„Tag X“ in Leipzig: Demonstranten noch am frühen Morgen ...

4 Jun 2023

Deutschland „Tag X“

Ausschreitungen in Leipzig – Demonstranten noch am frühen Morgen eingekesselt

Stand: 08:33 Uhr | Lesedauer: 4 Minuten

Leipzig demonstrationen - Figure 1
Foto DIE WELT

„Es finden jetzt noch Ermittlungen statt, um die Täter überführen zu können“

Für den „Tag X“ hatten linke Gruppen zur Demonstration in Leipzig aufgerufen. Am Abend eskalierte die Lage. Schätzungsweise 500 Menschen wurden eingekesselt, ihre Personalien wurden aufgenommen. WELT-Reporterin Laura Kipfelsberger berichtet über die Nacht in Leipzig.

Quelle: WELT

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Noch am frühen Sonntagmorgen hatte die Polizei in Leipzig rund 500 Demonstranten eingekesselt. Zuvor war es in der Stadt zu Ausschreitungen gekommen. Steine flogen auf eine Polizeiwache, Barrikaden standen in Flammen.

Nach dem Urteil gegen Lina E. wegen linksextremistischer Gewalttaten ist es in Leipzig in der Nacht zum Sonntag erneut zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten gekommen. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz, über der Stadt kreisten Hubschrauber, an mehreren Orten im Stadtteil Connewitz brannten Barrikaden. Schon am Samstagnachmittag hatte es Krawalle gegeben. Bis zum späten Abend wurden fünf Haftbefehle erlassen, den Männern im Alter zwischen 20 und 32 Jahren wird Landfriedensbruch vorgeworfen.

Am späten Nachmittag waren bei einer Demonstration im Leipziger Süden Steine, Flaschen und ein Brandsatz auf Polizisten geworfen worden. Mehrere Beamte wurden verletzt. Die Polizei kesselte einen Teil der Demonstranten ein und sprach von „massiven Ausschreitungen“. Rund 1500 Teilnehmer hatten sich laut Polizei zu der Demonstration versammelt, davon der Einschätzung zufolge ein Drittel gewaltbereite. Angemeldet waren 100 Demonstranten. Mehrere Wasserwerfer wurden aufgefahren, kamen aber nicht zum Einsatz.

Nach Angaben eines Polizeisprechers sollen schätzungsweise 500 Menschen eingekesselt worden sein. Am Abend wurde begonnen, die Personalien der Eingekesselten aufzunehmen. Noch in den frühen Morgenstunden hielt die Polizei die Demonstranten fest.

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Zuvor war es am Samstag nach Beobachtungen von WELT-Reportern zu einzelnen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei am Alexis-Schumann-Platz gekommen. Beamte kesselten unter anderem eine Gruppe Randalierer ein, um ihre Identitäten festzustellen. Dabei versuchten auch einige, sich der Identitätsfeststellung zu entziehen – unter anderem, indem sie über Kreislaufprobleme klagten.

Auf beiden Seiten des Platzes brachte die Polizei zehn Wasserwerfer in Stellung. „Die Lage auf der Karl-Liebknecht-Straße wird unfriedlich. Unsere Kräfte werden immer wieder attackiert und mit Steinen/Pyrotechnik beworfen“, schrieb die Polizei zuvor bei Twitter. Man appelliere an alle Personen dort, sich von Straftätern zu distanzieren und friedlich zu verhalten. „Unbeteiligte werden gebeten, den Bereich zu verlassen bzw. zu meiden.“

Am frühen Abend gerieten die Demonstranten mit der Polizei aneinander

Quelle: AFP/JENS SCHLUETER

Autonome an einer brennenden Barrikade

Quelle: dpa/Sebastian Willnow

Am späten Samstagabend versammelten sich im Süden der Stadt nach Polizeiangaben mehrere Hundertschaften der Bereitschaftspolizei. Diese stellten sich auf einen „gewalttätigen Verlauf“ in dieser Phase des Einsatzes ein, hieß es. An mehreren Stellen wurden Barrikaden entzündet, die Polizei sprach von „Zusammenrottungen von augenscheinlich gewaltbereiten Personen“ an verschiedenen Orten in dem Stadtteil. Die Polizei rief zur Besonnenheit auf, um die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen.

