Entsetzen nach Messerattacke in Zug von Kiel nach Hamburg

26 Jan 2023

Stand: 26.01.2023 11:31 Uhr

Am Mittwochnachmittag hat in einem Zug von Kiel nach Hamburg ein Mann mit einem Messer andere Zugreisende attackiert. Nach neuen Informationen der Polizei starben eine 16-Jährige und ihr 19-jähriger Bekannter, beide stammten aus Schleswig-Holstein. Um 14 Uhr wollen die Innenministerin und die Polizei über den Ermittlungsstand informieren.

Die genaue Zahl der Verletzten ist laut Polizei offenbar doch noch nicht geklärt, ebenso ihr Alter, ihre Herkunft und die Schwere der Verletzungen. Zuvor hatte die Polizei von sieben verletzten Fahrgästen gesprochen, außerdem wurde der 33-jährige Täter, ein staatenloser Palästinenser, verletzt. Er war erst vor wenigen Tagen aus der Haft in einem Hamburger Gefängnis entlassen worden. Nach Informationen des Spiegels war er wegen einer ähnlichen Tat inhaftiert gewesen.

Trauerbeflaggung in Schleswig-Holstein angeordnet

Nach der tödlichen Messerattacke in der Regionalbahn von Kiel nach Hamburg hat die schleswig-holsteinische Landesregierung Trauerbeflaggung angeordnet. "Schleswig-Holstein trauert. Es ist ein furchtbarer Tag. Es ist schrecklich, was dort an dieser Stelle passiert ist", sagte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU). Der Ministerpräsident sprach gestern Abend den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus. "Ich bin in Gedanken und in Gebeten bei den Menschen, bei den Angehörigen in dieser wirklich schweren Situation", sagte er. Nun solle so zügig wie möglich aufgeklärt werden.

Die heutige Landtagssitzung stand im Zeichen der Attacke. Eka von Kalben (Grüne), Vizepräsidentin des Landtags, hielt eine Ansprachen, anschließend gab es eine Schweigeminute.

Pressekonferenz zu Messerangriff von Brokstedt um 14 Uhr

Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) will heute gegen 14 Uhr gemeinsam mit dem Leiter der Polizeidirektion Itzehoe, Frank Matthiesen, über den aktuellen Ermittlungsstand informieren. NDR.de/sh überträgt diese Pressekonferenz im Livestream.

Täter wird heute dem Haftrichter vorgeführt

Auch der mutmaßliche Täter musste in eine Klinik eingeliefert werden. Er ist laut Polizei mittlerweile nicht mehr in ärztlicher Behandlung, sondern in Gewahrsam der Polizei. Oberstaatsanwalt Peter Müller-Rackow sagte am Morgen, der Mann werde heute dem Haftrichter vor dem Amtsgericht Itzehoe vorgeführt. Laut Staatsanwaltschaft gibt es für die Tat keinen terroristischen Hintergrund.

120 Reisende während Attacke im Zug

Im Zug saßen während der Attacke 120 Menschen, einer von ihnen war Christoph B.. "Ich war in der ersten Klasse und die Leute, die bei mir saßen, die rannten alle raus. Dann bin ich rausgerannt. Und da waren überall Blutspuren, den ganzen Zug entlang", sagte er am Mittwoch NDR Schleswig-Holstein. Michael K. wurde von seiner Tochter angerufen, die in dem Zug saß. "Meine Tochter hat mich angerufen zu Hause und hat geschrieben, dass sie aus dem Zug raus mussten, weil da jemand Amok gelaufen ist, der wahllos auf Menschen eingestochen hat", berichtete er.

Mitreisende halten Mann fest

Einige Fahrgäste alarmierten mit ihren Handys die Polizei, andere Mitreisende hielten den mutmaßlichen Angreifer noch im Zug fest. Später wurde er dann von der Polizei in Brokstedt festgenommen. Bei dem Täter handelt es sich um einen 33 Jahre alten polizeibekannten Mann, bestätigte Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU). "Das sind auch unsere Kenntnisse, die wir haben, dass es sich um einen staatenlosen Palästinenser handeln soll." Demnach soll der Mann bis vor wenigen Tagen in Haft gesessen haben. Der Mann soll zuvor unter anderem Gewalt-, Eigentums- und Sexualstraftaten begangen haben.

Ermittlungen laufen

Auf die Frage, ob man die Tat nicht hätte verhindern können, sagte schleswig-Holsteins Innenministerin: "Das ist natürlich auch eine Frage, die im Rahmen der Justiz entschieden wird. Und da gibt es sehr fachkundige Menschen, die sich genau darüber Gedanken machen, ob es noch eine Betreuung nach der Haft geben muss. Und offensichtlich hat man hier in diesem Fall gesagt: Er hat seine Strafe verbüßt. Das ist so vorgesehen in unserem Rechtssystem."

Die Mordkommission der Polizei Itzehoe und die Staatsanwaltschaft haben die Ermittlungen aufgenommen. Informationen zu den Hintergründen der Tat gibt es noch nicht. Die Landesregierung hat ein Hilfetelefon für Betroffene unter der Nummer (04821) 60 22 100 eingerichtet.

Weitere Informationen

Ein Tatort am Bahnhof Brokstedt (Kreis Steinburg). © Daniel Friederichs

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | 26.01.2023 | 08:00 Uhr

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Nachrichten aus Schleswig-Holstein
Der Morgen nach der Messerattacke am Bahnhof Brokstedt © NDR Foto: Hauke von Hallern
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Rettungskräfte und Polizei sichern den Tatort und leisten Erste Hilfe. © Screenshot

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