Eli Lillys Abnehmspritze: Sprengsatz fürs deutsche ...

Kommentar

Pharmaindustrie Eli Lillys Abnehmspritze – ein Sprengsatz fürs deutsche Gesundheitssystem

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Eli-Lilly-CEO Dave Ricks kam aus den USA zum symbolischen Spatenstich nach Alzey

© Arne Dedert/dpa / Picture Alliance

Eli Lilly, der größte Pharmakonzern der Welt, stellt bald Fettweg-Spritzen in Deutschland her. Ein Milliardeninvestment, das horrende Kosten für das Gesundheitssystem produzieren könnte

Im rheinland-pfälzischen Alzey feiert Kanzler Olaf Scholz (SPD) mit großem Aufgebot eine beeindruckende Investition. 2,3 Mrd. Euro investiert das US-Pharmaunternehmen Eli Lilly in den nächsten Jahren hier für eine neue Hightech-Produktion. Es ist eine der größten Einzelinvestitionen des Unternehmens, aber auch eine der größten für den Standort Deutschland, den dieser Tage Unternehmen lieber verlassen als aufsuchen. Und hurra, Eli Lilly schultert die Mega-Investition ohne Staatshilfen, keine Selbstverständlichkeit. Doch bei all dem Freudentaumel muss die Frage gestellt werden, ob das Produkt, was hier produziert werden soll, am Ende das deutsche Gesundheitssystem killen wird? 

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Es geht um Abnehmspritzen, die Eli Lilly herstellt. Die sind weltweit so gefragt, dass die beiden Haupthersteller Novo Nordisk und Eli Lilly mit der Produktion nicht mehr hinterherkommen und viele neue Fabriken bauen, um die Nachfrage zu stillen. Ein 80-Milliarden-Dollar-Markt, schätzt Bloomberg, einer der größten Blockbuster in der Medizingeschichte. Fettleibigkeit ist weltweit eine Volkskrankheit. Auch die Deutschen haben ihr Gewicht nicht im Griff. Mehr als die Hälfte der Erwachsenen ist zu dick und fast ein Fünftel gilt sogar als adipös, also fettleibig.

Abnehmspritze als Kassenleistung?

Die Kosten für eine Therapie mit der Abnehmspritze müssen die Übergewichtigen bisher in der Regel aus eigener Tasche zahlen. Seit Juli vergangenen Jahres können Ärzte die Anti-Fettspritzen von Eli Lilly verordnen, im Rahmen einer Adipositas-Therapie. Sie gelten laut Sozialgesetzbuch als Lifestyle-Medikamente. Doch die FDP fordert nun, dass die Kosten auch von gesetzlichen Kassen erstattet werden sollen. „Abnehmspritzen sollten nicht als Lifestyle-Medikament betrachtet werden, sondern als Teil eines umfassenden Ansatzes zur Behandlung schwerer Adipositas und zur Verhinderung ihrer Folgeerkrankungen“, sagt Andrew Ullmann, der gesundheitspolitische Sprecher der Liberalen, dem „Handelsblatt“.

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Alle wollen schlank sein, aber immer mehr Menschen tendieren zum Übergewicht. Der ideale Nährboden für Abnehmpräparate. Diese Pharmakonzerne haben auf diesem Markt die Nase vorn

Was im ersten Moment vernünftig klingt, könnte zum Sprengsatz des Gesundheitssystems werden. Denn bekämen alle krankhaft übergewichtigen Menschen die neuen Fettweg-Spritzen, würde das fast 50 Mrd. Euro kosten, so hat es die AOK hochgerechnet. Die Arzneimittelausgaben – schon jetzt der zweitgrößte Ausgabenposten der Gesetzlichen Krankenversicherung – würden sich fast verdoppeln. Zugegeben: Es ist eine Maximalberechnung, die unterstellt, dass jeder krankhaft Übergewichtige jährliche Therapiekosten von 4000 Euro ersetzt bekommt. So teuer sind derzeit die Abnehmspritzen von Wegovy von Novo Nordisk und Mounjaro von Eli Lilly.

Gut investiert wäre das Geld nur, wenn die Spritzen nachhaltige Wirkung hätten, also Menschen dauerhaft schlanker und gesünder würden. Zu befürchten aber ist wohl eher ein Jo-Jo-Effekt ähnlich wie bei Diäten, wenn die wöchentliche Spritze wegfällt. Der medizinische Nutzen wäre minimal, da die Spritzen vermutlich chronisch Abhängige erzeugt und nur die Umsätze der Pharmahersteller boostert. 

Und so wäre es denn auch überaus misslich, wenn hier ein Unternehmen zwar ohne Subvention baut, aber mit einer Erstattung durch die Krankenkassen kalkuliert. 

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