Maikäfer in der Region fliegen schon seit Anfang April

Feld- und Waldmaikäfer haben „Flugjahre“

Maikäfer - Figure 1
Foto BNN - Badische Neueste Nachrichten

Ungewöhnlich viele Maikäfer haben Bürger im Kraichgau und im Hardtwald dieses Jahr schon vor Wochen bemerkt. Experten unterscheiden zwei Käferstämme.

Sie fressen teilweise ganze Bäume kahl: Früher wurden Maikäfer noch mit Gift bekämpft, inzwischen verzichtet man darauf. Foto: Franz Lechner

Silke Weber erinnert sich noch gut an den Abend Anfang April, als sie mit ihrer Familie erstmals in diesem Jahr das Abendessen im Freien genießen wollte.

Der Genuss war aber nur von kurzer Dauer. „Mit der Abenddämmerung erschienen plötzlich tausende Maikäfer in unserem Garten, das war der reine Horror“, erzählt die Umweltschutzbeauftragte der Gemeinde Ubstadt-Weiher.

Mahlzeit mit Maikäfern – das ist tatsächlich nicht das, was man sich unter einem schönen Abendessen im Freien vorstellt.

Maikäfer - Figure 2
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Noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts standen Maikäfer auf dem Speiseplan

Obwohl in einigen Regionen Maikäfer lange Zeit verspeist wurden. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts standen beispielsweise Maikäfersuppen hoch im Kurs.

Damals trug der kleine Brummer aus der Familie der Blatthornkäfer seinen Namen allerdings auch noch zu Recht. Heute müsste man ihn eigentlich Aprilkäfer nennen. In diesem Jahr war er sogar schon Anfang April aktiv.

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Und das galt nicht nur für den Feldmaikäfer im Kraichgau, sondern auch für den Waldmaikäfer im Hardtwald. Dort hatte nämlich der sogenannte Nordstamm sein „Flugjahr“.

Das heißt, die Eier, die zwischen Graben-Neudorf und Schwetzingen von den weiblichen Maikäfern vor drei oder vier Jahren in den Sandboden gelegt wurde, hatten in diesem Jahr ihre Entwicklung beendet.

Engerlinge verwandeln sich fast zur gleichen Zeit in flugfähige Käfer

Etwa alle vier Jahre verwandeln sich nämlich die meisten der Engerlinge, die bis dahin die Wurzeln von Bäumen gefressen haben, fast gleichzeitig in die flugfähigen Käfer.

Maikäfer - Figure 3
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Dabei unterscheiden die Forstleute den Nordstamm von den Engerlingen, die südlich von Graben-Neudorf ihr Unwesen treiben, dem sogenannten Südstamm. Der hat einen anderen Entwicklungszyklus und daher andere Flugjahre wie der Nordstamm.

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Äußerlich unterscheiden sich der eher im Kraichgau aktive Feld- und der Waldmaikäfer der Hardtwälder übrigens kaum. Lediglich die Nahrungsgewohnheiten ihrer Engerlinge sind verschieden.

Beide Arten fressen an den Wurzeln verschiedener Nutzpflanzen – auch Waldbäume sind letztlich Nutzpflanzen. Die Maikäfer selbst fressen zwar teilweise ganze Bäume kahl. Aber wenn Bäume oder Sträucher vor dem Johannistag, also dem 24. Juni, ihre Blätter verlieren, können sie diese fast vollständig erneuern.

Noch bis Anfang der 2000er wurden Maikäfer mit Gift bekämpft

Bekämpft werden die Maikäfer schon seit einigen Jahren nicht mehr. Im Jahr 2007 gab es eine der letzten großen Bekämpfungsaktionen.

Das Mittel, das zum Einsatz kam, tötete aber nicht nur Maikäfer, sondern auch andere Insekten. Damals durften die Wälder, in denen Hubschrauber das Maikäfer- Gift ausbrachten, stundenlang nicht betreten werden.

Auf das Pilzsammeln sollte man in den Wäldern verzichten und Imker, die in der Nähe ihre Bienenstöcke stehen hatten, wurden aufgefordert, ihre Bienen an einen sicheren Ort zu bringen.

Da waren die Bekämpfungsmethoden im Mittelalter schon naturfreundlicher. In der Schweiz beispielsweise zitierte im 15. Jahrhundert ein Bischof die Käfer, als sie in der Nähe von Lausanne überhandnahmen, vor den Richterstuhl. Als die der Anordnung keine Folge leisten wollte, belegte er sie mit dem Kirchenbann. Ob es geholfen hat?

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