Gefährliche Variante auf dem Vormarsch: Afrikanische ...

13 Aug 2024
Gefährliche Variante auf dem Vormarsch Afrikanische Gesundheitsbehörde erklärt Notlage wegen Affenpocken

In der Demokratischen Republik Kongo kursiert eine neue Linie der Affenpocken. Bei Kindern soll die Sterblichkeit bei bis zu zehn Prozent liegen. Der afrikanische Seuchenschutz und auch die WHO reagieren nervös.

Mpox - Figure 1
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13.08.2024, 20.17 Uhr

Mpox-Verdachtsfall in der Demokratischen Republik Kongo: Ansteckender und tödlicher als die vorherigen Varianten

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Arlette Bashizi / REUTERS

Afrikas oberste Gesundheitsbehörde, die Africa CDC, hat wegen der Ausbreitung der Affenpocken eine »kontinentale gesundheitliche Notlage« erklärt. Dies geschehe, »um unsere Institutionen, unseren kollektiven Willen und unsere Ressourcen zu mobilisieren, um schnell und entschlossen zu handeln«, sagte Generaldirektor Jean Kaseya.

Kaseya sagte, dass der Kontinent mehr als zehn Millionen Impfstoffdosen benötige, aber nur etwa 200.000 verfügbar seien. Die CDC werde daran arbeiten, die Versorgung des Kontinents zu erhöhen. »Wir haben einen klaren Plan, um mehr als zehn Millionen Dosen in Afrika zu sichern, beginnend mit drei Millionen Dosen im Jahr 2024«, fügte er hinzu ohne zu sagen, woher die Impfstoffe bezogen werden sollen.

Affenpockenviren auf der Oberfläche infizierter Zellen

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Niaid / dpa

Am Mittwoch berät der Notfallausschuss der Weltgesundheitsorganisation (WHO) über die Frage, ob eine »gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite« ausgerufen werden soll. Die im September 2023 in der Demokratischen Republik Kongo entdeckte Variante »Klade Ib« sei ansteckender und tödlicher als die vorherigen und könne von Mensch zu Mensch übertragen werden, sorgt sich die WHO. Ihr Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus berief deshalb den Notfallausschuss ein, um zu klären, ob die höchste Alarmstufe für globale Gesundheitskrisen ausgerufen werden muss.

Mpox - Figure 2
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Mpox wurde 1970 in der heutigen Demokratischen Republik Kongo erstmals bei Menschen festgestellt. Das Virus zirkuliert in dem zentralafrikanischen Land seit Jahrzehnten, die Kranken hatten sich zumeist bei infizierten Tieren angesteckt.

Die aktuelle Virusvariante Klade Ib führt zu Hautausschlag am ganzen Körper, während die bisherigen Varianten nur einzelne Körperstellen wie den Mund, das Gesicht oder die Genitalien betrafen. Neben Pusteln gehört auch Fieber zu den typischen Symptomen der Krankheit.

In der Demokratischen Republik Kongo zählte die Gesundheitsbehörde der Afrikanischen Union Anfang August 14.479 bestätigte und Verdachtsfälle, 455 Tote und damit eine Sterblichkeit von rund drei Prozent. Nach Angaben von Wissenschaftlern der Demokratischen Republik Kongo kann die Sterblichkeit dieser Variante bei Kindern zehn Prozent erreichen. Die Fallzahl steige »exponentiell«, erklärte die dortige Regierung im Juli.

Situation »sehr kritisch«

»Die Krankheit ist in Flüchtlingslagern rund um Goma in Nord-Kivu festgestellt worden, wo die Situation wegen der extremen Bevölkerungsdichte sehr kritisch ist«, sagte Louis Albert Massing, medizinischer Koordinator der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF). »Die Gefahr einer Explosion ist real angesichts der enormen Bevölkerungsbewegungen« in dem an andere Länder grenzenden Konfliktgebiet im Osten der Demokratischen Republik Kongo.

Die neue Ib-Variante habe sich in den vergangenen Wochen bereits auf bisher nicht betroffene Regionen des Kongo und die Nachbarländer Burundi, Kenia, Ruanda und Uganda ausgebreitet, bestätigt Rosamund Lewis, bei der WHO für Mpox zuständig. Zudem wurden laut Africa CDC Verdachts- und bestätigte Fälle in Kamerun, in der Republik Kongo, der Zentralafrikanischen Republik, in Nigeria, Liberia und Ghana registriert.

Im Mai 2022 hatte sich die Krankheit auch außerhalb Afrikas ausgebreitet, 111 Länder waren betroffen. Innerhalb von etwas mehr als einem Jahr starben etwa 140 von rund 90.000 Infizierten. Betroffen waren hauptsächlich Männer, die Sex mit Männern haben.

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