Liverpool kann den Titel jetzt nur noch verlieren
Stand: 02.12.2024 13:06 Uhr
Der FC Liverpool unterstreicht seine beeindruckende Dominanz auch im Spitzenspiel gegen Manchester City und ist endgültig der Topfavorit auf den Meistertitel in der Premier League.
Die Fans des FC Liverpool wussten, bei wem sie sich zu bedanken hatten: Während des Spitzenspiels gegen Manchester City war auf den Rängen an der Anfield Road ein Plakat mit dem Gesicht von Trainer Arne Slot zu sehen, darunter das Wortspiel "Arne's Slot Machine".
Eine Maschine zu sein, in diesem Ruf stand in der Premier League bislang eigentlich der Gegner, Manchester City: Die "Skyblues" hatten in den vergangenen sieben Spielzeiten sechs Meisterschaften gewonnen - und dabei vor allem in den engen Titelrennen jeden Herausforderer auf Distanz gehalten.
Liverpool-Coach Slot nach Sieg gegen City: "Nicht perfekt, aber ziemlich nahe dran"Eine ähnliche, scheinbar unerschütterliche Dominanz strahlt momentan aber der FC Liverpool aus, der nächste Beweis dafür war der überraschend ungefährdete 2:0-Sieg im direkten Duell mit dem Serienmeister.
"Wir waren nicht perfekt, aber wir waren ziemlich nahe dran", sagte Liverpools Coach nach dem Spiel bei der BBC. "Es tut gut zu sehen, das wir auch gegen Teams wie City gewinnen können. Aber wir dürfen nicht abheben, es geht darum, konstant zu bleiben, bis zum Ende der Saison."
Arne Slot und das Erbe von KloppDer Niederländer bedankte sich auch bei seinem Vorgänger Jürgen Klopp, er habe "das Team in einer sehr guten Verfassung hinterlassen". In der Tat konnte Slot bei der Ankunft im Sommer auf ein funktionierendes Kollektiv bauen. Doch er hat den Spielstil auch behutsam, und höchst erfolgreich, angepasst: Etwas weniger von Klopps "Heavy-Metal"-Fußball, dafür etwas mehr Balance und Kontrolle im Spiel. Liverpool stellt mit acht Gegentoren die mit Abstand beste Abwehr der Premier League.
Liverpool nach Machtdemonstration jetzt Topfavorit auf den TitelWettbewerbsübergreifend hat Liverpool 18 von den 20 Spielen unter seinem neuen Coach gewonnen. In der Premier League haben sie nach 13 Spieltagen schon neun Punkte Vorsprung auf die Verfolger Chelsea und Arsenal, und schwer fassbare elf Punkte auf den taumelnden Meister aus Manchester. "Wenn vor der Saison jemand gesagt hätte, dass Liverpool da steht, wo sie jetzt sind, man hätte ihn wohl eingewiesen", sagte "Sky"-Experte Roy Keane.
Nach dem Urteil der meisten Experten sind die "Reds" nach der Machtdemonstration gegen City endgültig der Topfavorit auf die Meisterschaft, City dagegen hat sich womöglich schon aus dem Titelrennen verbschiedet. "Ich kann nicht erkennen, wie sie Liverpool noch abfangen könnten", sagte der frühere City-Spieler Micah Richards in seiner TV-Analyse.
City-Coach Pep Guardiola wurde von den Liverpool-Fans mit dem Klassiker "You're getting sacked in the morning" ("Morgen früh wirst du entlassen") verabschiedet. Guardiola hielt daraufhin sechs Finger in die Luft, für jeden seiner Premier-League-Titel - eine durchaus angemessene Antwort auf den vorlauten Spott der Liverpool-Fans. Andererseits können Verweise auf große Erfolge der Vergangenheit immer auch ein Alarmzeichen sein.
Ortega über Liverpool: "Nicht unbedingt der schönste Ort"Wie tief der Frust bei City saß, verriet unter anderem Stefan Ortega. Der deutsche Nationalkeeper tappte in die Falle eines Reporters, als er nach dem Spiel auf die Hohngesänge der Liverpool-Fans angesprochen wurde: "Mir wurde schon gesagt, dass dies nicht unbedingt der schönste Ort im Land sei."
Guardiola: "Müssen uns der Realtität stellen"Guardiola wollte sich im Anschluss nicht lange mit Nebengeräuschen aufhalten ("Gehört zum Spiel dazu"). Mehr beschäftigte ihn der anhaltende Niedergang seines Teams. "Wir müssen uns einfach der Realität stellen: Wir sind im Moment nicht in der Verfassung, um gegen starke Teams wie Liverpool zu bestehen, anders als in der Vergangenheit. Wir finden aktuell keine Lösungen."
Guardiola wollte dies auch nicht mehr nur auf den Ausfall von Mittelfeldstrategen Rodri zurückführen. Er hoffe aber auf die Rückkehr weiterer angeschlagener und verletzter Spieler. "Dann kommen auch die Ergebnisse und wir werden wieder besser", sagte Guardiola und kündigte an, "wieder bei Null anzufangen".
Haaland als Scheinriese - Citys "Dynastie fällt in sich zusammen"Auch Erling Haaland kann es für City nicht mehr herausreißen. Nach einem Raketenstart in die Saison, mit zehn Toren aus den ersten Liga-Partien, tauchte der Top-Torjäger zuletzt mehr und mehr ab und fiel eher durch überhebliches Verhalten auf. In Liverpool wurde er vom souveränen Abwehrchef Virgil van Dijk aus dem Spiel genommen und mutierte endgültig zum Scheinriesen.
Für den "Guardian" war die nächste Demütigung für City das Zeichen für die bevorstehende Wachablösung, an der Anfield Road sei Guardiolas "unantastbare Dynastie in sich zusammengefallen".
Liverpool, der enteilte Tabellenführer, muss nun mit der neuen Rolle des Topfavoriten umgehen. "Das bedeutet noch gar nichts, zu diesem Zeitpunkt der Saison", sagte Verteidiger Joe Gomez bei der BBC, meinte aber auch: "Sollte es am Saisonende so sein, dass wir nicht die Trophäe in die Luft halten - dann dürfte es sich sicher so anfühlen, als hätten wir eine riesige Chance weggeworfen."