Kylian Mbappé: Das perfekte Match. Oder doch nicht?

26 Tage vor

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Kylian Mbappe - Figure 1
Foto ZEIT ONLINE

Mit dem Superstar Kylian Mbappé beim Superclub Real Madrid scheint zusammenzuwachsen, was zusammengehört. Doch die Sache könnte kompliziert werden.

4. Juni 2024, 12:18 Uhr

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Wer soll für Kylian Mbappé weichen? © Sarah Meyssonnier/​Reuters

Diese Geschichte beginnt im Kinderzimmer. Kylian Mbappé, auf seinem Bett sitzend, die Wände voller Poster von Cristiano Ronaldo im weißen Trikot Real Madrids. Vielleicht beginnt sie auch noch früher.

Kylian Mbappé, der in der Schule Spanisch lernt, mit dem Hinweis an seine Lehrerin, diese Sprache könne ihm später mal sehr hilfreich sein.

Oder Kylian Mbappé, gerade zwölf Jahre alt, mit seinen Eltern in Valdebebas, dem Trainingszentrum von Real Madrid, mit Zinédine Zidane sprechend.

Aus heutiger Sicht alles Striche, die am Montag ein vollständiges Bild ergaben. Da verkündeten Real Madrid und Mbappé, was ohnehin seit Monaten vermutet wurde. Der Kapitän der französischen Nationalmannschaft wechselt zum Rekordsieger der Champions League. Der Beste geht zu den Besten, das perfekte Match.

Aber gibt es das überhaupt, das perfekte Match? Erst recht, wenn es so sehnlich erwartet wurde. Kann bei all dem Schmachten und Schwärmen aus der Ferne die bald gelebte Nähe nicht nur umso enttäuschender werden? Weil Träume nur selten der Realität standhalten. Man kennt das ja von anderen Matches.

Gut möglich, dass beide Seiten bald merken, dass sie an ihrer Beziehung doch weit mehr werden arbeiten müssen als gedacht. 

Auf den ersten Blick sieht alles rosig aus. Mbappé wechselt in seiner Prime, wie junge Fans heute sagen. Auf dem vermeintlichen Höhepunkt seiner fußballerischen Schaffenskraft. Mbappé ist 25 Jahre alt, hat zwei Weltmeisterschaften geprägt und mit Paris Saint-Germain mehr nationale Titel gewonnen als die meisten Clubs der Ligue 1 zusammen. Er ist nicht mehr der unreife Junge, den Real 2017 schon für viel Geld verpflichten wollte. Damals zogen er und seine Eltern einen Wechsel nach Paris vor, weil ihnen die realistische Aussicht auf einen Stammplatz wichtiger war. Der Junge war aus ihrer Sicht noch nicht bereit für Madrid, der Mann ist es umso mehr. 

Doch die Frage, die sich nun stellt, lautet nicht, ist Mbappé bereit für Madrid. Sondern ist Madrid bereit für Mbappé?

Was das Drumherum angeht, ist die Antwort klar. Der Verein war durch viele Epochen hinweg Heimat für die besten Fußballer ihrer Zeit. Di Stefano, Puskas, Zidane, die Ronaldos, sie alle folgten einem scheinbaren Naturgesetz, das die Besten mit dem Besten verbindet, und trugen das weiße Trikot Reals. Dabei potenzierten sie ihren eigenen Ruhm, indem sie den des Clubs durch ihre Heldentaten mehrten. Es war immer die perfekte Symbiose. 

Nichts anderes wird nun von Mbappé erwartet, der mit Real zum ersten Mal in seiner Karriere die Champions League gewinnen möchte. Doch der Franzose wird es trotz aller persönlichen Ziele schwer haben, Real in neue Sphären zu führen, so wie es seine Vorgänger einst taten. Einfach, weil über dem Bereich, in dem sich der Club aktuell bewegt, kaum noch Platz ist.

Von den letzten neun Endspielen der Champions League hat Real fünf gewonnen. Mit 15 Titeln ist der Club Rekordsieger in diesem Wettbewerb. Die nationale Titelsammlung wächst ebenfalls rasant, erst vor wenigen Wochen hat man die spanische Meisterschaft gewonnen, zum 36. Mal. Kein Club ist das Gewinnen derart gewohnt. Mbappé wird, anders als seine berühmten Vorgänger, deren Ankunft auf verhältnismäßig weniger gute Zeiten folgte, lediglich an der Erhaltung des Status quo mitwirken können.

Die so erfolgreiche Gegenwart, jüngst kulminiert im Finalsieg gegen Borussia Dortmund (2:0), ist die auf diesem Niveau wohl am besten konzipierte. Kein anderer Verein hat seinen Kader derart klug entwickelt wie Real. Nach den goldenen Zehnerjahren um Cristiano Ronaldo, Sergio Ramos, Luka Modrić, Karim Benzema, Casemiro und Toni Kroos wurde die Mannschaft verjüngt. Schrittweise und ganz behutsam.

Der Verein setzte die alten Helden nicht abrupt vor die Tür und ersetzte sie durch jüngere, sondern moderierte einen fließenden Übergang. Talente wie Federico Valverde, Eduardo Camavinga, Aurélien Tchouaméni, Vinícius oder Rodrygo wurden früh an den Hof geholt, um von den Älteren lernen zu können. Systematisch wurde bei jedem von ihnen die Spielzeit gesteigert, bis aus einer begleitenden Nebenrolle die eines Protagonisten wurde.

Besonders gut gelang die Entwicklung im Mittelfeld. Casemiro, Modrić und Kroos prägten es als Trio knapp ein Jahrzehnt, ehe ihre Nachfolger sukzessive eingebaut wurden. Valverde lernte von Casemiro. Als der bereit war für die Rolle als Starter, wechselte Casemiro zu Manchester United. Tchouaméni und Camavinga werden von Kroos und Modrić übernehmen, so viel steht jetzt schon fest. Kroos hat sich bereits verabschiedet. Modrić wird ihm in einem Jahr folgen. Im Angriff sind Rodrygo und vor allem Vinícius zu Attraktionen geworden, nachdem sie einst an der Seite von Karim Benzema gelernt hatten.

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