Polizist nach Mannheimer Messerangriff in künstlichem Koma

Motiv-Suche nach Angriff

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In Mannheim greift ein Mann an einem Stand der islamkritischen Bewegung Pax Europa mehrere Menschen mit einem Messer an. Die Ermittler beschäftigt vor allem die Frage nach dem Warum.

Kerzen, Blumen und ein Blatt Papier mit der Aufschrift "Gegen Terror" stehen einen Tag nach der Messerattacke am Tatort auf dem Mannheimer Marktplatz. Foto: Uwe Anspach/dpa

Der bei einem Messerangriff während einer Veranstaltung der islamkritischen Bewegung Pax Europa in Mannheim verletzte Polizist ist in ein künstliches Koma versetzt worden. „Er schwebt weiterhin in Lebensgefahr“, sagte ein Sprecher des Landeskriminalamts am Samstag. 

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Der Täter sei operiert worden und zurzeit nicht vernehmungsfähig. Gegen den 25 Jahre alten Angreifer wurde ein Haftbefehl erlassen. Ihm wird versuchter Mord zur Last gelegt, wie Staatsanwaltschaft Karlsruhe und Landeskriminalamt Baden-Württemberg am Samstag mitteilten.

Der mutmaßliche Täter lebe seit 2014 in Deutschland. Er sei verheiratet, habe zwei Kinder und sei zuletzt im hessischen Heppenheim wohnhaft gewesen. Die Wohnung des in Afghanistan geborenen Mannes sei durchsucht worden.

Der Täter hatte am Freitagvormittag Teilnehmer einer islamkritischen Kundgebung auf dem Mannheimer Marktplatz angegriffen und sechs Menschen verletzt, darunter den Polizisten. Laut dem LKA-Sprecher handelt es sich bei allen Verletzten außer dem Beamten um Teilnehmer der Kundgebung. Ob sie auch Mitglieder von Pax Europa sind, sei noch unklar.

Motiv-Suche nach Angriff in Mannheim

Ermittler versuchen einen Tag nach der Tat weiter zu klären, wie es zu der Bluttat kommen konnte. „Was uns am meisten umtreibt, ist die Frage nach dem Motiv“, hieß es aus dem baden-württembergischen Landeskriminalamt.

Der Vorfall ereignete sich vor einem Infostand der Bürgerbewegung „Pax Europa“. Foto: Uwe Anspach/dpa

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Der von der Polizei niedergeschossene Täter sei operiert worden und zurzeit nicht vernehmungsfähig, die Suche nach seinen Beweggründen daher bislang nicht vorangekommen.

In unserer Demokratie darf kein Platz für Gewalt sein.

Frank-Walter Steinmeier Bundespräsident

Nach Darstellung der Schatzmeisterin der Organisation, Stefanie Kizina, wurde auch das Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger verletzt. Kizina sagte, die Attacke sei gezielt gegen den 59-Jährigen gerichtet gewesen, der mit einem Messer im Gesicht verletzt worden sei. 

Der „Bild“-Zeitung erläuterte sie: „Er wurde am Bein und im Gesicht getroffen, wird notoperiert. Lebensgefahr besteht offenbar nicht.“ Stürzenberger ist einer der führenden Köpfe des Vereins.

Verletzter meldet sich aus Krankenhaus

Eines der Opfer hat sich aus dem Krankenhaus zu Wort gemeldet. „Es war richtig knapp gestern“, schrieb BPE-Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger am Samstagvormittag in einer Nachricht mit Foto auf der Plattform Telegram.

Er habe mehrere Stichverletzungen erlitten, eine davon im Oberschenkel habe „erheblichen Blutverlust“ verursacht. Auch im Gesicht sei er verletzt worden. Stürzenberger dankte allen beteiligten Ärzten sowie den Gesichtschirurgen, „die extra von einer Spezialklinik kamen“.

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Mitarbeiter der Spurensicherung auf dem Marktplatz an einem Stand neben Plakaten. Foto: Uwe Anspach/dpa

Aus dem LKA heißt es, zahlreiche Fragen seien noch ungeklärt und Gegenstand der Ermittlungen. „Was ist das für ein Messer? Woher stammt das? Hat er das Messer gekauft?“ - über die Antworten darauf wolle man auch herausfinden, ob der Festgenommene die Tat geplant oder ob es sich um einen spontanen Angriff gehandelt habe. Die für politische Delikte zuständige Staatsschutzabteilung der Staatsanwaltschaft Karlsruhe ermittelt in dem Fall.

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„Unsere Gedanken sind bei allen, die durch den Messerangriff verletzt worden sind, meine Gedanken als Innenminister natürlich auch vor allem bei dem verletzten Polizeikollegen“, sagte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) der „Bild“-Zeitung (Samstag).

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Internet-Video zeigt Tatgeschehen

Schon kurz nach dem Angriff kursierte ein Video von der Tat im Internet: Darauf ist zu sehen, wie der Angreifer auf mehrere Menschen einsticht und Umstehende rufen: „Das Messer weg!“ Zu sehen ist auch, wie ein Beamter auf den Angreifer schießt. Mehrere Polizisten fixieren den Mann danach auf dem Boden. Nach Angaben von Polizei, Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt wurde nur ein Schuss abgegeben. 

Die Bilder aus Mannheim sind furchtbar. Mehrere Personen sind von einem Attentäter schwer verletzt worden. Meine Gedanken sind bei den Opfern. Gewalt ist absolut inakzeptabel in unserer Demokratie. Der Täter muss streng bestraft werden.

— Bundeskanzler Olaf Scholz (@Bundeskanzler) May 31, 2024

Die Tat sorgte bundesweit für Entsetzen. Auch Kanzler Olaf Scholz zeigte sich erschüttert. „Die Bilder aus Mannheim sind furchtbar“, schrieb er auf der Plattform X. „Meine Gedanken sind bei den Opfern. Gewalt ist absolut inakzeptabel in unserer Demokratie. Der Täter muss streng bestraft werden.“

Einsatzkräfte der Polizei sicherten den Mannheimer Marktplatz am Freitag ab. Foto: Rene Priebe/dpa

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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigte sich entrüstet. „Ich verurteile die Tat in Mannheim aufs Schärfste!“, schrieb seine Sprecherin Cerstin Gammelin in Steinmeiers Namen auf X. „In unserer Demokratie darf kein Platz für Gewalt sein - Gewalt zerstört Demokratie. Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut.“

Vizekanzler Robert Habeck sprach von „furchtbaren Szenen der Gewalt“. Die Umstände des Verbrechens müssten nun schnell aufgeklärt werden, sagte Habeck der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. 

Mannheimer OB bezeichnet Messerangriff als Terrorattacke

Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) bezeichnete den Messerangriff als Terrorattacke und erklärte dazu: „Im Namen der Stadt Mannheim und der Mannheimer Stadtgesellschaft verurteile ich diese niederträchtige, brutale Terrorattacke im Rahmen einer islamkritischen Veranstaltung auf das Schärfste.“

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