Vorkämpfer gegen Rechtsextreme: Jenaer Jugendpfarrer Lothar ...

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Vorkämpfer gegen Rechtsextreme Jenaer Jugendpfarrer Lothar König ist tot

22.10.2024, 10:24 Uhr Artikel anhören

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Nach Aussage seiner Familie verlor König "nie die Hoffnung".

(Foto: picture alliance / dpa)

Er organisiert Montagsdemonstrationen in der DDR und verschreibt sich nach der Wende ganz dem Kampf gegen Rechtsextremismus. Bundesweit bekannt wird er durch seinen Protest gegen Neonazis in Dresden und einen anschließenden Prozess. Im Alter von 70 Jahren ist der ehemalige Pfarrer Lothar König gestorben.

Einer der bekanntesten und streitbarsten Pfarrer Deutschlands ist tot: Der ehemalige Stadtjugendpfarrer von Jena, Lothar König, ist nach Angaben seiner Familie im Alter von 70 Jahren gestorben. König sei nicht nur Pfarrer und Vater gewesen. "Er war ein Freund, ein Gegenüber, ein Kämpfer, einer, mit dem man Abende und Nächte diskutieren, schwelgen, lachen, trinken konnte", heißt es in einer von seiner Familie veröffentlichten Erklärung. König habe sein Leben lang seinen Kopf "für eine bessere Welt hingehalten, an der er trotz aller Widrigkeiten nie verzweifelte, nie die Hoffnung verlor."

König wurde 1954 im heutigen Landkreis Nordhausen geboren. Er organisierte in der Wendezeit in Merseburg DDR-Montagsdemonstrationen. Er leitete von 1990 bis 2019 die Junge Gemeinde Stadtmitte in Jena. Nicht nur dort, sondern bundesweit setzte er sich gegen Rechtsextremismus ein. 1997 wurde er mit einem Schlagring am Kopf verletzt, die Wunde, die er dabei davontrug, blieb immer sichtbar. Er erhielt zudem über die Jahre zahlreiche Morddrohungen. König erlebte aus unmittelbarer Nähe auch mit, wie sich im Jena der 1990er Jahre die rechtsextreme Szene immer weiter radikalisierte, aus der später das Kerntrio des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU) hervorgehen sollte.

Falschaussagen im Prozess gegen König

Bundesweit bekannt wurde König vor allem Anfang der 2010er Jahre. Nachdem er 2011 an einem Protest gegen Rechtsextremisten in Dresden teilgenommen hatte, klagte ihn die Staatsanwaltschaft Dresden wegen schweren Landfriedensbruchs an. Angeblich habe er beim Widerstand gegen den jährlichen Neonazi-Aufmarsch zum Jahrestag der Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg per Lautsprecher zu Gewalt gegen Polizisten aufgerufen. Nachdem Falschaussagen von Zeugen und gravierende Fehler oder Rechtsverstöße der Anklage aufgedeckt wurden, wurde das Verfahren 2014 eingestellt. Laut dem christlichen Medienmagazin "Pro" musste König 3000 Euro zahlen. 2017 nahm Königs Gemeinde fünf Geflüchtete aus Syrien und Afghanistan in ihren Räumen auf und gewährte ihnen Kirchenasyl, berichtet das Magazin weiter.

In der Erklärung seiner Familie heißt es, König habe sich durch sein Verhalten oft angreifbar gemacht. "Bis zum Ende blieb er Fußballer, Punk und 'Langhaariger', dessen krasser Freiheitsdrang immer seinen Weg bestimmte." Die Band Feine Sahne Fischfilet, die für ihren Kampf gegen Rechtsextremismus bekannt ist, widmete König auf Instagram einen längeren Nachruf. Darin heißt es unter anderem, dass er Menschen stets Mut gemacht habe, nicht zu verzweifeln.

Quelle: ntv.de, als/dpa

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