Im Hafenbecken des Trierer Hafens wird es in den kommenden Monaten kaum Bewegung geben. Solange wie der Schiffsverkehr auf der Mosel stillsteht, werden dort wohl kaum noch Schiffe be- und entladen, sagt der Geschäftsführer des Trierer Hafens, Volker Klassen.
Der Großteil der Waren, der über den Trierer Hafen verschifft werde, gehe in Richtung Koblenz. Dieser Weg sei nun versperrt. Derzeit liefe die Planung, wie viele Schiffe man bis März im Hafen aufnehmen könne. So hätten bereits einige Flusskreuzfahrtschiffe angefragt, man rechne aber auch noch mit Güterschiffen. Die Höhe des finanziellen Schadens sei noch nicht absehbar.
MüdenDie Mosel bleibt voraussichtlich bis Ende März für den Schiffsverkehr gesperrt. Ein Frachter hat am Sonntag die Schleuse bei Müden gerammt und schwer beschädigt.
Mosel bleibt gesperrt: Eine beispiellose SituationDass Reparaturen an Schleusen oder Hochwasser kurzzeitig dafür sorgen, dass auf der Mosel keine Schiffe mehr fahren, ist eine Situation, die immer mal wieder vorkommt, sagt der Hafen-Leiter. Doch dass monatelang kein Schiff fahren kann - so was habe es noch nie gegeben. "Das ist ein Worst-Case-Szenario".
Immerhin laufe die Verteilung von Waren über das Container-Terminal auf Lkw- oder Bahn weiter. Unklar sei aber, wie lange dort die Kapazitäten ausreichten, um den Wegfall der Schifffahrt zu kompensieren. Noch schlimmer dran, so Volker Klassen, seien aber die Schiffsleute selbst. Sie hängen vorläufig auf der Mosel fest.
Für das Image der Mosel als Wasserstraße ist das eine Vollkatastrophe.
Denn erst wenn die Schleuse wieder funktioniert, kann die Fahrt weitergehen. Wie lange das wirklich dauert, ist derzeit noch nicht absehbar. "Für das Image der Mosel als Wasserstraße ist das eine Vollkatastrophe", sagt Klassen. Vorfälle wie diese erhöhen seiner Ansicht nach nicht gerade das Vertrauen darauf, dass Waren über den Wasserweg zuverlässig transportiert werden können.
Ähnlich sieht das auch die Industrie- und Handelskammer Trier. Auch wenn die Zahl der auf der Mosel fahrenden Güterschiffe in den vergangenen Jahren gesunken sei, gehöre sie immer noch zu den bedeutendsten Wasserstraßen Europas.
Gerade für die Stahl-Industrie, den Transport sperriger Güter wie Windräder oder Hotelschiffe sei der Fluss wichtig. Seit Jahren werde versucht, die Mosel weiter zu stärken und mehr Waren statt auf Straßen und Schienen übers Wasser zu transportieren.
Vorfälle wie diese zeigten jedoch, wie anfällig das Ganze sei. Wenn wartungsbedingt oder durch Unfälle Schleusen ausfielen, wirke sich das auf die gesamte Wasserstraße aus. Die zehn Schleusen auf der Mosel müssten deshalb grundlegend saniert werden. Zweite Schleusenkammern, wie sie es bisher nur in Trier, Zeltingen-Rachtig und Fankel gebe, seien für alle Schleusen unerlässlich.
Alternativen zur Mosel gesuchtBis es so weit ist, müssen sich Unternehmen, die es gewohnt sind, ihre Waren über die Mosel zu transportieren, schnell eine Alternative überlegen. Hochwald Foods aus Thalfang hat seine Transportwege für seine Produkte bereits umgestellt. Wie das Unternehmen auf SWR-Anfrage mitteilte, werden beispielsweise Kondensmilch in Dosen sowie H-Milch in Kleinpackungen zu 90 Prozent mit dem Schiff exportiert.
Die Logistik per Binnenschiff über die Mosel wird wieder zurückverlegt, sobald dies möglich ist.
Dabei würden die Produkte zunächst mit dem Binnenschiff transportiert, bevor sie auf Containerschiffe umgeladen werden. Während die Mosel gesperrt sei, würde die Ware nun per Lkw in andere Binnenhäfen gebracht.
Dies soll aber kein Dauerzustand sein, sagt Pressesprecherin Kathrin Lorenz: "Die Logistik per Binnenschiff über die Mosel wird wieder zurückverlegt, sobald dies möglich ist". Denn das Unternehmen will nach eigenen Angaben insbesondere aus Nachhaltigkeitsgründen auch in Zukunft Wasserwege für den Transport seiner Waren nutzen.
Schiffe stauen sich auf MoselEtwa 70 Schiffe stehen laut Wasser- und Schifffahrtsamt derzeit bis zur Grenze zu Frankreich sowie zur Saar still und können die Mosel nicht in Richtung Rhein verlassen. Wie der Saarländische Rundfunk (SR) berichtet, stauen sich allein auf der Saar derzeit etwa 15 Güterschiffe.
Transport über StraßenDas habe auch Auswirkungen auf Saar-Unternehmen wie Liqui Moly, die Dillinger Gruppe und Saarstahl. Unternehmen wie diese transportierten einen Großteil ihrer Lieferungen über den Wasserweg. Weil das jetzt nicht mehr möglich ist, plant Liqui Moly nach SR-Informationen für den Transport seiner Rohstoffe vom Wasser auf die Straße umzusteigen. Bis Ende März rechnet das Unternehmen demnach mit 800 Tankwagen und Mehrkosten von einer halben Million Euro.
Dillinger und Saarstahl konnten auf SR-Anfrage noch keine konkreten Angaben machen. Viele Produkte seien zu groß, um sie auf der Straße oder Schiene transportieren zu können. Man arbeite an einer Lösung.