Lauterbach schlägt Pflege-Alarm: „Verstehen wir noch nicht genau“
Stand: 27.05.2024, 17:12 Uhr
Von: Julian Kaiser
Angesichts einer überraschenden Entwicklung fordert Karl Lauterbach eine Pflegereform. © BildFunkMV/Imago; Chris Emil Janßen/Imago; Montage: RUHR24In Deutschland ist die Zahl der Pflegebedürftigen im Jahr 2023 deutlich höher als erwartet. Eine eindeutige Erklärung hat Lauterbach nicht parat.
Dortmund/Berlin – Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zeigt sich alarmiert über den starken Anstieg der Zahl an Pflegebedürftigen. „Demografisch bedingt wäre 2023 nur mit einem Zuwachs von rund 50.000 Personen zu rechnen gewesen. Doch tatsächlich beträgt das Plus über 360.000“, sagte der SPD-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Lauterbach schlägt Pflege-Alarm: „Verstehen wir noch nicht genau“„Woran das liegt, verstehen wir noch nicht genau“, räumte er im Anschluss ein. Lauterbach sprach von einem „akuten Problem in der Pflegeversicherung“ und führte den „explosionsartigen“ Anstieg auf einen „Sandwich-Effekt“ zurück. „Zu den sehr alten, pflegebedürftigen Menschen kommen die ersten Babyboomer, die nun ebenfalls pflegebedürftig werden“, erklärte der Minister.
Dementsprechend gebe es erstmals zwei Generationen, die gleichzeitig auf Pflege angewiesen seien: „Die Babyboomer und deren Eltern“, erklärte Lauterbach, der mit Blick auf den gefährlichen Sommer 2024 Tausende vor der Hitze schützen will.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach fordert PflegereformLauterbach betonte, dass das Leistungsniveau der Pflege mit dem jetzigen Beitragssystem allein nicht erhalten werden könne. Eine umfassende Finanzreform in der Pflege werde in dieser Legislaturperiode aber wahrscheinlich nicht mehr zu schaffen sein (mehr Politik-News bei RUHR24).
Auch eine interministerielle Arbeitsgruppe werde „wohl kaum zu einer einheitlichen Empfehlung“ kommen. „Dafür sind die Ansichten der verschiedenen Ministerien beziehungsweise der Koalitionspartner zu unterschiedlich“, sagte der Gesundheitsminister.
Pflegereform steht laut Karl Lauterbach noch nicht in den StartlöchernDie Arbeit der Gruppe sei jedoch eine gute Grundlage für eine große Pflegereform in der nächsten Wahlperiode. „Dann muss sie aber auch kommen“, sagte er. Erst Ende April hatte Lauterbach bei einem Besuch in Dortmund die hiesigen Pflegebedingungen kritisiert.
DPA/bearbeitet von Julian Kaiser