Sammler verkaufte Waffe an Schützen von München

Schüsse nahe Israels Konsulat

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Nach den Schüssen nahe dem israelischen Konsulat in München werden Details zur Waffe des Schützen bekannt. Der mutmaßliche Attentäter hatte sie erst am Mittwoch gekauft.

Auch am Freitag waren Bereiche um das Konsulat abgesperrt. Foto: Matthias Balk/dpa

Der Schütze von München hatte seine Waffe nur einen Tag vor seinem mutmaßlichen Attentat gekauft. Der Verkäufer war ein Waffensammler, wie Österreichs Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, berichtete. Bei dem Gewehr handelte es sich um einen Karabiner älterer Bauart. 

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Großeinsatz der Polizeinach der Schießerei in München. Foto: Simon Sachseder/dpa

Der 18-jährige Österreicher starb am Donnerstag in einem Schusswechsel mit der Polizei nahe dem israelischen Konsulat in München. Ruf zufolge hatte er den Kontakt mit dem Sammler über eine Online-Plattform hergestellt. Der Karabiner wechselte laut Ruf für 350 Euro den Besitzer, dazu kamen noch ein Bajonett um 50 Euro und etwa 50 Schuss Munition. 

Karabiner gelten in Österreich als Waffen der Kategorie C. Sie sind deshalb frei verkäuflich und müssen erst bis zu sechs Wochen nach dem Kauf bei den Behörden registriert werden. In die Kategorie C fallen Langwaffen, die nach jedem Schuss händisch nachgeladen werden müssen. 

Ermittler: Islamistisches und antisemitisches Motiv möglich

Die Ermittler gehen Hinweisen auf ein islamistisches beziehungsweise antisemitisches Motiv des Täters nach. Das sei aufgrund der bislang vorliegenden Erkenntnisse die „Arbeitshypothese“, sagte die Leiterin der Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus bei der Generalstaatsanwaltschaft München, Gabriele Tilmann.

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Botschaften des Täters mit Hinweisen auf ein Motiv seien bisher nicht gefunden worden. 

Grundlage für diese Arbeitshypothese seien zum einen die Erkenntnisse österreichischer Behörden, laut denen sich der 18-Jährige islamistisch radikalisiert habe, sagte Tilmann. Zum anderen deuteten Tatort und Zeit darauf hin: Der Täter habe am Jahrestag des Olympia-Attentats im Jahr 1972 auf das NS-Dokumentationszentrum und das israelische Generalkonsulat geschossen.

Der Verdächtige wurde von der Polizei niedergeschossen. Foto: Peter Kneffel/dpa

Hinweise auf Mittäter gebe es bisher zwar ebenfalls nicht. Ermittelt werden müsse dennoch, ob der 18 Jahre alte Österreicher in irgendeine Art von Netzwerk eingebunden war, sagte Tilmann. 

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Eltern meldeten Schützen als vermisst

Bei der Durchsuchung des Wohnhauses im Salzburger Land, in dem der 18-Jährige mit seinen Eltern wohnte, wurden laut Ruf am Donnerstag keine weiteren Waffen und kein offensichtliches islamistisches Propagandamaterial gefunden. Sichergestellte Datenträger müssen aber noch ausgewertet werden.

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Der junge Mann mit bosnischen Wurzeln hatte nach Angaben von Ruf am Montag eine neue Arbeit angenommen. Als er Donnerstagfrüh nicht in seinem Betrieb erschienen war, kontaktierten seine Eltern am Vormittag die Polizei und meldeten ihren Sohn als vermisst.

Von dem Vorfall in München, der bereits etwa eine Stunde zuvor stattgefunden hatte, wussten die Eltern zu jenem Zeitpunkt noch nichts, wie Ruf berichtete.

Polizei: Angreifer zum Niederlegen der Waffe aufgefordert

Der von der Polizei in München niedergeschossene Angreifer ist von der Polizei vor dem tödlichen Schusswechsel zum Niederlegen seiner Waffe aufgefordert worden. Das sagte Polizei-Einsatzleiter Christian Huber am Tag nach der Tat in München.

Zuvor hatte der Angreifer bereits Schüsse auf die NS-Dokuzentrum in München sowie auf das Israelische Generalkonsulat abgegeben. Der 18-Jährige habe sich auch Zutritt zu mindestens zwei Gebäuden verschafft. Der mit einer historischen Schweizer Armeewaffe bewaffnete Mann sei bereits beim Aussteigen aus seinem Fahrzeug von einer Polizeistreife gesehen worden. 

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