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Live: Öltanker "Annika" brennt vor Kühlungsborn - Sorge um Umwelt

7 Tage vor
Live: Öltanker "Annika" brennt weiter vor Kühlungsborn - Sorge um Ostsee

Stand: 11.10.2024 15:57 Uhr

Kühlungsborn - Figure 1
Foto NDR.de

Auf dem 73 Meter langen Öltanker "Annika" ist in der Ostsee vor Kühlungsborn ein Feuer im Maschinenraum ausgebrochen. Alle sieben Besatzungsmitglieder wurden gerettet. Die Lage ist laut Umweltministerium dynamisch. Minister Backhaus und Umweltorganisationen sorgen sich um das Ökosystem Ostsee. Hier im Liveticker halten wir Sie auf dem Laufenden.

Das wichtigste in Kürze: Brand auf Öltanker "Annika" auf der Ostsee vor Kühlungsborn noch nicht gelöschtSchlepper zieht Havaristen Richtung Rostocker HafenTanker hat rund 640 Tonnen Schweröl geladenBesatzung ist von BordGefahr für die Umwelt noch nicht absehbar, bisher aber keine Gewässerverschmutzung "Baltic" schleppt "Annika" Richtung Rostocker Hafen

Auf der Ostsee rund 4,5 Kilometer vor der Mecklenburgischen Küste gehen die Bergungsarbeiten des havarierten Tankers "Annika" in eine wichtige Phase. Der Hochseebergungsschlepper "Baltic" zieht den Tanker mit 2,2 Knoten - also rund 5 km/h - Richtung Überseehafen.

Greenpeace warnt vor Umweltkatastrophe

Daniela Schaper, Meeresexpertin bei Greenpeace, schätzt die Gefahr für die Ostsee als dramatisch ein. "Mit dem brennenden Öltanker droht eine Umweltkatastrophe in unmittelbarer Nähe des Naturschutzgebiets Kadetrinne", so Schaper.

Erst vor Kurzem wurde bei einem Treffen der Ostseeanrainerstaaten zur MV-Ostseestrategie in Rostock auf die Gefahr von russischen Schrottöltankern in der Ostsee hingewiesen. Die einzige Möglichkeit, solche Unfälle in Zukunft auszuschließen, sei, die Abhängigkeit von Öl insgesamt schneller zu beenden, so Schaper in ihrem Statement.

Löscharbeiten im Rostocker Hafen

Laut Havariekommando soll der brennende Öltanker "Annika" für weitere Löscharbeiten in den Rostocker Hafen geschleppt werden. Den Angaben zufolge brennt weiterhin der Maschinenraum. Feuerwehrleute konnten aber inzwischen an Bord des havarierten Tankers die Lage erkunden.

Herausforderungen beim Einsatz am Öltanker

Christian Stiepeldey von der DGzRS schildert im NDR Interview, welche besonderen Herausforderungen der Einsatz auf der Ostsee vor Kühlungsborn hat.

VIDEO: Christian Stiepeldey von der DGzRS über den Einsatz beim Öltanker (1 Min)
Vormann schildert die Rettung der Crew

Rainer Kulack vom Seenotrettungsboot "Wilma Sikorski" war mit seinem Team mit als erster am brennenden Tanker. "Es brannte tüchtig aus der Brücke und aus dem Schornstein raus", schildert Kulack seine Eindrücke in einem Interview auf NDR 1 Radio MV. Kulack ist Vormann der Rettungsstation Kühlungsborn. Das Rettungsboot hatte den Auftrag, die Besatzung des Havaristen abzubergen - wie es in der Seefahrt heißt. Das habe sich etwas schwierig gestaltet, weil zu diesem Zeitpunkt eineinhalb Meter Wellengang auf der Ostsee herrschten. Zwei Besatzungsmitglieder der "Annika" hätten Rauch eingeatmet. Diese beiden hat die Crew der "Wilma Sikorski" nach Kühlungsborn gebracht. Dort hatte die Feuerwehr Notfallzelte aufgestellt. Notärzte haben sich um die beiden Verletzten Besatzungsmitglieder gekümmert.

