Ihme-Zentrum in Hannover: Insolvenzgericht setzt Haftbefehl gegen ...

5 Jun 2024

Das Insolvenzgericht in Hannover hat einen Haftbefehl gegen den Investor Lars Windhorst außer Vollzug gesetzt. Zuvor war bekannt geworden, dass das Gericht einen Haftbefehl gegen den Investor erlassen hatte. Windhorst soll in einem Insolvenzantragsverfahren gegen die Projekt IZ Hannover bestimmten Pflichten nicht nachgekommen sein.

Lars Windhorst - Figure 1
Foto manager-magazin.de

04.06.2024, 18.10 Uhr

Noch ist dem Unternehmer das Lachen nicht vergangen: Investor Lars Windhorst hatte zuletzt bei Hertha BSC für Aufsehen gesorgt

Foto: Frank Molter / dpa

Das Insolvenzgericht in Hannover hat einen Haftbefehl gegen den Investor Lars Windhorst (47) außer Vollzug gesetzt. Das teilte eine Sprecherin des zuständigen Amtsgerichts Hannover am Dienstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Hintergrund sei, dass sich Windhorst mit dem Gericht auf einen Termin verständigt habe. Wann dieser ist, sagte die Sprecherin zunächst nicht.

Zuvor war bekannt geworden, dass das Gericht am 23. Mai einen Haftbefehl gegen den Investor erlassen hatte. Ein Sprecher von Windhorsts Tennor-Gruppe hatte zuvor dem manager magazin bestätigt, dass gegen den Haftbefehl Beschwerde eingelegt worden sei. Der Haftbefehl sei ein „vom Gericht verhängtes Druckmittel“, das Windhorst zu einer Aussage bewegen solle.

Streit um Mitwirkungspflicht

Windhorst sei zu einem Gerichtstermin im April nicht erschienen und seiner Mitwirkungspflicht nicht nachgekommen. Zuvor hatte die Hannoversche Allgemeine Zeitung  (HAZ) darüber berichtet. Im Unterschied zu einem strafrechtlichen Haftbefehl ist bei einem Haftbefehl vom Insolvenzgericht nicht das Ziel, eine Freiheitsstrafe zu vollstrecken. Windhorst hatte den Vorwurf, er wolle seiner Mitwirkungspflicht nicht nachkommen, zurückgewiesen.

Hintergrund des Streits ist ein Insolvenzantragsverfahren gegen Windhorsts zahlungsunfähige Tochterfirma Projekt IZ Hannover GmbH (PIZ). Der Unternehmer übernahm 2019 mit seiner Firmenholding Tennor die Mehrheit an dem Ihme-Zentrum in Hannover, einen gewaltigen Wohn- und Einkaufskomplex mit 75.000 Quadratmetern Laden- und Gewerbefläche in sehr zentraler Lage. Windhorst wollte die Immobilie sanieren und die Anteile anschließend mit Gewinn wieder verkaufen.

Doch der umtriebige Unternehmer hatte sich offenbar verspekuliert. Bis 2023 passierte auf der Baustelle relativ wenig. „Wegen gestiegener Energie-, Material- und Arbeitskosten musste die Finanzierung neu aufgesetzt werden“, begründet ein Sprecher von Windhorst damals die Lage. Schließlich sprang die Stadt Hannover im März 2023 ab und kündigte den Mietvertrag.  Oberbürgermeister Belit Onay (43; Grüne) verwies auf nicht eingehaltene Zusagen. Kurz darauf stellte Tennor die Zahlungen ein, die übrigen Eigentümer mussten einen Insolvenzantrag stellen.

Ihme-Einstieg nur Scheininvestition?

Seitdem versucht der zuständige Insolvenzverwalter Jens Wilhelm, die Sachlage aufzuklären und fordert Informationen von Windhorst ein. Doch dieser bestreitet dem Bericht zufolge, etwas zur Aufklärung der Vorgänge und Finanzströme beitragen zu können. „Grund ist, dass er weder damals noch aktuell Geschäftsführer der jetzt insolventen Gesellschaft war und ist“, sagt sein Sprecher der HAZ.

Wilhelm hält die Argumentation für wenig stichhaltig: „Herr Windhorst war (...) faktischer Geschäftsführer.“ Das zeige sich unter anderem daran, dass er Gespräche mit der Stadt geführt und auch in der Öffentlichkeit stets Stellung zu den Vorgängen bezogen habe, schreibt die Zeitung weiter.

Die Vorwürfe gegen Windhorst reichen sogar noch weiter: Der Insolvenzverwalter habe den Verdacht, dass Windhorst seine Anteile an dem Ihme-Zentrum mit hohen Millionenbeträgen beliehen haben könnte, ums sich Geld für andere Projekte zu besorgen, heißt es in dem Bericht.

Ein verpatztes Investment nach dem anderen

Die Ihme-Immobilie ist nur eine von vielen Investments von Windhorst, die zuletzt anders verlaufen sind als erhofft. Aufsehen erregte der Finanzjongleur in den vergangenen Jahren auch mit seinem Einstieg bei dem Fußball-Bundesligisten Hertha BSC. Sein Engagement endete schließlich in einem Fiasko, seinem Rausschmiss aus dem Verein kam er nur durch einen freiwilligen Rückzug voraus.

Ärger hat der schillernde Investor auch in den Niederlanden. Dort hat das Familienunternehmen des US-Milliardärs Frank McCourt (70) im April eine gerichtliche Anordnung erwirkt, den deutschen Finanzier festzuhalten. Windhorst droht damit eine Gefängnisstrafe. Es geht um Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit einem Springreitgeschäft.

Und erst an diesem Montag hat Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (50; CDU) die Geschäftspolitik des Unternehmers in Bezug auf die angeschlagene Nobiskrug-Werft kritisiert. „Von den Versprechen, die Windhorst im März dieses Jahres gegeben habe, sei bis heute keins eingehalten worden“, sagte der CDU-Politiker in Rendsburg.

So hätte Eigentümer Windhorst etwa sicherstellen sollen, dass die Gehälter der Beschäftigten der Werft für zwölf Monate im Unternehmen bereitstünden. Dies ist nach Günthers Angabe jedoch nicht geschehen. Ebenfalls habe Windhorst bis zum Mai 2024 an den Werftstandorten in Rendsburg wie in Flensburg einen neuen Geschäftsführer benennen wollen – dort gebe es aber bisher noch keine Geschäftsführung.

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