Erinnerungen in Leipzig an den Jubeltag vorm Fernseher, an ...
Am ersten Wochenende nach dem Fall der Mauer seien viele DDR-Bürger zu Besuch im Heimatort in Niedersachsen gewesen, erinnert sich Tino Neise. "Das war etwas super Positives. Es ist schade, dass das in Vergessenheit geraten ist." Er bedauere, dass das Positive und die Dynamik von damals verloren gegangen seien. "Das Ereignis zeigt, dass Menschen zueinander finden und etwas bewegen können."
Wildfremde jubeln Arm in ArmAuch Svenja Wolderdt aus Wolfsburg ist gerade auf Spurensuche in Leipzig. Ihre Mutter stamme aus der Stadt und sei 1961 in die BRD geflüchtet, erzählt sie MDR SACHSEN. Sie selbst spüre noch eine Verbundenheit zu Leipzig und Sachsen. Svenja Wolderdt ist 19 Jahre alt, als die Mauer fällt. Am kleinen Grenzübergang bei Zicherie und Böckwitz bei Wolfsburg seien sie und eine Freundin dabei gewesen, als sich am 9. November hunderte Menschen in die Arme fielen.
Wir sind uns mit wildfremden Menschen in die Arme gefallen, weil das so eine euphorische Stimmung war.
Kurzerhand habe jemand Glühwein zur Begrüßung ausgeschenkt. Das Tuckern der ankommenden Trabis verbinde sie heute noch eng mit diesem Jubeltag. "Die haben auch 'Hallo' gemacht", sagt Svenja Wolderdt und lacht. "Wir sind uns mit wildfremden Menschen in die Arme gefallen, weil das so eine euphorische Stimmung war."
Schwung von 1989 ist verloren gegangenDiesen Schwung hätte man sich bewahren sollen, sagt Wolderdt: "Der ist uns sehr abhanden gekommen. Wir trennen gerade wieder, als dass wir gemeinschaftlich sind und sagen 'Wir schaffen das gemeinsam.'" Es sollte darum gehen, wieder das Verbindende statt das Trennende zu suchen. Die Freude über das Zusammenkommen von damals fehle ihr heute in einer immer mehr gespaltenen Gesellschaft.