Landesweiter Blackout: Kuba kämpft weiter um Strom

9 Stunden vor

Licht im Dunklen: Ein Mann schaut während des Stromausfalls in Havanna auf sein Handy

Foto: Ernesto Mastrascusa / EPA

Kuba ohne Strom: Seit mehreren Tagen ist das Netz auf der Karibikinsel zusammengebrochen. Bis auf die absolute Notversorgung etwa in Krankenhäusern gab es im ganzen Land zunächst keine Elektrizität. Am Samstag meldeten die Behörden dann erste Fortschritte bei der Wiederherstellung der Versorgung – doch die waren nur von kurzer Dauer. Und nun rollt auch noch ein Hurrikan auf die Insel zu.

Kuba - Figure 1
Foto DER SPIEGEL

Energieminister Vicente de la O Levy sagte am frühen Samstagmorgen, das Land habe 500 Megawatt in seinem Stromnetz. Normalerweise werden drei Gigawatt erzeugt und eingespeist. Auf X teilte er mit, dass »mehrere Umspannwerke im Westen jetzt Strom haben«.

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Doch schon um 6.15 Uhr, kurz nach der Ankündigung des Energieministers, fiel der Strom erneut landesweit aus, berichteten kubanische Staatsmedien. Bis auf wenige Ausnahmen sei die ganze Insel weiter ohne Strom, berichtete das Nachrichtenportal »14ymedio«. Am Morgen sei in einigen Vierteln der Hauptstadt Havanna kurzzeitig Licht zu sehen gewesen, es sei dann aber wieder ausgefallen.

Im Verlauf des Samstags lösten sich dann Meldungen über erneut ans Netz gegangene und doch wieder abgeschaltete Kraftwerke ab. Am frühen Sonntagmorgen teilte das Energieministerium auf X mit, man habe am Samstagabend gegen 22.15 Uhr erneut das ganze Teilsystem im Westen vom Netz nehmen müssen. »Die Arbeit an seiner Wiederherstellung geht weiter«, hieß es. Der Prozess sei »komplex«. Millionen Menschen waren am Sonntag weiter ohne Strom.

Kuba steckt in der schwersten Krise seit Jahrzehnten – und nun zieht ein Hurrikan heran

Kuba bezieht seinen Strom aus sieben schwimmenden Kraftwerken sowie acht veralteten Wärmekraftwerken, die manchmal ausfallen oder wegen Wartungsarbeiten heruntergefahren werden müssen. Laut dem Leiter der Abteilung für Elektrizitätsversorgung im Energieministerium, Lázaro Guerra, musste das Kraftwerk Antonio Guiteras im Westen des Landes Ende vergangener Woche unerwartet abgeschaltet werden. Danach sei das System »zusammengebrochen«, was einen gigantischen Blackout verursacht habe, sagte er. Mehrere andere Kraftwerke waren wegen ihres schlechten Zustands bereits außer Betrieb.

Stromausfälle gehören im ganzen Land schon länger zum Alltag. Der sozialistische Karibikstaat steckt in einer der schwersten Wirtschaftskrisen seit der Revolution um Fidel Castro von 1959. Wegen des schlechten Zustands der veralteten Infrastruktur – auch als Folge des seit mehr als 60 Jahren bestehenden Handelsembargos der USA – gehen in Kuba regelmäßig die thermoelektrischen Kraftwerke vom Netz und müssen notdürftig repariert werden.

Vor dem Hintergrund des andauernden Dauer-Blackouts warnte Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel seine Landsleute am Wochenende vor einem heranziehenden Hurrikan. Die Behörden im Osten der Insel »arbeiten bereits mit Hochdruck daran, die Bevölkerung und die wirtschaftlichen Ressourcen angesichts der bevorstehenden Ankunft des Hurrikans ›Oscar‹ zu schützen«, erklärte Díaz-Canel am Samstag auf X.

Es wurde erwartet, dass »Oscar« mit Windgeschwindigkeiten von 139 Kilometern pro Stunde im Laufe des Sonntags den Osten Kubas erreicht. Laut dem Nationalen Hurrikanzentrum (NHC) wird es zu heftigen Regenfällen kommen.

Blackout sorgt für Stillstand im ganzen Land

Der Inselstaat war seit Donnerstag teilweise und seit Freitag komplett ohne Strom. Kubas Hauptstadt Havanna kam infolge des Stromausfalls praktisch zum Stillstand: Schulen wurden geschlossen, der Verkehr kam zum Erliegen, die Ampeln fielen aus. Nachts waren die Haushalte in Dunkelheit getaucht. Ausnahmen waren einige Hotels, Krankenhäuser und private Restaurants oder Bars, die Generatoren zur Stromerzeugung betreiben konnten.

Die Auswirkungen des Stromausfalls gingen aber auch über die Beleuchtung hinaus, da zum Beispiel auch die Wasserversorgung vom Strom für den Betrieb der Pumpen abhängt. Wann der Blackout beendet werden kann, war zunächst nicht absehbar.

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