Michael Ballweg: Das Business eines Querdenkers
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Michael Ballweg, Star der Querdenker-Szene, soll Spenden Tausender Anhänger in die eigene Tasche gesteckt haben. Vor Gericht inszeniert er sich als Opfer des Systems.
2. Oktober 2024, 18:25 Uhr
Kurz vor neun Uhr erscheint er in Saal 1. Seine vier Anwälte stehen da schon zusammen und tuscheln. Michael Ballweg geht auf sie zu. Eifriges Händeschütteln. Großes Gelächter. Ballweg, brauner Teint, ist vor dem Prozessauftakt am Stuttgarter Landgericht um Lässigkeit bemüht – und um ein bisschen Provokation. Er trägt eine olivgrüne Cargohose, ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift: "Freiheit wird aus Mut gemacht". Darüber eine schwarze Kapuzenjacke. In großen Lettern steht auf dem Rücken: "Weltfrieden 01".
Ballweg, Gründer und Galionsfigur der Querdenken-Bewegung, muss sich seit Mittwoch vor der 10. Wirtschaftsstrafkammer wegen Betrugs und Steuerhinterziehung verantworten. Aber dass er sich vielmehr als Vorkämpfer von Grund- und Freiheitsrechten sieht, wird nicht nur wegen der Sinnsprüche auf seiner Kleidung schnell klar. Auch was er nach Verlesung der Anklageschrift durch die Staatsanwaltschaft im Foyer des Landgerichts vor den zahlreichen Kameras und Objektiven sagt, lässt darauf schließen, dass er sich für einen politisch Verfolgten hält. "Das ist ein guter Tag für Deutschland", beginnt er sein Statement zunächst, um nicht weniger bedeutungsschwer hinzuzufügen: "Ich bin bei Weitem nicht der Einzige, der staatlichen Repressionen unterlegen ist. Ich gehe da jetzt mit leuchtendem Beispiel voraus und mit Fassung durch."