Die MDR-Zeitreise verabschiedet sich
Im Depot des Deutschen Historischen Museums Berlin ist es mucksmäuschenstill, als Kuratorin Regine Falkenberg über die Kleider spricht, die dort aufbewahrt werden: "Also dieses schwarzweiße, was sie hier sehen können, das ist ein Duschvorhang, wie er in jedem Badezimmer gehangen hat. Und dieser weite Kragen, der ist aus Folie, die man in der Landwirtschaft für Erdbeeranbau oder Spargelanbau verwendet hatte. Zum Teil hat Sabine von Oettingen, von der diese Folienkollektion stammt, wohl auch schwarze Eingeweidetüten verwendet aus dem Krankenhausbedarf."
Duschvorhänge und Erdbeerfolie als Stoffe? Der MDR-Barbarossa-Beitrag vom April 2009 erzählt über einen Kinofilm, der gerade zu sehen ist. Regisseur Marco Wilms widmet sich darin der Independent-Modeszene der DDR.
Was schräg klingt, war eines der Markenzeichen des MDR-Geschichtsmagazins: die vielfältigen Facetten, bunte Lebenslinien und unerschöpflichen Erkenntnisse vergangener Zeiten wieder lebendig zu halten. Aber auch die Brüche und Probleme, die helfen die Gegenwart besser zu verstehen.
Keine Scheu vor ThemenWie die Gewalt der Baseballschlägerjahre oder die Massenarbeitslosigkeit nach dem Ende der DDR, Zeitzeugen des Holocaust und Fluchtgeschichten nach dem Mauerbau.
Und so konnte auch die Geschichte von Rolf Kralovitz bewahrt werden. Der Leipziger überlebte das Konzentrationslager Buchenwald. Seine gesamte Familie wurde von den Nazis ermordet.
“Um Gottes Willen, was soll meine Mutter in diesen Sekunden gedacht haben, was machen die mit uns? Wer wird das je erzählen … das ist die Beantwortung, warum ich erzähle“,
Das sagte Rolf Kralovitz im April 2010 in einem Interview mit der MDR-Zeitreise. 2015 ist er, wenige Tage nach seinem 90. Geburtstag, verstorben. Erinnerungen zu bewahren, Gedanken, Sorgen und auch Zuversicht – das schafften unzählige Interviews mit Zeitzeugen. Deren Erlebnisse leben so weiter, auch wenn die Menschen nicht mehr am Leben sind.
Leben in der DDRUnd das gilt auch für die vielen Facetten des Lebens in der DDR. Details, die für Einzelne große Bedeutung hatten: die Erfahrungen in Betriebssportgemeinschaften oder als Bodybuilder, den Wehrsport-Unterricht oder die Jugendweihe. Erlebnisse, ob gut oder schlecht, die zum Leben der Menschen gehören. Und das bis heute.
Drei Moderatoren gab es in dieser Zeit, die Sendung hatte drei verschiedene Titel: "Barbarossa" und "Geschichte Mitteldeutschlands – Das Magazin" wurden fast neun Jahre lang von dem beliebten Schauspieler Gunter Schoß moderiert.
Ganz Schauspieler lernte er noch seine Moderationstexte auswendig – er verzichtete auf einen Teleprompter. Zuweilen war das für die Redaktion sehr unterhaltsam und es konnte einige Zeit in Anspruch nehmen, denn ohne Versprecher ging das nicht vonstatten. Wer sich Gunters Pannen anlässlich der 100.Sendung im Februar 2011 noch einmal ansehen möchte: