Marcel Marceau: Der Pantomime, der Michael Jackson zum ...

22 Mär 2023

Der Pantomime Marcel Marceau

Der Pantomime Marcel Marceau in seiner berühmtesten Rolle als Clown "Bip"

© Action Press

Jessica Kröll

Sein Markenzeichen war das weiß geschminkte Gesicht, das geringelte Hemd und ein zerbeulter Hut mit roter Blume: Der Pantomime Marcel Marceau begeisterte als "Bip" Menschen auf der ganzen Welt. Auch Michael Jackson war ein großer Fan, ließ sich von ihm zu seinem legendären Moonwalk inspirieren. Heute wäre der Franzose 100 Jahre alt geworden.

Er war " Bip", der traurige, ironische Clown. Mit seinem berühmten weiß geschminkten Gesicht, dem Ringelshirt und seinem zerknautschen Hut mit baumelnder roter Blume begeisterte der Franzose Marcel Marceau nur mit Gesten und Mimik jahrzehntelang ein weltweites Publikum.

Im Jahre 1947 hatte der weltberühmte Pantomime in Paris den Clown, den er nach einer Figur von Charles Dickens aus dessen Roman "Great Expectations" schuf, erstmals auf der Bühne vorgestellt. "Bip ist ein lustiger, trauriger Kerl", erklärte er einst die Figur, "und ihm passieren immer Dinge, die jedem passieren könnten. Weil er mit Gesten und Körperbewegungen spricht, weiß jeder, was mit ihm passiert, und er ist überall beliebt – in Skandinavien, Deutschland, Holland, Belgien, Italien, Österreich, wo immer er auch hingereist ist." Nach einer Europatournee im selben Jahr gründete der Künstler 1948 die Compagnie de Mimes Marcel Marceau, die mit Pantomimen wie "Der Mantel" (nach Gogol), "Moriana und Galvau" oder "Der Flötenspieler" zu Weltruhm gelangte. Immer wieder hatte Marceau auch Auftritte in Deutschland. Mit einem Gastspiel bei den Berliner Festwochen 1951 gelang ihm der internationale Durchbruch.

Von Marcel Mangel zu Marcel Marceau

Der in Straßburg geborene und im französischen Lille aufgewachsene Künstler hatte früh den Vater verloren, der während des Zweiten Weltkriegs von der SS als Geisel nach Auschwitz deportiert und erschossen worden war. Der Sohn, der damals noch Marcel Mangel hieß, konnte mit seiner Familie nach Mittelfrankreich fliehen. In der französischen Widerstandsbewegung nahm er den Namen Marceau an. Nach verschiedensten Tätigkeiten, darunter als Porzellanmaler in einer Keramikfabrik, leistete er seinen Militärdienst im besetzten Deutschland ab. Von Charlie Chaplin inspiriert, trat er erstmals vor seinen Kameraden als Pantomime auf.

Durch "Monets Garten" schlendern

Seinen künstlerischen Durchbruch feierte er 1945 als Harlekin in dem Film "Die Kinder des Olymp" von Marcel Carne. 1955 eroberte er die Vereinigten Staaten. Aus einer geplanten zweiwöchigen Tournee in den USA wurden sechs Monate. 1965 trat er in Hollywood mit Fred Astaire auf. Seit 1978 leitete Marceau in Paris eine internationale Schule für Mimodrama. Damals richtete Jacques Chirac, der damals noch Bürgermeister von Paris war, einen Zuschuss für die Schule ein, aus der Hunderte von Künstlern hervorgingen. 1993 stellte Marceau mit den besten seiner Absolventen eine neue Truppe zusammen, die "Nouvelle Compagnie de Mimodrame". Im selben Jahr wurde er von der berühmten Pariser Académie des Beaux-Arts zum "unsterblichen" Mitglied gekrönt. Japan ernannte ihn sogar zum "lebenden nationalen Schatz".

Marcel Marceau inspirierte Michael Jackson zum Moonwalk

Über seine Pantomime sagte er einmal in einem Interview: "Meistens denke ich bei meiner Arbeit an menschliche Situationen, nicht an lokale Manierismen. Es gibt keine französische Art, zu lachen, und keine amerikanische Art, zu weinen. Meine Themen versuchen, die grundlegenden Essenzen des Menschseins zu enthüllen."

Marcel Marceau 1995 zusammen mit Michael Jackson in New aYork

Marcel Marceau 1995 zusammen mit Michael Jackson in New York. Der King of Pop war ein großer Fan des Franzosen.

© Imago Images

1995 stand er sogar zusammen mit Michael Jackson auf der historischen Bühne des Beacon Theater am Broadway zu Konzertproben für den Sender HBO. Der King of Pop war ebenfalls ein großer Fan des Franzosen und wollte unbedingt mit ihm zusammenarbeiten, da er von dessen Nummer begeistert war, in der Bip gegen einen imaginären Sturm anläuft. Aus dem "Marsch gegen den Wind" wurde der berühmte "Moonwalk" des Popsängers geboren.

Selbst im hohen Alter stand Marceau rund 100 Mal im Jahr auf der Bühne. Als er sich 2004 im Alter von 81 Jahren ins Goldene Buch der Stadt Hamburg eintrug, erklärte er: "Wenn ich arbeite, fühle ich mich stark". Doch Marceau war auch ein begeisterter Maler und schrieb Kinderbücher. Auch in mehreren Filmen spielte er mit, darunter "Barbarella" mit Jane Fonda. Er sprach nur ein einziges Mal während seiner Schauspielkarriere, in Mel Brooks' "Silent Movie". Er sagte: "Nein."

Als Marceau 2007 im Alter von 84 Jahren starb und auf dem Künstler- und Prominenten-Friedhof Père Lachaise beigesetzt wurde, erwiesen ihm Hunderte Trauergäste in Paris die letzte Ehre. Am heutigen Mittwoch wäre der wohl berühmteste Pantomime 100 Jahre alt geworden. Google widmet ihm deshalb ein Doodle.

Zwei Mädchen sitzen lächelnd auf einer Bank

Sehen Sie im Video: Emilie und Sophie kommen beide aus Frankreich und leben seit fast drei Jahren in Deutschland. In dieser Zeit haben sie einige Dinge kennengelernt, die sie an den Deutschen ein bisschen komisch finden. Im Video erklären sie drei davon. 

Quellen: DPA, "New York Times", "Economist", all4michael.com

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