Dänemark: Angriff auf Ministerpräsidentin Mette Frederiksen

Mette Frederiksen

Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen ist nach einem Angriff im Krankenhaus untersucht worden. „Der Schlag hat ein leichtes Schleudertrauma verursacht“, teilte ihr Büro am Samstag mit. Sie sei ansonsten in guter Verfassung, aber durch den Vorfall erschüttert. Frederiksens Teilnahme an mehreren Veranstaltungen am Samstag wurde abgesagt.

Bei Instagram bedankte sich die 46 Jahre alte Politikerin für die vielen Nachrichten der Unterstützung. „Das ist alles unglaublich rührend“, schrieb sie am Samstagabend. Dazu postete sie ein Herz. Sie sei traurig und erschüttert über das, was vorgefallen sei, aber sonst wohlauf. Sie benötige nun Ruhe, sowohl für den Körper als auch für die Seele. Sie brauche Zeit für sich und ihre Familie.

Frederiksen war am Freitag in der Kopenhagener Innenstadt von einem Mann körperlich angegangen worden. Die Polizei nahm einen 39 Jahre alten Mann fest. Ihm wird vorgeworfen, der Politikerin mit der Faust auf den Oberarm geschlagen zu haben. Ein Gericht ordnete an, dass er bis 20. Juni in Untersuchungshaft bleiben soll, wie die dänische Nachrichtenagentur Ritzau meldete. Der Verdächtige bestreitet seine Schuld.

Mutmaßlicher Täter war wohl betrunken

Der Mann habe wahrscheinlich unter Drogen- und Alkoholeinfluss gestanden, schrieb Ritzau unter Berufung auf die Polizei. Er sei polnischer Staatsbürger und schon länger in Dänemark. Vor Gericht bestritt der Mann, etwas gegen Frederiksen zu haben. Sie sei eine „richtig gute Ministerpräsidentin“, sagte er demnach bei dem Termin. Der Mann soll nach eigenen Angaben überrascht gewesen sein, sie auf der Straße zu treffen.

Warum der mutmaßliche Täter zuschlug, blieb unklar. Ihre Leithypothese sei derzeit nicht, dass der Fall politisch motiviert sei, teilte die Polizei auf der Plattform X mit. Eine Polizistin sprach von einer isolierten, spontanen Tat. Der Richter ging davon aus, dass der Verdächtige wusste, wer Frederiksen ist. Es bestehe der begründete Verdacht, dass er Gewalt gegen eine Person des öffentlichen Dienstes verübt habe.

„Welch ein Schock. So ist Dänemark nicht“

Die dänische Zeitung „BT“ zitierte zwei Zeuginnen, die aussagten, sie hätten Frederiksen um kurz vor 18.00 Uhr auf den Platz kommen sehen, als sie in der Nähe gesessen hätten. Ein Mann sei aus der entgegengesetzten Richtung gekommen und habe sie hart gegen die Schulter gestoßen, sodass sie zur Seite gefallen sei. Es sei ein starker Stoß gewesen, Frederiksen sei jedoch nicht zu Boden gegangen. Anschließend habe sich die dänische Regierungschefin in einem nahe gelegenen Café hingesetzt, sagten die Zeuginnen weiter.

Der Mann habe versucht, wegzurennen. Er sei aber nicht weit gekommen, bevor Männer in Anzügen ihn gepackt und zu Boden gestoßen hätten.

Wie in anderen EU-Ländern auch läuft in Dänemark der Wahlkampf für die Europawahl am 9. Juni. Frederiksen unterstützte in den vergangenen Tagen die Kampagne der sozialdemokratischen Spitzenkandidatin Christel Schaldemose, so auch am Freitag. Der Angriff auf Frederiksen habe sich jedoch nicht in dem Zusammenhang ereignet, sagte Schaldemose der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau. Die Regierungschefin selbst äußerte sich zunächst nicht zu der Tat.

Politiker der Regierung und Opposition reagierten entsetzt auf die Attacke und erklärten sich solidarisch mit der 46 Jahre alten Ministerpräsidentin. Der konservative dänische Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen schrieb auf X: „Welch ein Schock. So ist Dänemark nicht. Wir überfallen unsere Ministerpräsidentin nicht.“

Serie von Angriffen auf Politiker in Europa

Auch aus der internationalen Politik gab es zahlreiche Reaktionen auf den Vorfall. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb: „Ich verurteile diese verachtenswerte Tat, die allem widerspricht, woran wir in Europa glauben und wofür wir kämpfen. Ich wünsche Dir Kraft und Mut – ich weiß, dass Du von beidem reichlich hast.“

Der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson betonte auf X: „Ein Angriff auf eine demokratisch gewählte Regierungschefin ist auch ein Angriff auf unsere Demokratie.“

In der jüngeren Vergangenheit wurden mehrere Politiker in Europa auf offener Straße angegriffen. Besonders große Aufmerksamkeit erregte die Attacke auf den slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico, der am 15. Mai von einem Regierungsgegner mit mehreren Schüssen lebensgefährlich verletzt wurde.

Auch in Deutschland gab es mehrere Angriffe auf Politikerinnen und Politiker. So wurde in Dresden der SPD-Wahlkämpfer Matthias Ecke krankenhausreif geschlagen und zuletzt ein Kommunalpolitiker der AfD in Mannheim bei der Verfolgung eines Wahlplakate-Diebes mit einem Messer verletzt.

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