian Schmidt-Sommerfeld fragte noch vor dem Kickoff, wo man am ersten Spieltag besser in die Saison starten könnte als in New York? Ich sag`s ihnen: In Buffalo, Chicago, Indianapolis, Miami, die freie Auswahl fast aller Spielorte um 19 Uhr. Natürlich, die New York Giants werden in dieser Saison 100 Jahre alt und mit Markus Kuhn hat man einen Giants-Experten im Gepäck, der live vom Spielfeldrand mit Jana Wosnitza berichtetete, aber ehrlich: Daniel Jones gegen Sam Darnold in Woche eins? Wenigstens wissen wir jetzt, dass wir mindestens die indiskutablen Giants in dieser Saison nicht mehr als Premiumspiel von RTL serviert bekommen können -. oder doch?

Machen wir uns nichts vor: RTL hat am Sonntag gegenüber den deutschen NFL-Fans die Hosen herunter gelassen. Und sie sind dem Sender offenbar weitestgehend egal, es geht offensichtlich vor allem darum, das Pay-TV-Format RTL+ zu promoten, wo zeitgleich um 19 Uhr ein Spiel lief, das nach Meinung der Experten Playoff-Relevanz besitzt: Atlanta Falcons gegen Pittsburgh Steelers, immerhin. So hieß es also Sam Darnold bei der Arbeit bei einem diesjährigen Underdog zuzugucken anstatt Kirk Cousins bei der Premiere in einem spannenden Team.

Nun ist seit langem bekannt, dass die Sender selbst nur wenig Einfluss auf die Auswahl der Spiele haben, die die National Football League ihnen anbietet. Zwei 19-Uhr-Spiele zur Auswahl, eins im Fernsehen, eins im Stream, so war schon die Devise zu ranNFL-Zeiten, als die Rechte bis einschließlich der Saison 2022 bei der ProSiebenSat.1-Media-Gruppe lagen. Der Vorteil der damaligen Zeit: Beide Spiele waren frei empfänglich. War man der Meinung, dass das falsche Spiel im TV gezeigt wurde, hatte man die Möglichkeit den Stream über das Mobiltelefon abzurufen und über den TV-Bildschirm zu spiegeln. Auch das Free-TV-Livebild war online ohne Zusatzkosten zu sehen.

Manch einer schloss den Laptop via HDMI an den Fernseher an. Manche schauten auch gleich beide Spiele parallel. Das eine auf dem TV-Mattscheibe, das andere auf dem Laptop, Handy oder Rechner – oder beide im Internet. Manch ein NFL-Fan auf Reisen oder in der Spät- oder Nachtschicht mancher Berufe, an denen man auch sonntags ran muss, wich ohnehin auf die Streams aus. Doch das ist seit der Übergabe der Rechte an RTL Vergangenheit.

Natürlich, heute müssen private Medienunternehmen schauen, wie sie möglichst Umsatz generieren. Da geht es TV-Anstalten nicht anders als beispielsweise auch TOUCHDOWN24. Doch im Falle der NFL-Übertragungen ist es umso bitterer, weil ein anderer Rechteinhaber über Jahre bewiesen hat, dass es auch ohne Bezahlabo geht. Nicht wenige Fans weichen daher – sicherlich ganz zur Freude der NFL – gleich ganz auf den Gamepass aus, anstatt sich wie am gestrigen Sonntag das von der Ansetzung her wahrscheinlich uninteressanteste Spiel im Schedule anzuschauen.

Natürlich, im Vergleich zum Gamepass ist RTL+ noch immer günstiger. Für 8,99 Euro (ein Stream) oder 12,99 Euro (zwei Streams) kann man die beiden angebotenen NFL-Spiele um 19 Uhr nach eigener Auswahl oder sogar parallel verfolgen. Bei DAZN ist man mit dem Gamepass im Monatsabo mit 17,99 Euro – oder für Zusatz-Content 19,99 Euro – dabei – und kann sich im Jahresabo einen Rabatt sichern. Dafür hat man dann aber Zugriff auf alle Spiele inklusive der Redzone-Konferenz.

Bei RTL+ kann man dafür die GZSZ-Folgen der kommenden Woche immerhin schonmal vorher schauen. Nein, RTL, so macht die NFL bei euch keinen Spaß, da könnt ihr noch so viel Aufwand betreiben, euer Team an den Spielfeldrand schicken, um ein besseres Angebot als zuvor ranNFL anzubieten. Die meisten NFL-Fans dürften so den Übertragungen der Privatsender-Konkurrenz noch lange nachtrauern.

Über den/die Autor/in

Dirk Kaiser

Dirk Kaiser ist im Bereich des American Footballs seit über 20 Jahren auf etlichen Ebenen aktiv. Journalistisch begleitet er neben der NFL auch die ELF und GFL für TOUCHDOWN24.

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