Weihnachtsmarkt Frankfurt: So heißt „Lumumba“ jetzt politisch ...
Frankfurt/Main – Alle Jahre wieder – gibt es heftige Diskussionen um den korrekten Namen von Kakao mit einem Schuss Alkohol auf Weihnachtsmärkten.
Die Stadt Frankfurt verbannt das Heißgetränk „Lumumba“ von einem der größten deutschen Weihnachtsmärkte (3 Millionen Besucher pro Jahr). Die zuständige Tourismus-GmbH will eine neutrale Bezeichnung auf den Schildern.
Hintergrund: Der Name Lumumba für ein dunkles Getränk „mit Schuss“ kann rassistisch verstanden werden, weil er auf den afrikanischen, dunkelhäutigen Politiker Patrice Lumumba zurückgehen soll, der die belgische Kolonie Kongo 1960 in die Unabhängigkeit führte und 1961 erschossen wurde. Allerdings lässt sich kaum noch belegen, wie und wann genau der Name entstand.
Thomas Roie, Vorsitzender des Schaustellerverbands Frankfurt/Rhein-Main, bezeichnet die Diskussion als „aberwitzig“. Doch die Standbesitzer beugen sich mehr oder weniger grummelnd – und denken sich weniger strittige Alternativen aus.
Darauf ein Tänzchen! In der „Frankfurter Glühweinstubb“ heißt Lumumba jetzt „Rumba“. An vielen anderen Ständen einfach „Kakao mit Schuss“
„Ich nehm's mit Humor, habe einfach zwei Buchstaben überklebt und aus ,Lumumba‘ jetzt ,Lamamba‘ gemacht“, berichtet Silvana Kaiser von „Kaisers Poffertjes“. Das sei ein Fantasiename, würde aber witzigerweise nach „lahmer Mamba“ klingen. Spätestens nach ein paar Heißgetränken mit ordentlich Schuss ...
Das neue Lamamba-Schild hängte sie direkt neben einen weiteren hochprozentigen Bestseller: Der „heiße Franzose“, weißer Glühwein mit Grand Marnier, ist selbstverständlich noch erlaubt.
Der „heiße Franzose“ bleibt selbstverständlich erlaubt
In der „Frankfurter Glühweinstubb“ am Römerberg wird der Kakao mit Rum ab sofort „Rumba“ genannt – wie ein heißer, kubanischer Tanz. Die Leute würden aber trotzdem noch Lumumba bestellen, heißt es am Stand.
„Schade, dass inzwischen alles reguliert wird“, sagt Daniela Roie (45) von der „Fass-Schänke 2.0“.
In der „Fass-Schänke 2.0“ nur wenige Meter weiter musste Daniela Roie sogar ihren Image-Film ändern, damit er den neuen Vorgaben entspricht. Sie sagt: „Schade, dass inzwischen alles reguliert wird.“
Der Politiker Patrice Lumumba 1958 in Brüssel. Er war der erste Regierungschef des unabhängigen Kongo. Nach einem Militärputsch im September 1960 wurde er im Januar 1961 erschossen.
Die „eindringliche Bitte“ der Tourismus-GmbH ist mehr als eine Empfehlung. Es soll inzwischen Lumumba-Kontrollen am Weihnachtsmarkt geben.
Dieses Schreiben erhielten die Standbetreiber – allerdings erst zwei Tage nach Beginn des Weihnachtsmarktes
Ein Standbetreiber, der anonym bleiben möchte, zu BILD: „Wir wurden gerügt, dass auf einem Schild noch Lumumba steht und wir das entfernen müssten. Wir halten uns dran. Schließlich wollen wir auch im nächsten Jahr wieder auf den Weihnachtsmarkt.“
Als ein Stadtmitarbeiter einen Tag später nochmals kam, war „Lumumba“ politisch korrekt überklebt – und nicht mehr zu sehen.