Miele: Bis zu 2000 Jobs – Hausgerätehersteller plant großen ...

5 Feb 2024
Traditionsunternehmen in der Krise Miele plant großen Stellenabbau

Ein Schreiben an die Mitarbeiter sorgt beim Hausgerätehersteller Miele in Gütersloh seit Tagen für Unruhe. Nun herrscht Gewissheit: Das Traditionsunternehmen baut zahlreiche Stellen ab.

Miele - Figure 1
Foto WirtschaftsWoche

Beim Hausgerätehersteller Miele in Gütersloh herrscht seit einiger Zeit Krisenstimmung. In einer mehr als fünf Minuten dauernden Videoansprache an die Beschäftigten stimmte die Unternehmensspitze die Belegschaft zum Jahreswechsel auf „schwere Entscheidungen und tiefgreifende Veränderungen“ ein. Was das konkret bedeuten würde, blieb lange unklar. Entsprechend wucherten die Gerüchte. Jetzt werden beim 1899 gegründeten Traditionsunternehmen Fakten geschaffen.

Klar ist: Miele baut zahlreiche Stellen ab. Von bis zu 2000 Arbeitsplätzen ist laut „Manager-Magazin“ die Rede. Zudem sollen etwa 700 Arbeitsplätze von Deutschland nach Polen verlegt werden. Es sei eine „Herausforderung, aber keine existenzbedrohende Situation“ für das Unternehmen, so Miele-Sprecher Carsten Prudent auf Nachfrage der WirtschaftsWoche. Die Zahlen möchte er am Montag nicht kommentieren. „Wir geben am Dienstag eine offizielle Erklärung dazu ab“, sagt er. Dann sollen auch die Mitarbeiter über die Pläne informiert werden. Darauf wies zuvor ein Schreiben der Unternehmensführung hin, das in den vergangenen Tagen an die Belegschaft verschickt worden ist.

Waschgeschäft ist stark defizitär

Miele - Figure 2
Foto WirtschaftsWoche

In der Mail, die der WirtschaftsWoche vorliegt, heißt es, dass die Mitarbeiter über die „geplanten Veränderungen“ informiert würden. Wo genau Stellen abgebaut oder verlagert werden, darauf deutete bereits die Videobotschaft zum Jahreswechsel hin. Darin hieß es, dass die Wäschepflege mit der traditionsreichen Waschmaschinenproduktion neu aufgestellt werden müsse. Intern gibt es unter Mitarbeitern schon länger die Befürchtung, dass die in Gütersloh stattfindende Waschmaschinenproduktion aus Kostengründen ins polnische Werk nach Ksawerów verlegt wird. Aktuell sollen am Stammsitz in Ostwestfalen etwa 1.500 Menschen mit der Fertigung von Waschmaschinen beschäftigt sein. Das Wäschegeschäft galt unter Branchenkennern zuletzt als „stark defizitär“.

Die Verlegung von Arbeitsplätzen nach Polen ist aber nur ein Szenario, das bei Miele diskutiert worden sein soll. Zuletzt gab es unter den Mitarbeitern die große Sorge, dass Standorte sogar ganz geschlossen werden könnte – ausgerechnet im 125. Jahr des Bestehens von Miele. Sorgen, die man in der Unternehmensführung offenbar ernst nimmt. „Wir wissen, dass aktuell zahlreiche Gerüchte im Umlauf sind, und wir verstehen die damit verbundenen Sorgen und Unsicherheiten“, heißt es weiter im Schreiben an die Belegschaft. Eine Schließung ganzer Standorte stehe laut Unternehmenssprecher Carsten Prudent aber nicht an.

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Foto WirtschaftsWoche

Mit einer „transparenten Kommunikation“ wolle man nun für „größtmögliche Klarheit“ sorgen. So sind ab dem 6. Februar „Informationsformate“ an allen Miele-Standorten geplant. Veranstaltungen sollen – je nach Arbeitsbereich – digital oder in Präsenz stattfinden. Dafür reisen einige der Geschäftsführer an die verschiedenen Produktionsstandorte. Ausnahmen bilden das Werk im chinesischen Dongguan und eine chinesische Vertriebsgesellschaft. Hintergrund ist das chinesische Neujahrsfest. Erst danach möchte man die Belegschaft in Asien informieren.

Krise nach Rekordumsatz in 2022

Nach eigenen Angaben beschäftigt Miele an den 15 Produktionsstandorten weltweit mehr als 23.000 Mitarbeiter, allein mehr als 11.000 davon sind in Werken in Deutschland tätig. Miele hatte zuletzt sehr gute Geschäftsjahre hinter sich und 2022 stieg der Umsatz um 12,2 Prozent auf 5,43 Milliarden Euro – so viel wie noch nie in der Firmengeschichte. Ein Jahr zuvor waren es 4,84 Milliarden Euro. Doch die guten wirtschaftlichen Zeiten scheinen aufgrund schwächerer Nachfrage nach Hausgeräten erst einmal vorbei zu sein.

So musste Miele im vergangenen Jahr an einigen Standorten Kurzarbeit anmelden: unter anderem in den ostwestfälischen Werken in Bünde, Bielefeld und am Stammwerk in Gütersloh.

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