Michael Klammer über Berlin: „In den Außenbezirken bin ich so gut ...

27 Mär 2023

Elf Fragen über Berlin, diesmal mit Schauspieler Michael Klammer. Er findet, dass es hier von zwei Dingen reichlich gibt: Baustellen und schlechtes Benehmen.

„Berlin ist schon echt sehr cool“: Schauspieler Michael Klammer.

„Berlin ist schon echt sehr cool“: Schauspieler Michael Klammer.Steffi Henn

Berlin hat rund 3,7 Millionen Einwohner, und jeder hat seinen eigenen Blick auf die Stadt. Was macht Berlin aus, wieso lebt man hier – und tut man es überhaupt gern? In unserer Rubrik „Fragebogen Berlin“ fragen wir bekannte Hauptstädterinnen und Hauptstädter nach ihren Lieblingsorten und nach Plätzen, die sie lieber meiden. Sie verraten, wo sie gern essen, einkaufen oder spazieren gehen. Aber auch, was sie an Berlin nervt und was man hier auf keinen Fall tun sollte.

Diesmal hat der Schauspieler Michael Klammer unsere Fragen beantwortet, der in einem kleinen Dorf in Südtirol aufgewachsen ist, inzwischen aber schon viele Jahre in der Millionenstadt Berlin lebt. Ein Engagement am Maxim-Gorki-Theater führte ihn einst hierher, mittlerweile ist der 43-Jährige längst angekommen, in Pankow fühlen er und seine Familie sich zu Hause. Bei uns spricht Klammer darüber, was er an Berlin schätzt. Spoiler: Die Mietpreisentwicklung ist es eher nicht.

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1.        Herr Klammer, seit wann sind Sie schon in der Stadt?

Seit jetzt fast 16 Jahren. Krass, wie schnell die Zeit vergangen ist.

2.       Welcher ist Ihr Lieblingsort in Berlin?

Eigentlich bin ich am liebsten zu Hause, in meiner Wohnung. Einen richtigen Lieblingsplatz habe ich in der Stadt gar nicht. Aber jedes Mal, wenn ich beispielsweise vom Hackeschen Markt am Monbijoupark vorbei über die Brücke am Dom Richtung Unter den Linden laufe, dann hab ich ein ähnliches Gefühl wie damals, als ich hier hingezogen bin. Ein bisschen wie frisch verliebt sein.

3.         Wo zieht es Sie hin, wenn Sie entspannen wollen?

Da zieht's mich eigentlich immer ein bisschen raus aus der Stadt. Entweder in die Berge oder ans Meer. In der Stadt kann ich mich schlecht richtig entspannen. Tonnen voller Leben da. Das ist sehr schön, aufregend, bunt, immer ist alles in Bewegung. Aber entspannend ist das nicht. An einem See in der Nähe oder in einem Park, da geht's einigermaßen. Da rennt man dann gemeinsam im Kreis, einmal rum. Das gefällt mir. Irgendwo müssen wir ja alle sein.

4.         Welche Ecken der Stadt meiden Sie?

Meiden wäre zu viel gesagt, aber in den Außenbezirken bin ich ehrlich gesagt so gut wie nie. Hab da selten was zu tun.

5.         Ihr ultimativer Gastro-Geheimtipp?

Da könnte ich viele nennen, aber ich sag mal „Zweistrom“ in Prenzlauer Berg. Wenn jemand irakisches Essen mag, dann kann ich das uneingeschränkt empfehlen.

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ZDF/Frank Dicks

Zur Person

Michael Klammer, Jahrgang 1980, wuchs auf einem Bauernhof in Südtirol auf. Nach einer kaufmännischen Ausbildung besuchte er von 2001 bis 2005 die Schauspielschule am Schauspielhaus Salzburg. Es folgten zahlreiche Theaterengagements, unter anderem als festes Ensemblemitglied des Maxim-Gorki-Theaters in Berlin. Neben seiner Bühnenarbeit wirkte Klammer in vielen TV- und Kinofilmproduktionen mit, etwa in Sheri Hagens „Auf den zweiten Blick“, wo er einen alleinerziehenden Taxifahrer mimte. 

Als Fernsehschauspieler wurde Klammer durch die Serie „Dr. Klein“ bekannt, aber auch durch Auftritte in „SOKO Leipzig“ oder im „Tatort“. Am 27. März um 20.15 Uhr ist er als Kommissar Joseph Kanjaa im ZDF-Krimi „Unbestechlich“ (Foto) zu sehen, ab Anfang Mai dann auf großer Leinwand im Kinofilm „Das Lehrerzimmer“, der bereits auf der Berlinale Premiere feierte.

6.         Ihr ultimativer Shopping-Geheimtipp?

Ich shoppe fast ausschließlich online, mich stresst das sonst in diesen großen Malls und Hallen. Lieber bin ich in den kleineren, versteckten Läden unterwegs. Die gibt's in Berlin ja fast überall. Mitte ist gefühlt voll davon. Ab und zu finde ich da dann tatsächlich zufällig was. Aber jetzt aktiv losrennen um mal „zu gucken“, am Samstagvormittag oder so, das mache ich nicht.

7.         Der beste Stadtteil Berlins ist …

Pankow. Da wohne ich, da lebt mein Sohn, seine Mama, alle. Da sind wir zu Hause.

8.        Das nervt mich am meisten an der Stadt:

Baustellen. Und schlechtes Benehmen. In Berlin gibt's von beidem reichlich. Manchmal habe ich das Gefühl, die Leute verwechseln da was. Berliner Schnauze, das ist das Original, das hat auch Charme. Frech sein hingegen ist einfach nur unverschämt. Da ist manchen was verrutscht.

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9.        Was muss sich dringend ändern, damit Berlin lebenswert bleibt?

Ach ändern, das weiß ich gar nicht. Ich finde, die Stadt hat schon sehr viel Lebensqualität. Viele Parks, viele Seen rundum, die Spree, ein weltweit einzigartiges Kulturangebot. Mit den Mieten sollte Berlin aber aufpassen. Das scheint mir langsam alarmierend zu sein. Vor allem für die älteren Generationen ohne stattliches Einkommen, die schon ein Leben lang hier waren. Die werden in gewissen Vierteln dadurch extrem an den Rand gedrängt. Das tut mir sehr leid. Menschen mit Familie geht es da ähnlich. Berlin wird leider immer teurer.

10.      Ihr Tipp an Unentschlossene: Nach Berlin ziehen oder es lieber bleiben lassen?

Das muss jeder für sich entscheiden. Berlin ist wunderschön, riesengroß, bunt, ungezwungen und leicht. Aber eben auch oberflächlich, unzuverlässig, an manchen Stellen dreckig, einsam und grob. Wenn man beides kann und mag, dann würde ich’s auf jeden Fall ausprobieren.

11.       Cooler als Berlin ist nur noch …

Schwierig zu sagen. Berlin ist schon echt sehr cool. Aber Wien vielleicht? Vielleicht ist Wiener Schmäh noch ein bisschen cooler als die Berliner Schnauze. 

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