Darts-WM in London: Deutsche Nummer 1 Martin Schindler scheitert ...

Leerer Blick und ein gequältes Lächeln: Der Ärger über sein verfrühtes Aus bei der Darts-WM im Londoner Ally Pally war Martin Schindler anzusehen. „Es ist absolut nicht zufriedenstellend“, sagte die deutsche Nummer eins nach dem 0:3 gegen Callan Rydz bei Sport1: „Ich stehe da oben gefühlt, als ob ich das erste Mal auf Doppel werfe. Ich hatte überhaupt kein Gefühl auf die Doppel da oben, das war echt eine Katastrophe.“

Martin Schindler - Figure 1
Foto FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Der Strausberger traf nur drei seiner 28 Versuche auf die Doppel. Im ersten Satz sorgte „The Wall“ dabei fast für den ersten deutschen Neun-Darter im Ally Pally. Nach acht perfekten Darts traf Schindler nicht die Doppel-12, es wäre der Satzgewinn gewesen. Diesen holte sich dann Rydz, gegen den Schindler zuvor alle zwölf Partien auf der PDC-Tour gewonnen hatte.

„Es ist schwierig zu erklären“

„Ich habe vor der Weltmeisterschaft eigentlich nur auf die Doppel gearbeitet, weil ich weiß, dass Timing das Wichtigste ist bei der Weltmeisterschaft“, sagte Schindler verärgert. Er habe nie aufgegeben, doch „innerlich ist es kein gutes Gefühl, wenn man da steht und schon Legs und Sätze verloren hat.“ Folgerichtig verlor er die Sätze zwei und drei deutlich und muss nun schon wieder aus London abreisen. „Es ist schwierig zu erklären. Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht Herr der Lage war. Es fühlt sich dreckig an“, sagte er.

Etwas Positives konnte Schindler ob seines Versuchs für den Neun-Darter immerhin mitnehmen: „Es freut mich, dass ich euch einen kleinen Herzinfarkt gegeben habe. Es sollte heute nicht so sein“, sagte Schindler in Richtung der deutschen Darts-Fans: „Nächstes Jahr bin ich hier wieder.“ Vor Schindler waren bereits der frühere Halbfinalist Gabriel Clemens und Debütant Kai Gotthardt in der zweiten Runde ausgeschieden. Für Niko Springer war bereits in Runde eins Schluss.

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Am Montag spielen Ricardo Pietreczko und Florian Hempel um den Einzug in die dritte Runde, sie sind die letzten beiden der insgesamt sechs Teilnehmer aus Deutschland. Mehr hatten sich noch nie für die Weltmeisterschaft qualifiziert. Pietreczko trifft zu Beginn der Abendsession (20.10 Uhr bei Sport1 und DAZN) auf den niederländischen Junioren-Weltmeister Gian van Veen, im Anschluss spielt Hempel gegen den früheren Topspieler Daryl Gurney aus Nordirland.

„Was ist jetzt hier los?“

Gary Anderson lächelte mild, doch die Enttäuschung war dem schottischen Routinier ebenso wie Schindler am Sonntag ins Gesicht geschrieben. Ausgerechnet an seinem 54. Geburtstag hat der zweimalige Weltmeister eine der schmerzlichsten Niederlagen seiner Karriere erlebt. Das glatte 0:3 gegen den schwedischen Außenseiter Jeffrey de Graaf bedeutete für Anderson nicht nur das Ende aller Titelträume, sondern auch die erste Auftaktniederlage in seiner 15 Jahre langen WM-Geschichte.

„Gary hat heute nicht so gespielt wie gewohnt. Ich wurde nach dem ersten Satz sehr nervös und als ich 2:0 führte, dachte ich: 'Was ist jetzt hier los?' Aber ich bin sehr glücklich, dass ich es durchgezogen habe“, sagte de Graaf, dem als Nummer 81 der Welt nur geringe Chancen auf einen Sieg zugerechnet wurden.

Anderson, der auch als „Flying Scotsman“ bekannt ist, galt hingegen als einer der Turnierfavoriten, nachdem er ein starkes Jahr hinter sich hatte. Experten hatten schon vor dem Turnier einem möglichen Achtelfinale gegen Dauerrivale Michael van Gerwen aus den Niederlanden entgegengefiebert. Daraus wird nun nichts.

„Er ist mein Vorbild, seit ich 14 Jahre alt bin. Aber er war heute nicht der, der er wirklich ist“, sagte de Graaf über den Weltmeister von 2015 und 2016. Durch das frühe Aus im Alexandra Palace verpasst Anderson auch die Rückkehr unter die besten Zehn der Weltrangliste. De Graaf spielt nach Weihnachten gegen Außenseiter Paolo Nebrida und hat gute Chancen auf einen Einzug ins Achtelfinale.

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