35 Jahre Mauerfall: Unsere verborgene Superkraft

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Mauerfall - Figure 1
Foto ZEIT ONLINE

Der Mauerfall befreite uns vom DDR-Regime, aber die Ausgrenzungen und Brüche endeten damit nicht. Die Erfahrungen können uns heute gegen die Menschenfeindlichkeit helfen.

9. November 2024, 17:57 Uhr

Ihr Triumph: Zur Montagsdemo in Leipzig am 16. Oktober 1989 kamen 160.000 Menschen. © Wolfgang Schmidt/​epd-bild

Zwischen Kyjiw und Rostock liegen mehr als 1.000 Kilometer, doch an einem Novemberabend vor zwei Jahren fühlte ich mich meiner Geburtsstadt auf einmal ganz nah. An jenem Abend saß ich nach einer langen Recherche in einem geschäftigen Café im Zentrum der ukrainischen Hauptstadt. Ich überflog die Speisekarte und blieb an einer Abbildung hängen: halbmondförmige Teigtaschen, Warenyky, in einer roten Flüssigkeit, darin schwammen Kirschen. Ich musste grinsen. Kirschsuppe. Leicht abgewandelt – unförmige Mehlklunker statt geschmeidige Warenyky – war das mein Leibgericht in der DDR. Irre, dachte ich, da muss ich bis nach Kyjiw reisen, um ein Relikt meiner Kindheit wiederzufinden.

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