Lindner will trotz "D-Day"-Affäre nicht zurücktreten
Stand: 01.12.2024 23:16 Uhr
Sein Generalsekretär Djir-Sarai ist gegangen, doch er selbst sieht dazu keinen Anlass: FDP-Chef Lindner hat in der Sendung Caren Miosga einen Rücktritt wegen des "D-Day"-Papiers ausgeschlossen. Stattdessen wolle er Spitzenkandidat werden.
FDP-Parteichef Christian Lindner lehnt einen Rücktritt weiter ab. In der ARD-Sendung Caren Miosga sagte er auf eine entsprechende Frage: "Ich habe nicht die Absicht, nein. Und ich habe die Absicht, mich bei meiner Partei zu bewerben als Spitzenkandidat."
Die FDP sei aus inhaltlicher Überzeugung nicht bereit gewesen, die Ampel-Politik weiter mitzutragen, so Lindner. Mit diesen Inhalten wolle er zur Bundestagswahl am 23. Februar vor die Bürger treten. "Jetzt gehe ich durch diesen Hagelschauer mit faustgroßen Hagelkörnern. Aber das mache ich ja deshalb, weil ich an etwas glaube und gerne wissen will, ob das bei den Bürgerinnen und Bürgern Unterstützung findet."
Die FDP steckt tief in der Krise: Am Donnerstag war das "D-Day"-Papier der Partei bekannt geworden. Es enthält ein detailliertes Szenario für den Exit der FDP aus der Ampel mit SPD und Grünen. Darin wird der mögliche Ausstieg der FDP mit militärischen Begriffen wie "D-Day" und "offener Feldschlacht" beschrieben und durchgespielt. Das Papier löste auch innerparteilich heftige Kritik aus. Am Freitag war deshalb Generalsekretär Bijan Djir-Sarai zurückgetreten. Sein Nachfolger Marco Buschmann soll an diesem Montag vorgestellt werden.
Videobotschaft an die Wähler auf Online-PlattformIn einer auf der Plattform X veröffentlichten Videobotschaft wandte sich Lindner zudem direkt an die Wähler: "Gegenwärtig wird über die Deutung des Ampel-Aus gerungen. Es ist eine Machtauseinandersetzung." Fehler der FDP, die er bedauere, würden von politischen Gegnern genutzt, um vom Wesentlichen für das Land abzulenken.
Lindner sagte, die Ampel sei nicht an der FDP gescheitert, sondern weil sie die Akzeptanz der Bürger verloren habe. In der Ampel habe es große politische Unterschiede gegeben. "Ein mögliches Aus wurde immer wahrscheinlicher." Die FDP habe sich deshalb darauf vorbereitet - so, wie es die Koalitionspartner auch getan hätten.
"Ich weiß nicht, wie es bei Ihnen zu Hause ist"Mit Blick auf das "D-Day"-Papier sagte Lindner in der Videobotschaft: "Fetzen aus Sitzungen und internen Dokumente unserer unterschiedlichen Vorbereitungen wurden Medien zugespielt. Ich weiß nicht, wie es bei Ihnen zu Hause ist. Bei uns im geschützten Raum intern, da wird auch manches gesagt und manches aufgeschrieben, was bei näherer Betrachtung nicht akzeptabel ist."
Die Berichterstattung werde von politischen Gegnern genutzt, um den Versuch zu unternehmen, die Glaubwürdigkeit der FDP zu zerstören oder eine Charakterfrage zu stellen, so Lindner. Die Bürger würden am 23. Februar bei der Bundestagswahl über die weitere Richtung des Landes entscheiden. "Orientieren Sie sich dabei nicht an der Vergangenheit, sondern an dem, was Sie für Ihre Zukunft für richtig halten!"