Dänische Ministerpräsidentin nach Angriff: »Ich bin erschüttert, aber ...

9 Jun 2024
Mette Frederiksen

Nach dem Angriff im Zentrum von Kopenhagen hat sich Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen erstmals persönlich an die Öffentlichkeit gewandt. Auf Instagram bedankte sie sich  für die vielen Nachrichten der Unterstützung. »Das ist alles unglaublich rührend«, schrieb sie am Samstagabend. Dazu postete sie ein Herz. Sie sei traurig und erschüttert über das, was vorgefallen sei, aber sonst wohlauf. Sie benötige nun Ruhe, sowohl für den Körper als auch für die Seele. Sie brauche Zeit für sich und ihre Familie.

Die 46-Jährige war am Freitagabend von einem Mann körperlich angegangen worden. Zwei Augenzeuginnen sagten der Zeitung »BT«, sie hätten Frederiksen um kurz vor 18 Uhr auf den Platz Kultorvet in der Altstadt kommen sehen. Ein Mann sei aus der entgegengesetzten Richtung gekommen und habe sie hart gegen die Schulter gestoßen, sodass sie zur Seite getaumelt sei. Es sei ein starker Stoß gewesen, Frederiksen sei jedoch nicht zu Boden gegangen. Anschließend habe sich die dänische Regierungschefin in einem nahe gelegenen Café hingesetzt. Der Mann habe versucht, wegzurennen. Er sei aber nicht weit gekommen, bevor Männer in Anzügen ihn gepackt und zu Boden gestoßen hätten.

Bei der Anhörung vor einem Haftrichter legte die Verteidigung des Festgenommenen laut Medienberichten ein ärztliches Attest vor, das ihm psychische Probleme bescheinigt. Dem Sender DR zufolge stand der Mann, ein polnischer Staatsbürger, der schon länger in Dänemark lebt, bei seiner Festnahme offenbar unter Drogen- und Alkoholeinfluss. Vor dem Haftrichter habe er ausgesagt, er könne sich nicht daran erinnern, was er zum Tatzeitpunkt am frühen Freitagabend getan habe. Er bestritt ferner, etwas gegen Frederiksen zu haben. Sie sei eine »richtig gute Ministerpräsidentin«, sagte er nach Angaben der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau während des Gerichtstermins.

Nach der Attacke wurde Frederiksen für eine Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht. Wie ihr Büro später mitteilte, habe die Ministerpräsidentin bei dem Angriff ein leichtes Schleudertrauma erlitten.

Ritzau zufolge soll Frederiksen auch am Sonntag keine öffentlichen Termine wahrnehmen, nachdem sie bereits am Samstag ihre Teilnahme an mehreren Veranstaltungen abgesagt hatte.

Attacke im Wahlkampf – Dänemarks Politiker entsetzt

Ministerpräsidentin Mette Frederiksen ist auch Chefin der dänischen Sozialdemokraten. Vor der Europawahl am Sonntag kam es auch in anderen Ländern zu Übergriffen auf Politiker, etwa in Deutschland. Mitte Mai war der slowakische Ministerpräsident Robert Fico bei einem Attentat schwer verletzt worden.

Politiker der dänischen Regierung und Opposition reagierten entsetzt auf die Attacke und erklärten sich solidarisch mit der Ministerpräsidentin.

Der konservative dänische Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen schrieb auf X: »Oh nein. Welch ein Schock. So ist Dänemark nicht. Wir überfallen unsere Ministerpräsidentin nicht.«

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Peter Skaarup von den dänischen Demokraten schrieb: »Über Politik kann man unterschiedlicher Meinung sein, aber Gewalt ist und bleibt völlig inakzeptabel.«

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