Die Lage am Morgen: Wann kommt Wolfgang Kubicki aus dem ...

17 Aug 2024

Sprachlos in Nordhausen

Haben Sie’s gemerkt? Die Koalition hat einen Kompromiss im Haushaltsstreit gefunden! Aber seltsam, es ist so still, niemand kritisiert das Ergebnis. Vielleicht, weil Wolfgang Kubicki auf seinem Hausboot kein gutes Netz hat und die Ergebnisse noch nicht gebührend kommentieren konnte? Jetzt können sich die Ampelparteien jedenfalls ganz auf den Wahlkampf in Sachsen und Thüringen konzentrieren, was für sie ähnlich freudvoll sein dürfte wie eine achtstündige Sitzung im Koalitionsausschuss oder in der Ministerpräsidentenkonferenz.

Matthew Perry - Figure 1
Foto DER SPIEGEL

Heute hilft der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil seinem Genossen und Innenminister Georg Maier in Thüringen im Wahlkampf. Die Auftritte in Nordhausen und Bleicherode werden wahrscheinlich nicht der »Game Changer« für die SPD, die in dem Bundesland in den Umfragen bei sechs Prozent liegt, die als gesichert rechtsextrem eingestufte AfD hingegen stabil bei 30 Prozent. Dabei taucht etwa ihr Landeschef Björn Höcke, der sich extra einen günstigen Wahlkreis in Greiz gesucht hat, dort kaum auf. Dafür kämpft sein CDU-Gegenkandidat Christian Tischner, in der Region tief verwurzelt, dieser Tage um jede Stimme, wie meine Kollegin Maria Fiedler in einem lesenswerten Porträt beschreibt .

Höcke-Gegenkandidat Tischner: Kampf um jede Stimme

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Die Schwäche der Sozialdemokraten liegt wohl auch daran, dass sie sich verbissen bemühen, die Weltpolitik aus den Ost-Wahlkämpfen herauszuhalten. »Ein paar Wochen lang wollten sie über Tariftreue statt Taurus-Waffen reden, über Rente statt Rüstung«, heißt es in einer Reportage  von Kollegen aus unserem Hauptstadtbüro. »Aber die Außenpolitik holt sie immer wieder ein, auf Marktplätzen, an Infoständen. Und die Kanzlerpartei wirkt überrumpelt. Sie wirkt sprachlos, obwohl es um die zentralen Fragen der Zeit geht.«

Immerhin haben wir einen vernünftigen Spitzenkandidaten, mag sich die Bundes-SPD trösten. Denn die FDP-Spitzenleute dürften erst gar nicht zum heutigen Landesparteitag ihrer Kollegen in Erfurt fahren, da man mit dem dortigen Spitzenkandidaten Thomas Kemmerich so seine Probleme hat, seit er die Wahl zum Ministerpräsidenten mit den Stimmen der AfD annahm.

Matthew Perry - Figure 2
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Die ganze Geschichte hier: Der Mann, der Höcke stoppen kann 

Trump und das Geld

Wie steht Donald Trump finanziell da? Ruiniert von Gerichtskosten oder sorglos im Geld schwimmend? Jeder US-Präsidentschaftskandidat ist verpflichtet, sein Vermögen und Einkommen offenzulegen. Anders als Steuererklärungen, die der Republikaner entgegen dem traditionellen Usus nicht veröffentlichen will, lässt allerdings ein solcher Transparenzbericht nur begrenzt Rückschlüsse auf den wahren Vermögensstatus des Kandidaten zu.

Meine Kollegin Ines Zöttl hat die 265-seitige Darstellung ausgewertet und beschreibt in einem Bericht, den Sie heute auf unserer Seite werden lesen können, die wichtigsten Inhalte. So werfe der Bericht »ein Schlaglicht auf Trumps unbegrenzte Möglichkeiten, die kultische Bewunderung seiner Anhänger zu monetarisieren«, schreibt Ines. »Zugleich lassen die Angaben zahlreiche Interessenkonflikte erkennen.« So halte Trump zwischen einer und fünf Millionen in der Kryptowährung Ethereum. Die Begeisterung für das digitale Zahlungsmittel habe der 78-Jährige erst spät, aber zum beidseitigen Vorteil für sich und die Branche entdeckt.

Donald Trump bei einer Pressekonferenz im Frühjahr 2024

Foto: Michael M. Santiago / Getty Images / AFP

Auch Trumps Autorentätigkeit zahlt sich offenbar aus: 3,5 Millionen Dollar hat er aus dem Verkauf von Büchern eingenommen. Allein 300.000 Dollar kamen für sein »Lieblingsbuch«, eine Bibelausgabe in Zusammenarbeit mit dem konservativen Countrymusiker Lee Greenwood zusammen.

Matthew Perry - Figure 3
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Muss man sich da die deutsche Politik loben? Hierzulande wird der Bundestag oft als Lehrerparlament geschmäht, weil so viele Beamte mit diesem Beruf im Berliner Reichstagsgebäude sitzen. Verglichen damit ist in den USA der Ex-Lehrer Tim Walz, »running mate« der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris, mit seiner Lehrerbiografie und seinem schmalen Vermögen ein Außenseiter im politischen System, in dem die meisten Berufspolitiker reiche Leute sind.

