Markus Söder am Volksfest in Weiden: Rundumschlag gegen ...

17 Sep 2023

Weiden. Mit Spannung war die Rede des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder am Volksfest erwartet worden. Dieser fühlte sich sichtlich wohl und nahm kein Blatt vor dem Mund. Dafür bekam er minutenlangen Applaus.

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Foto OberpfalzECHO
Der bayerische Ministerpräsident stößt mit den Ehrengästen an. Foto: Stefan Neidl

Es gab schon einfachere Zeiten für den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder. Wegen seiner Entscheidung im Flugblatt-Skandal um seinen Vizepräsidenten Hubert Aiwanger wurde er von vielen Seiten kritisiert. Dann schmierte seine CSU in jüngsten Umfragen um bis zu vier Prozentpunkte ab – und das drei Wochen vor der Landtagswahl am 8. Oktober, während die Freien Wähler gleichzeitig Rekordwerte erzielen.

Darum war in der Oberpfalz der Auftritt des bayerischen Ministerpräsidenten am Volksfest in Weiden mit Spannung erwartet worden. Das Bierzelt war mit rund 2000 Gästen komplett gefüllt, viele Interessierte drängten sich dann auch auf den Gängen und wollten im Stehen lauschen. Zur Überraschung aller war Söder pünktlich und genoss beim Einmarsch zum Bayerischen Defiliermarsch der Weidener Stadtkapelle sichtlich das Bad in der Menge. Er winkte, schüttelte Hände und machte Selfies.

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Foto OberpfalzECHO
Markus Söder genießt das Bad in der Menge. Foto: Stefan Neidl Charmeur Söder: Weidener Dult wichtiger als Oktoberfest

Der Landtagsabgeordnete Stephan Oetzinger kündigte ihn an und dankte ihm, dass er trotz der Eröffnung des Münchener Oktoberfestes den Weg in die ländliche Oberpfalz gefunden hat. Dies griff Söder dann auch auf: „Ich war heute schon am Anstich auf der Wiesn, aber der Höhepunkt des Tages ist für mich jetzt hier in Weiden.“ Die tausenden Gäste lachten und applaudierten. Söder kann Bierzelt.

Sichtlich wohl fühlte er sich auf der Bühne und holte zu einem Rundumschlag gegen die Ampel und vor allem seinen politischen Lieblingsgegner, die Grünen, aus. Bekannt ist seine Anekdote um Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann und seiner Empfehlung zum Energiesparen, einfach einen Waschlappen zu verwenden statt zu duschen: „Stellen Sie sich mal vor, wir hätten uns seit November nicht mehr richtig gewaschen.“

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Söder weiß, die Menge zu begeistern. Foto: Stefan Neidl Gegen „grüne Doppelmoral“

Deutschland brauche verlässliche Energie, die europäischen Nachbarn würden es vormachen. Für Söder sei das ein Unding, in der Energiekrise Atomkraftwerke abzuschalten: „Wir steigen aus der Kernenergie aus und kaufen dann Atomstrom aus dem Ausland ein und fahren Kohlekraftwerke hoch – das ist grüne Doppelmoral.“

Bezüglich des umstrittenen Gebäudeenergiegesetzes verspricht er nach einem Wahlerfolg 2025 dieses wieder abzuschaffen: „Es ist ein verkorkstes Gesetz und es ist falsch.“ Nicht neu ist die bayerische Forderung nach einer Neureglung des Länderfinanzausgleichs: „Das Geld ist in Bayern besser aufgehoben als in Berlin.“ Der Freistaat wolle dagegen vor dem Bundesverfassungsgericht klagen.

„Die halbe Welt isst und trinkt gerne bayerisch“

Auch bemängelt Söder fehlendes Vertrauen aus Berlin in zwei deutsche Kernbranchen: den Automobilsektor und der Landwirtschaft: „Die halbe Welt isst und trinkt gerne bayerisch –die Landwirtschaft ist mit die beste Wirtschaft, die wir haben.“ Zur Automobilbranche meinte er: „Kennen Sie ein Land auf der Welt, das ihre Kernwirtschaft so schlecht redet wie in Deutschland?“

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In Bayern gelte „Leben und Leben lassen – darum auch kleben und kleben lassen“. Söder wird nicht müde, Bayern und die eigenen Verdienste zu loben. Er wolle ein eigenes Bauprogramm für Familien auflegen, damit sich auch junge Leute noch ein Eigenheim leisten können. Gegen die Erbschaftsteuer wolle er Klage einreichen. Der Meisterbrief solle wie ein Studium kostenlos sein.

Markus Söder kann Bierzelt – zur Freude von 2000 Zuhörern. Foto: Stefan Neidl Leistung soll zählen und gemessen werden

Ein Aufreger der vergangenen Wochen war die Abschaffung der Platzierungen bei den Bundesjugendspielen, im Jugendfußball sollen keine Ergebnisse mehr zählen. Söder sieht hier eine Verwerfung des Leistungsgedanken: Die Grünen wollen jetzt auch noch Noten abschaffen. Stephan Oetzinger habe man einst die „Gazelle von Weiden“ genannt, Albert Rupprecht könne in der Leichtathletik alles und Tobias Reiß sei der beste Kugelstoßer, verweist er mit einem Augenzwinkern auf seine Politikkollegen. Kinder sollen die Chance haben, sich zu vergleichen und die eigenen Möglichkeiten auszutesten.

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Foto OberpfalzECHO

Bei der geplanten Krankenhausreform fürchtet er, dass es Spitzenmedizin bald nur noch für Städter geben soll. Im Kontext der geplanten Legalisierung von Cannabis verweist er auf die Kriminalitätsentwicklung in den Niederlanden.

„Wer arbeitet, muss mehr haben“

„Claudia Roth und Annalena Baerbock reisen in die Mongolei, um für ihre feministische Außenpolitik zu werben. Die sollen lieber unsere nationalen Interessen vertreten, als zu versuchen, die ganze Welt grün zu missionieren“, schimpfte Söder. In der Asylkrise nehme er sich Österreich als Vorbild, das es geschafft habe, seine Asylzahlen zu senken. Eine Erhöhung des Bürgergeldes halte er für falsch, da dadurch mehr Anreize zur Einwanderung in das Sozialsystem geschaffen werde.

Keine Koalition mit den Grünen

Dann machte Söder eine Ansage, auf die viele im Bierzelt gewartet haben: „Eine Koalition mit den Grünen wird es mit mir nicht geben.“ Ebenso schloss er die Einführung der Gendersprache in Bayern aus. „Ich will ein sicheres und freies Land. Auch wenn der Rest der Welt durchdreht. Aber wir können nur zusammen was in Berlin bewirken und das kann nur die CSU“, sagt Söder zum Abschluss.

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Auf seine Rede folgten Standing Ovations und minutenlanger Applaus. Zur Erinnerung an diesen Tag und als Dank für seine Unterstützung für das Klinikum Weiden und dem Bezirksklinikum Wöllershof bekam Söder das Bild „Unser Himmel“ der Künstlerin Susanne Kempf überreicht. Noch lange wurde im Bierzelt über die Politikrede diskutiert. Selbst Weidens SPD-Oberbürgermeister Jens Meyer räumte ein, dass er Söder in vielen Punkten zustimme.

Für seinen Einsatz für Krankenhäuser in der Region wurde Söder das Bild „Unser Himmel“ geschenkt. Foto: Stefan Neidl
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