Neue Nations League hat absurde Folgen für die WM

10 Tage vor

Die Ausweitung der Nations League hat chaotische Folgen und macht die Auslosung zur WM-Qualifikation extrem kompliziert. Sogar von möglichen Manipulationen ist aufgrund der neuen Gegebenheiten die Rede.

Nations League - Figure 1
Foto SPORT1

In dieser Woche ist die Nations League in einem neuen Gewand in ihre vierte Auflage gestartet.

Ein Viertelfinale und Relegationsspiele zwischen den einzelnen Ligen sollen den vor sechs Jahren gegründeten Wettbewerb spannender und attraktiver machen.

So ist jedenfalls die Hoffnung der UEFA.

Was sich aber schon vor dem Anpfiff des ersten Spiels der deutschen Mannschaft gegen Ungarn (Sa. ab 20.45 Uhr im LIVETICKER) andeutet, ist noch mehr Verwirrung und Komplexität.

Selbst von drohender Manipulation und Wettbewerbsverzerrung ist schon die Rede.

Das hat die Nations League mit der WM-Qualifikation zu tun

Der Grund? Einfach gesagt die Verzahnung der Nations League, inklusive ihrer zusätzlichen Runden, mit der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2026.

Deutlich wird dies bei der Auslosung der europäischen Qualifikationsgruppen, die voraussichtlich im Dezember stattfindet.

Was die FIFA als Ausrichter der WM ihren Mitgliedsverbänden diesbezüglich laut ESPN und anderen Medien in einem Rundbrief zugeschickt hat, trieft nur so vor Bedingungen und kurzfristigen Anpassungen.

Im Kern geht es darum, dass durch das zusätzliche Viertelfinale und die Relegationsspiele im März sowie die Finalrunde im Juni zu viele Faktoren für die Zusammensetzung der einzelnen Qualifikationsgruppen eine Rolle spielen, die zum Zeitpunkt der Auslosung noch gar nicht bekannt sein können.

Zur Erinnerung: Die 54 europäischen Teams – Russland bleibt wegen des Ukraine-Krieges einstweilen außen vor – werden für die Auslosung in sechs Fünfer- und sechs Vierergruppen aufgeteilt.

Bei der letzten Auslosung für eine WM-Qualifikation im Jahr 2020 war es noch einfach. Man musste nur die vier Teilnehmer an der Nations-League-Finalrunde in eine kleinere Gruppe losen, damit sie ihre zusätzlichen Endrunden-Spiele noch absolvieren können.

Zu viele Gruppenköpfe für zu wenig Gruppen

Wie aber geht man nun mit acht Viertelfinalisten aus der Nations League um, die als Gruppenköpfe gesetzt sind, für die man aber gar nicht die nötige Anzahl an kleineren Gruppen hat? Bekanntlich gibt es ja nur sechs Vierergruppen. Folglich müssten zwei Viertelfinalisten in Gruppen spielen, in denen bereits die sechs anderen Viertelfinalisten jeweils als Gruppenkopf gesetzt sind.

Um ein Beispiel zu nennen. Sollten sich Portugal, Kroatien, Frankreich, Italien, Deutschland, die Niederlande, Spanien und Dänemark für das Viertelfinale der Nations League qualifizieren, könnte es zu der Konstellation kommen, dass sich Deutschland und Spanien oder Italien und Frankreich in einer Qualifikationsgruppe befinden.

Für die betroffenen Teams wäre das ein Nachteil im Vergleich zu den anderen Viertelfinalisten, die in ihren Gruppen einfachere Gegner erwarten können. Zumal sich nur die Gruppensieger direkt für die WM-Endrunde in Nord- und Mittelamerika qualifizieren.

Die Fünfergruppen kommen nicht in Frage, weil für die Viertelfinalisten schlicht zu wenige Termine zur Verfügung stehen. In einer Fünfergruppe müssten sie neben den K.o.-Spielen in der Nations League noch acht Partien in der Qualifikation bestreiten, in einer Vierergruppe sind es nur sechs.

20 Mannschaften bestreiten Relegationsspiele

Da auch für die 20 Teams, die im März noch Relegationsspiele zu bestreiten haben, besondere Bedingungen bei der Auslosung gelten, wird die Ziehung zusätzlich kompliziert.

Die Daten-Experten von Football Meets Data, die ebenfalls über den Rundbrief der FIFA berichteten, kommen zu dem Schluss: „Die Auslosung (…) wird die komplizierteste sein, die wir je gesehen haben.“

Und eine, die dafür sorgen könnte, dass über manchem Nations-League-Spiel der Verdacht der Manipulation schwebt.

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Erweist sich ein Sieg als Nachteil?

Die Regeln für die Auslosung, die sowohl die Position der Teams in der Weltrangliste als auch die Abschlusstabelle der Nations-League-Vorrunde berücksichtigen, könnten laut Football Meets Data dafür sorgen, dass Mannschaften versuchen könnten, die Aufstiegsspiele in eine höhere Liga zu vermeiden.

So würden sie unter bestimmten Bedingungen bei der Auslosung in einen höheren Topf gesetzt werden als ursprünglich vorgesehen.

Aber auch im Viertelfinale könnte sich womöglich ein Sieg hinsichtlich der WM-Qualifikation als nachteilig erweisen.

Der Grund: Bei der Auslosung werden die Sieger und Verlierer der Viertelfinals als Platzhalter schon bestimmten Gruppen zugeordnet. Warum sollte man also gewinnen, wenn man als Verlierer möglicherweise einer einfacheren Gruppe zugewiesen werden kann?

Halbfinale der Nations League oder doch bessere Chancen für die WM-Teilnahme? Vor dieser Frage könnte auch die deutsche Mannschaft stehen, falls sie sich als Erster oder Zweiter ihrer Gruppe fürs Viertelfinale qualifiziert.

Noch ist das alles spekulative Zukunftsmusik.

Eines aber ist jetzt schon klar. Die Reform der Nations League macht eine Auslosung einmal mehr zu einer Atomwissenschaft. Und es sollte nicht verwundern, wenn – wie schon bei der Auslosung der neuen Champions League – auch hier am Ende nur noch ein Computer helfen kann.

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