Bürgerschaft gibt grünes Licht Umstrittener Einstieg von MSC bei ...

11 Tage vor
MSC

Die Hamburgische Bürgerschaft hat wie erwartet grünes Licht für den umstrittenen Einstieg der weltgrößten Reederei MSC beim Hafenlogistik-Konzern HHLA gegeben. Am Mittwochabend brachte die Koalitionsmehrheit das Vorhaben des rot-grünen Senats über die Ziellinie. Damit steht dem Deal politisch nichts mehr im Weg.

Vor knapp einem Jahr war selbst der HHLA-Vorstand von den Plänen der Stadt Hamburg und dem in Genf ansässigen Schifffahrtsriesen überrascht worden. Das Geschäft hatte in Hamburg, Stammsitz von Deutschlands größter Container-Reederei Hapag-Lloyd, zum Teil heftige Kritik ausgelöst – nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen, sondern auch wegen der stark mit dem Hafen verknüpften Identität der Stadt.

Mehrheitseigentümer der HHLA bleibt zwar die Freie und Hansestadt Hamburg. Sie gibt aber Anteile am börsennotierten HHLA-Teilkonzern an die Mediterranean Shipping Company (MSC) ab, sodass die Reederei im Besitz der Familie von MSC-Gründer Gianluigi Aponte (84) künftig knapp die Hälfte des Hamburger Traditionsunternehmens hält.

Kritik verstummt nicht: „Großer Schaden für Hamburg“

MSC kündigte an, in Deutschlands größten Seehafen investieren zu wollen und mehr Ladung dorthin zu bringen. Doch Kritiker fürchten weiterhin einen zu großen Einfluss von MSC und eine ungewisse Zukunft für die HHLA – dem größten Terminal-Betreiber der Hansestadt.

Die Bürgerschaft votierte am Mittwoch in namentlicher Abstimmung in zweiter und letzter Lesung für den Teilverkauf der HHLA. Unmittelbar vorausgegangen war erneut eine hitzige Debatte, in der Vertreter von CDU, der Linken und AfD den Deal scharf kritisierten: als „großen Schaden für Hamburg“, als „Ausverkauf“ des Hafenbetreibers und als „puren Akt der Verzweiflung“.

Die Verteidigung des Vorhabens durch Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (47) sowie Abgeordnete von SPD und Grünen als vernünftige Lösung zur Stärkung der HHLA wurde von lautstarken Zwischenrufen begleitet. Im Publikum wurde die Debatte auch von Hafenarbeitern verfolgt.

Es fehlen noch weitere Zustimmungen

Der Abschluss der Transaktion wird bis Ende des Jahres erwartet. Allerdings muss die EU-Kommission noch zustimmen. Die Gespräche in Brüssel liefen nach Plan, sagte ein Sprecher der Hamburger Wirtschaftsbehörde auf Nachfrage. Es werde im Jahresverlauf mit der Freigabe gerechnet. Auch von der Antimonopolkommission der Ukraine fehlt noch die Zustimmung. Die HHLA unterhält in Odessa einen Hafen, in dem allerdings seit Kriegsbeginn der Umschlag über das Schwarze Meer ruht.

Für die HHLA fällt das Geschäft mit der finanzkräftigen Reederei in wirtschaftlich turbulente Zeiten. Erst vor drei Wochen verabschiedete sich die HHLA von ihrem Ziel, im Gesamtkonzern einen operativen Gewinn (Ebit) von rund 400 Millionen Euro bis 2025 zu erreichen. Wegen des anhaltenden Kriegs in der Ukraine, der Krisen in Nahen Osten, der Konjunkturschwäche und Marktveränderungen gilt die 400-Millionen-Marke nun frühestens 2027 als realistisch.

Zugleich steigerte die HHLA, die auch Häfen in Tallin und Triest betreibt, aber Umsatz und Gewinn im zweiten Quartal kräftig. Und auch im Hamburger Hafen, wo die HHLA drei von vier Terminals betreibt, blieb der zuvor rückläufige Container-Umschlag im ersten Halbjahr praktisch stabil.

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