Kühlungsborn - Figure 2
Foto NDR.de

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Rostocker Hafen bereitet sich vor

Der Rostocker Hafen bereitet sich derzeit darauf vor, dass die "Annika" nach dem Ende der Lösch- und Sicherungsmaßnahmen dort hinverlegt wird. Wie Hafenkapitän Falk Zachau NDR 1 Radio MV sagte, werde ein Liegeplatz im Ölhafen vorbereitet. Ob und wann der Tanker dort hingebracht wird, entscheide das Havariekommando.

So schätzt Greenpeace die Lage ein

Laut Greenpeace gilt die Ostsee als eines der am meisten belasteten Gewässer der Welt. Jeder Tropfen Öl verschärfe die Lage.

Diese Schiffe sind beim Öltanker "Annika" im Einsatz

Am Lösch- und Bergungseinsatz beim Öltanker "Annika" sind derzeit unter anderem diese Schiffe beteiligt: Der Hochseebergungsschlepper "Baltic" ist in Warnemünde stationiert, sein Heimathafen ist Hamburg. Das Schiff galt bei der Indienststellung als der stärkste deutsche Ostsee-Schlepper. Das Schiff lief 2010 vom Stapel und ist für eine Besatzung von acht Personen ausgelegt. Der Schleppdraht hat einen Durchmesser von 62 Millimetern. Die beiden Feuerlöschrohre haben einen Durchsatz von 1.200 Kubikmetern Wasser pro Stunde. Der Bund hat das Schiff gechartert. Die "Arkona" wiederum ist ein Mehrzweckschiff des Wasserstraßen- und Schiffahrtsamtes Ostsee. Der Heimathafen ist Stralsund. Die Arkona lief 2004 vom Stapel. Die "Arkona" soll in erster Linie bei Schadstoffunfällen auf See zum Einsatz kommen. Sie kann Schiffe abschleppen und Feuer löschen. "Baltic" und "Arkona" sind eisgängig.

Umweltministerium sorgt sich wegen "dynamischer Lage"

Noch sei es auf der Ostsee zu keinen Verunreinigungen durch den Brand auf dem mit Schweröl beladenen Schiff gekommen, heißt es von Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD). Jedoch sei die Lage dynamisch. Das Havariekommando verschaffe sich aktuell einen Überblick, es werde alles unternommen, um größeren Schaden für die Umwelt abzuwenden, so Backhaus.

Unterdessen lobte die Umweltorganisation WWF den schnellen Einsatz der Rettungskräfte und Löschmannschaften. Das Havariekommando Nord habe sich bewährt, sagte der Leiter des WWF-Ostseebüros in Stralsund, Finn Viehberg.

Havariestab koordiniert Einsatz

Den Einsatz aller Rettungskräfte vor Kühlungsborn leitet ein eingerichteter Stab des Havariekommandos. Das gibt es seit 2003. Das Havariekommando überwacht rund um die Uhr die Lage des deutschen Hoheitsgebietes in Nord- und Ostsee. Die Zentrale ist in Cuxhaven (Niedersachsen). Die Gründung geht auf die Folgen eines Schiffsunglücks 1998 vor der Nordseeinsel Amrum zurück.

Kühlungsborn - Figure 3
Foto NDR.de

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Erkundungsteams im Einsatz - weitere Kräfte aus Lübeck auf dem Weg

Feuerwehrteams aus Rostock und Kiel sind an Bord des Mehrzweckschiffs "Arkona", das längsseits der brennenden "Annika" liegt. Sie erkunden ob es möglich ist, an Bord des Tankers zu gehen. Weitere Einsatzkräfte, unter anderem von der Feuerwehr Lübeck, sind auf dem Weg zu dem Schiff.

Seegebiet und Luftraum gesperrt

Der Notschlepper "Baltic" kühlt die Außenhaut am Heck des Tankers, wo das Feuer offenbar ausgebrochen ist. Derzeit sind das Seegebiet und auch der Luftraum in einem Radius von drei Seemeilen um den Havaristen herum gesperrt. 