Lesen Sie hier die ganze Geschichte: Gold, Aktien, Kryptowährungen – hier steckt das Geld von Donald Trump 

Überdosis vom eigenen Assistenten

Man könnte die Lage-Leserschaft jetzt noch darüber informieren, dass die Gespräche über einen Geiseldeal in Doha nach einem neuen Kompromissvorschlag stocken und nächste Woche weitergehen. Oder, dass nach dem Mpox-Virus jetzt auch die Vogelgrippe wieder ein unschönes Thema wird. Oder dass es eine neue Klage gegen die Klimapolitik der Bundesregierung gibt, und Greenpeace darüber heute bei einer Protestaktion mit Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer in Berlin informiert. Aber mal ehrlich, es ist Sommerloch, und ist nicht die spannendere Geschichte die über die kriminellen Machenschaften um den Tod von US-Schauspieler Matthew Perry?

Schauspieler Perry: Illegal mit Ketamin versorgt

Foto: Matt Sayles / AP

Perry, langjähriger Star der Serie »Friends«, hatte immer wieder mit Suchtproblemen zu kämpfen und war im Oktober vergangenen Jahres tot aufgefunden worden. Unser USA-Korrespondent Marc Pitzke berichtet nun über die Anklage der Staatsanwaltschaft in Los Angeles von dieser Woche gegen fünf Personen, darunter eine mutmaßliche Drogendealerin und der Ex-Assistent Perrys, die ihn illegal mit dem Betäubungsmittel Ketamin versorgt haben sollen. Perry hatte Ketamin als Medikament gegen Depressionen und Entzugserscheinungen genutzt, doch war der Anklage zufolge dann wiederum danach süchtig geworden. Sein eigener Assistent soll dem Schauspieler versehentlich die tödliche Dosis gespritzt haben.

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Foto DER SPIEGEL

Der Fall wirft ein Schlaglicht auf den Boom vor allem auch bei amerikanischen Prominenten, sich außerhalb ärztlicher Betreuung selbst mit Ketamin zu behandeln, das offenbar teils auch von einer exklusiven Drogenmafia bereitgestellt wird. Er zeigt außerdem, dass Drogensucht eine nicht heilbare Krankheit ist, auch wenn man lange »clean« ist. Sie sehen – ein typischer SPIEGEL-Stoff.

Die ganze Geschichte hier: Matthew Perry und Hollywoods Suchtmafia 

Lesen Sie hier den aktuellen SPIEGEL-Leitartikel

Hier hat Rolf Mützenich recht: Die Politik scheut die Diskussion über neue US-Mittelstreckenwaffen in Deutschland. Der SPD-Fraktionschef warnt vor Militarisierung, Rüstungswettlauf, Atomkrieg. Immerhin in einer Hinsicht liegt er richtig: Mit Schweigen wird die Zeitenwende nicht gelingen. 

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Verliererin des Tages…

…ist die Sängerin und Multimilliardärin Taylor Swift. Nachdem sie ihre Konzerte in Wien vergangene Woche wegen des Verdachts von Terroranschlägen absagen musste, geht die Show nun weiter: Swift steht im Londoner Wembley Stadion auf der Bühne. Doch weder auf Social Media noch am Mikrofon äußerte sich der Superstar zu den geplatzten Konzerten in Österreich. Keine Silbe des Bedauerns zu ihren fast 200.000 Fans, die umsonst Tickets für die Wien-Konzerte gekauft und teils Reisen aus weiter Entfernung gebucht hatten.

Swift-Fans in London vor einem Wandbild der Sängerin: Keine Silbe des Bedauerns

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Foto: Andy Rain / EPA

Für meine Kollegin Kim Staudt ist das Schweigen der Sängerin mehr als nur schlechter Stil. »Taylor Swift wird eben nicht nur für ihre Musik verehrt, sondern auch für das Bild der Identifikationsfigur, das sie von sich geschaffen hat«, kommentiert Kim. Denn die Beziehung zu ihren Fans sei zentraler Teil des Erfolgsprinzips der US-Sängerin. »Das Bild der übergroßen und unfehlbaren Taylor Swift ist beschädigt, und durch ihr Schweigen macht sie es nur schlimmer. Einmal mehr liegt es an ihr, ihre Reputation neu zu denken.«

Die Swift-Konzerte in Wembley sind ausverkauft. Aber könnte das Schweigen der Sängerin ihrem Image nachhaltig schaden?

Stille nach den Anschlagsplänen: Taylor Swift macht einen großen Fehler 

Aufräumarbeiten nach den Olympischen Spielen in Paris: Rückfall in die Instabilität?

Foto: Teresa Suarez / EPA

Alltag wie Gott in Frankreich: Die Olympischen Spiele von Paris waren ein Rausch, weltweit staunten die Menschen über die beeindruckende Inszenierung der französischen Hauptstadt. Am meisten staunten vielleicht die Franzosen selbst. Jetzt aber sind die Spiele vorbei, und es droht erneut Unsicherheit und Instabilität, wie mein Kollege Leo Klimm in Paris beobachtet: zurück in der Krise .

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag.

Ihre Melanie Amann, stellvertretende Chefredakteurin

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