Michelin verlagert Reifenproduktion: Die Reifenindustrie flieht aus ...

29 Nov 2023

Der Reifenhersteller Michelin hat die Schließung von drei Werken in Deutschland verkündet. Betroffen sind über 1.500 Mitarbeiter. Zuvor hatte Goodyear das Aus für Fulda angekündigt.

Der französische Konzern Michelin hat überraschend verkündet, die Produktion in drei deutschen Werken bis 2025 einzustellen. Darüber informierte der Reifenhersteller seine Mitarbeiter am Dienstag (28.11.2023) an den Produktionsstandorten Karlsruhe, Homburg und Trier. Diese Werke sind von der Schließung betroffen, Michelin selbst spricht von einer "Restrukturierung der Standorte in Deutschland".

Die hohe Inflation und stark gestiegene Produktionskosten in Deutschland sind laut Michelin ausschlaggebend für diese Entscheidung. So sei der Industrie-Erdgaspreis in Deutschland inzwischen doppelt so hoch wie noch im Jahr 2015, während der Strompreis um 51 Prozent stieg. Doch auch Personalkosten scheinen bei der Entscheidung eine Rolle zu spielen. Denn gleichzeitig gab Michelin bekannt, dass 122 Mitarbeiter im Kundenkontaktzentrum für Deutschland, Österreich und die Schweiz ihre Jobs verlieren. Diese Abteilung wird nach Polen verlagert. Das Pkw-Reifenwerk in Bad Kreuznach ist laut Michelin zumindest vorerst nicht von den Restrukturierungsmaßnahmen betroffen, die Produktion dort soll fortgeführt werden.

1.532 Mitarbeiter verlieren ihre Jobs

Insgesamt sind 1.532 Mitarbeiter von den Werksschließungen bei Michelin betroffen. Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) hat bereits Widerstand gegen die Michelin-Pläne angekündigt. Dazu IGBCE-Konzernbetreuer Matthias Hille in einer ersten Stellungnahme: "Wir geben die Standorte nicht auf und werden weiter an Alternativkonzepten arbeiten." Er erwarte, dass sich das Unternehmen an sein Versprechen halte und in den kommenden Wochen und Monaten umsetze, was es angekündigt habe: "Den Mensch in den Mittelpunkt stellen und im Dialog mit uns bleiben."

Goodyear schließt Fulda-Reifenwerk

Diese Hiobsbotschaft sowohl für die Belegschaft als auch für die betroffenen Kommunen ist bereits die zweite derartige in kurzer Zeit. Erst am 16. November hatte der Reifenkonzern Goodyear verkündet, die Produktion in zwei deutschen Werken einzustellen. Besonders bitter ist diese Nachricht für das betroffene Werk Fulda. An dem traditionsreichen Standort werden seit rund 120 Jahren Reifen produziert, 2025 geht auch dort das Licht aus. Hier verlieren 1.050 Menschen ihre Arbeit.

Fulda-Reifen (aktueller Werbeclaim "German High Technology") werden dann, wenn überhaupt, in einem anderen Land produziert. Neben dem von den Einheimischen liebevoll als "die Gummi" (von Gummiwerke Fulda) bezeichneten Reifenwerk wird Goodyear außerdem den Standort Fürstendwalde in Brandenburg bis 2027 dicht machen. Goodyear gibt an, in den kommenden fünf Jahren die Produktionskosten pro Reifen um durchschnittlich drei Dollar senken zu wollen.

Sehr wichtig - die dürfen teuer sein und ich kontrolliere sie ständig.Nicht so wichtig - billige Schlappen tun es auch.

Energie- und Produktionskosten, aber auch die zunehmende Konkurrenz durch Billiganbieter aus Fernost (vulgo: China) geben die Reifengiganten Michelin und Goodyear als Begründung an, mehrere Produktionsstätten in Deutschland zu schließen. Über 2.500 Menschen werden dadurch ihre Arbeit verlieren. Besonders bitter für Betroffene und die örtliche Wirtschaft ist die Schließung des Werks von Fulda-Reifen, das dort zu Selbstverständnis und Stadtbild gehört wie BMW zu München oder Mercedes zu Stuttgart. Die Gewerkschaft IGBCE läuft Sturm gegen diese Entscheidungen, wird sie aber wohl nicht verhindern, sondern allenfalls für die beiden Konzerne verteuern können.

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