Lindner veröffentlicht Videobotschaft: Schuld sind die Anderen?
Berlin. Der FDP-Chef sieht in den Vorkommnissen der vergangenen Tage eine „Machtauseinandersetzung“. Er kritisiert die politischen Gegner.
Die FDP hat die Aufregung um das sogenannte „D-Day“-Papier noch längst nicht hinter sich gelassen. Parteichef Christian Lindner tritt nun die Flucht nach vorne an. Am Sonntagabend wandte er sich mit einer auf der Plattform X veröffentlichten Videobotschaft direkt an die Bürger – und zeigte mit dem Finger auf die ehemaligen Ampel-Partner.
„Gegenwärtig wird über die Deutung des Ampel-Aus gerungen. Es ist eine Machtauseinandersetzung“, sagt Lindner zu Beginn des Videos. Fehler der FDP, die er bedauere, würden von politischen Gegnern genutzt, um vom Wesentlichen für das Land „abzulenken“.
Lindner sagt in dem Video, die Ampel sei nicht an der FDP gescheitert, sondern weil sie die Akzeptanz der Bürger verloren habe. In der Ampel habe es große politische Unterschiede gegeben. „Ein mögliches Aus wurde immer wahrscheinlicher.“ Die FDP habe sich deshalb darauf vorbereitet - so, wie es die Koalitionspartner auch getan hätten.
Lindner spicht von „geschütztem Raum“Am Donnerstag war das „D-Day“-Papier der FDP bekanntgeworden. Es enthält ein detailliertes Szenario für den Exit der FDP aus der Ampel mit SPD und Grünen. Darin wird der mögliche Ausstieg der FDP mit militärischen Begriffen wie „D-Day“ und „offener Feldschlacht“ beschrieben und durchgespielt. Das Papier löste auch innerparteilich heftige Kritik aus. Am Freitag war deshalb Generalsekretär Bijan Djir-Sarai zurückgetreten.
Auch interessantLindner ließ in seiner Botschaft durchblicken, dass er das Ausmaß der Kritik nicht für gerechtfertigt hält. „Fetzen aus Sitzungen und internen Dokumente unserer unterschiedlichen Vorbereitungen wurden Medien zugespielt. Ich weiß nicht, wie es bei Ihnen zu Hause ist. Bei uns im geschützten Raum intern, da wird auch manches gesagt und manches aufgeschrieben, was bei näherer Betrachtung nicht akzeptabel ist.“ Die Berichterstattung werde von politischen Gegnern genutzt, um den Versuch zu unternehmen, die Glaubwürdigkeit der FDP zu zerstören oder eine Charakterfrage zu stellen.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE ZentralredaktionHinter den Kulissen der Politik - meinungsstark, exklusiv, relevant.
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Die Videobotschaft wurde nach dem Erscheinen vielfach kommentiert. Etliche Nutzer werfen dem FDP-Chef in Kommentaren vor, sich in die Opferrolle zu flüchten und die Schuld bei Anderen zu suchen. Etwas weniger als 200.000 Menschen sahen das Video in den ersten beiden Stunden.
Ein weitaus größeres Publikum wird Lindner noch später am Abend erreichen. Der FDP-Chef ist zu Gast im ARD-Talk „Miosga“.
bün/mit dpa