VIDEO: Großeinsatz vom Wasser, Land und aus der Luft bei brennendem Tanker (1 Min)
Leicht Verletzte unter den Besatzungsmitgliedern

Laut dem Landkreis Rostock sind einige Besatzungsmitglieder leicht verletzt. Sie haben unter anderem Rauchgas eingeatmet und wurden in die Krankenhäuser Bad Doberan sowie in die Südtstadtklinik und die Uniklinik Rostock eingeliefert.

Landesumweltministerium: Bisher keine Gewässerverunreinigung

Das in der Mecklenburger Bucht havarierte Ölschiff "Annika" hat bisher keine Umweltschäden verursacht. Das teilte das Landesumweltministerium in Schwerin mit. Eine Gewässerverunreinigung ist bislang verhindert worden. Laut DGzRS sind ein Hochseebergungsschlepper sowie weitere Fahrzeuge und Hubschrauber unterwegs zum Tanker. Die "Annika" liege vor Anker, habe eine Verbindung zu einem Schlepper und wird derzeit von Wasserwerfern der Seenotrettungsschiffe gelöscht.

Letzte Notfallübung vor Warnemünde erst im September

Laut Havariekommando gab es zuletzt am 19. September eine Notfallübung vor Warnemünde. Dabei haben Feuerwehren aus Rostock und Lübeck den Einsatz auf See trainiert. Im Übungsszenario unter Leitung des Havariekommandos ging es um einen simulieren Brand auf dem Mehrzweckschiff "Baltic", das heute wiederum an dem Löscheinsatz beteiligt ist. Zuvor hatten im Juni mehrere Organisationen und eine Reederei im Seegebiet zwischen Warnemünde und Darßer Ort eine großangelegte Notfallübung durchgeführt. Bei der Übung waren unter anderem auch das Havariekommando und die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) beteiligt.

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Seenotrettungskreuzer, Hubschrauber und Feuerwehr im Einsatz

Laut DGzRS und des Havariekommandos Bund und Land befanden sich zunächst der Seenotkreuzer "Arkona" sowie der Hochseebergungsschlepper "Baltic" und das Mehrzweckschiff "Arkona" bei dem Tanker und bekämpften den Brand von außen. Alle drei Schiffe sind den Angaben zufolge mit Wasserwerfern ausgestattet. Zahlreiche Einsatzfahrzeuge und Hubschrauber wurden zusätzlich angefordert.

Tanker etwa 5 Kilometer vor der Küste Kühlungsborn - Warnemünde

Wie im Schiffstracking-Portal Marine Traffic ersichtlich, startete die "Annika" gegen 8 Uhr am Morgen in Rostock und stoppte um 9.12 Uhr abrupt. Kurz nach 9 Uhr soll auch der erste Notruf abgesetzt worden.

VIDEO: Die Fahrt der "Annika" bis zu Ihrer Havarie (1 Min)
Tanker hat tonnenweise Öl und Chemikalien geladen

Der 73 Meter lange und 12 Meter breite mit Öl- und Chemikalien beladene Tanker "Annika" brennt nordöstlich von Kühlungsborn in der Ostsee. Der schwarze Rauch des brennenden Schiffes ist bis zur Küste sichtbar. Aus bisher unbekannter Ursache ist im Maschinenraum des Tankers ein Feuer ausgebrochen. Ein Hochseebergungsschlepper sowie weitere Fahrzeuge und Hubschrauber sind im Einsatz, um die Lage unter Kontrolle zu bringen.

Alle sieben Besatzungsmitglieder wurden vom Seenotrettungsbot Wilma Sikorski der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) sicher vom Schiff gerettet. Das Tankschiff transportiert laut Havariekommando von Bund und Ländern 640 Kubikmeter Schweröl und liegt derzeit zwischen Kühlungsborn und Warnemünde. Die Löscharbeiten werden von der "Baltic" und dem Mehrzweckschiff "Arkona" unterstützt, während sämtliche Behördenschiffe aus Rostock vor Ort sind. Das Havariekommando hat die Gesamteinsatzleitung übernommen, weitere Details zur Ursache des Feuers stehen jedoch noch aus.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 11.10.2024 | 12:00 Uhr

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