Früherer Leichtathletik-Star: Speerwurf-Olympiasieger Klaus ...
Speerwurf-Olympiasieger Klaus Wolfermann ist tot. Der Goldmedaillen-Gewinner von 1972 starb in der Nacht zum Mittwoch im Alter von 78 Jahren, wie seine Familie der Deutschen Presse-Agentur bestätigte.
Wolfermann hatte bei den Sommerspielen 1972 in München mit zwei Zentimetern Vorsprung vor seinem großen lettischen Rivalen Jānis Lūsis triumphiert. »Der kleine Riese mit dem goldenen Arm« nannte man den nur 1,76 Meter großen Leichtathleten oft.
Wolfermann schleuderte den Speer im fünften Versuch auf 90,48 Meter hinaus. Nach dem Wettkampf ging er achselzuckend auf Lūsis zu, der zuvor als Seriensieger für die Sowjetunion geglänzt hatte. »Sorry, es tut mir leid, dass ich gewonnen habe«, habe er zu ihm gesagt: »Da hat er gesagt: Macht nix, ich habe ja in Mexiko schon gewonnen.« Der Tod von Lūsis im April 2020 traf Wolfermann hart: Der einstige Rivale war längst ein Freund geworden.
Zwei Tage nach jenem Sonntag von München verübte eine palästinensische Terrororganisation ihren mörderischen Anschlag auf das israelische Sportler-Team. Unter den elf getöteten Geiseln war auch der Gewichtheber Josef Romano, mit dem Wolfermann vor den Spielen noch trainiert hatte.
»Da war ich natürlich geschockt«, sagte Wolfermann vor einigen Jahren. Er bekam wie andere deutsche Sportler damals Bodyguards an die Seite gestellt. »Man hatte nicht nur Bedenken, sondern schon Angst bekommen.«
Der gelernte Werkzeugmacher kam einst über Turnen, Handball und Zehnkampf zum Speerwerfen. Zehn Tage vor Olympia 1972 übertraf er erstmals die 90-Meter-Marke, Lusis war damals Weltrekordler mit 93,80 Metern. Im Mai 1973 übertraf Wolfermann in Leverkusen mit 94,08 Metern diese Bestmarke. Sein Rekord hatte fast vier Jahre Bestand.
Wolfermann holte nie eine Medaille bei Europameisterschaften. Weltmeisterschaften gab es damals noch nicht. Zwischen 1969 und 1974 war er sechsmal nacheinander deutscher Meister. Olympia 1976 verpasste er wegen einer Armverletzung. Wenig später beendete er seine Karriere, danach versuchte sich Wolfermann kurzzeitig als Anschieber im Bobsport.
Deutschlands Sportler des Jahres 1972 und 1973 blieb mit seiner Vermarktungsagentur auch nach seiner Karriere dem Sport verbunden, engagierte sich sozial unter anderem für den FC Olympia. Er hinterlässt eine Ehefrau und eine Tochter.