Polizeiwache am Connewitzer Kreuz mit Steinen beworfen

In Leipzig-Connewitz brannten mindestens zwei Barrikaden aus Mülltonnen und Paletten. Das berichteten dpa-Reporter. Daneben gab es in der Wolfgang-Heinze-Straße auch Pyrotechnik und Böller. Vermummte warfen immer wieder neues Holz ins Feuer. Polizei war vor Ort – und begann kurz vor 23 Uhr, die Barrikaden mit Wasserwerfern zu löschen.

Am Connewitzer Kreuz versammelten sich nach Polizeiangaben am Abend rund 300 Menschen aus der gewaltbereiten linken Szene. An der Wiedebachpassage wurde die Polizeiwache mit Steinen beworfen. Dabei wurden laut Polizei zwei Beamte verletzt, die das Objekt bewachten. An verschiedenen Orten in dem Stadtteil wurden Barrikaden entzündet. Fotos einer dpa-Reporterin zeigen beschädigte Scheiben und herumliegende Pflastersteine. Einsatzkräfte würden dort zusammengezogen, hieß es. Auch Wasserwerfer wurden in Stellung gebracht.

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Die Stadt Leipzig hatte die ursprünglich geplante „Tag-X“-Demonstration wegen des hohen Gefahrenpotenzials untersagt. Hintergrund waren Gewaltandrohungen in sozialen Netzwerken, die Gefahrenprognose der Polizei und Einschätzungen des Verfassungsschutzes. Beschwerden dagegen waren auch vom Verwaltungsgericht Leipzig und dem Oberverwaltungsgericht in Bautzen zurückgewiesen worden.

Die Demonstranten haben das klare Verbot, loszuziehen, worauf die Polizei am frühen Abend hinwies

Quelle: Wolfgang Büscher

Nach dem Urteil gegen die mutmaßliche Linksextremistin Lina E. hatte die linke Szene bundesweit für die Solidaritätsdemonstration am Samstag unter dem Motto „United we stand – Trotz alledem, autonomen Antifaschismus verteidigen!“ mobilisiert. Linksautonome drohten, für jedes Jahr der gegen E. verhängten Haftstrafe eine Million Euro Sachschaden anzurichten.

Polizei kontrolliert Reisende nach Leipzig auf Pyrotechnik

Am Nachmittag hatte die Polizei die Einreisenden unter anderem an Bahnhöfen kontrolliert. Eine Sprecherin sagte WELT: „Wenn jemand Pyrotechnik oder Vermummungsmaterial dabei hat, also in unfriedlicher Absicht nach Leipzig kommt, können wir ein Aufenthalts- und Betretungsverbot aussprechen.“ Je nach Situation werde erst kurz am Bahnsteig kontrolliert. Bei Hinweisen im Gepäck werde die Person dann mit zu den Polizeifahrzeugen genommen.

Die Polizei kontrolliert Zugreisende, die in Leipzig aussteigen

Quelle: Wolfgang Büscher

Die Stadt feiert dieses Wochenende obendrein mit zahlreichen Veranstaltungen ihr 1000-jähriges Bestehen. Am Samstag trat zudem der Sänger Herbert Grönemeyer in Leipzig auf, und der 1. FC Lok Leipzig und der Chemnitzer FC standen im Finale des Sachsenpokals.

Immer wieder werden einige der Kontrollierten zu den wartenden Polizeiwagen geführt

Quelle: Wolfgang Büscher

Lina E. war am Mittwoch wegen gewalttätiger Überfälle auf Rechtsextremisten zu fünf Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. Da das Urteil noch nicht rechtskräftig ist, kam sie nach zweieinhalb Jahren Untersuchungshaft zunächst auf freien Fuß. Die drei 28 bis 37 Jahre alten Mitangeklagten erhielten Haftstrafen zwischen zwei Jahren und fünf Monaten sowie drei Jahren und drei Monaten wegen Mitgliedschaft oder Unterstützung einer kriminellen Vereinigung.

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