Kühlungsborn: Öltanker bei Warnemünde in der Ostsee brennt

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In der Ostsee brennt ein Tankschiff mit 640 Tonnen Schweröl an Bord, Forscher fürchten Umweltschäden. Nun wird der Tanker offenbar in den Rostocker Hafen geschleppt.

Aktualisiert am 11. Oktober 2024, 15:16 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, AFP, lk

Der brennende Öltanker vor Warnemünde hat nach Auskunft des Havariekommandos des Bundes etwa 640 Tonnen Schweröl geladen. © Die Seenotretter - DGzRS/​dpa

Auf der Ostsee vor Warnemünde brennt ein mit Öl beladener Tanker. Wie das gemeinsame Havariekommando von Bund und Ländern in Cuxhaven mitteilte, bekämpfen ein Seenotrettungskreuzer und zwei Behördenschiffe den Brand auf der 73 Meter langen Annika. Das Schiff liege vor Anker und habe Verbindung zu einem Schlepper. Das Havariekommando des Bundes habe die Einsatzleitung übernommen. Wegen Schwierigkeiten bei den Löscharbeiten soll der Tanker nun nach Rostock geschleppt werden.

Die sieben Seeleute an Bord des unter deutscher Flagge fahrenden Tankschiffs wurden dem Havariekommando zufolge bereits gerettet und an Land gebracht. Nach Angaben von Mecklenburg-Vorpommerns Umweltministerium ist die Besatzung unverletzt.

Der Tanker befindet sich in der Mecklenburger Bucht zwischen Kühlungsborn und Warnemünde in einem Abstand von etwa 2,5 Seemeilen (circa 4,5 Kilometer) zur Küste. Dem Havariekommando zufolge sind das Seegebiet und auch der Luftraum in einem Radius von drei Seemeilen um die Annika gesperrt.

Augenzeugen berichteten laut der Ostsee-Zeitung von einer Verpuffung oder Explosion an Bord, wonach Rauchwolken aufgestiegen seien. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) war der von dem brennenden Tanker aufsteigende Rauch "weithin bis an die Küste sichtbar". Ihre Einsatzkräfte seien um kurz nach 9 Uhr per Funk alarmiert worden, teilte die Organisation in Bremen mit. Etwa eine Stunde später habe das Boot Wilma Sikorski die Besatzung der Annika an Bord genommen. 

Tanker soll 640 Tonnen Schweröl geladen haben

Das Havariekommando bestätigte ZEIT ONLINE, dass das noch immer brennende Tankschiff nun in den Rostocker Hafen geschleppt werde. Von dort solle das Feuer von Land aus gelöscht werden, weil eine Brandbekämpfung auf offener See nicht weiter möglich sei.

Zuvor waren drei Schiffe mit der Brandbekämpfung und Kühlung von außen beschäftigt. Demnach waren der Seenotkreuzer Arkona, der Hochseebergungsschlepper Baltic und das Mehrzweckschiff Arkona im Einsatz. Zudem seien Feuerwehrteams aus Rostock und Kiel vor Ort gewesen, die auch von Bord aus Löscharbeiten vornahmen.

Auf dem Öltanker befinden sich Behördenangaben zufolge rund 640 Tonnen Schweröl. Über mögliche Folgen für Küste und Umwelt wollte man zunächst nicht spekulieren, sagte das Havariekommando ZEIT ONLINE. Mit dem Füllstand sei der Tanker "so gut wie leer", sagte eine Sprecherin der Ostsee-Zeitung. Nach Auskunft des Schweriner Umweltministeriums wurde bislang keine Gewässerverunreinigung verursacht. Im schlimmsten Fall könne der Tanker durch den Brand an Bord aber auseinanderbrechen. Informationen zur Ursache des Feuers sind der Seenotrettung zufolge bisher nicht bekannt.

Forschungsinstitut besorgt

Das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) blickt mit Sorge auf den brennenden Öltanker. "Das ist ein mit 640 Tonnen Schweröl beladenes Schiff wenige Kilometer vor der Küste und wir haben starken Westwind", sagte IOW-Direktor Oliver Zielinski. "Das würde also im schlechtesten Fall in ein sehr sensibles Flachmeer-Ökosystem getrieben werden." 640 Tonnen seien eine große Menge Schweröl und könnten "massiven Schaden in der Umwelt verursachen." 

Das IOW ist eigenen Angaben zufolge eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung, die sich der interdisziplinären Meeresforschung in Küsten- und Randmeeren widmet. Der Schwerpunkt der Arbeiten liegt in der Erforschung des Ökosystems der Ostsee. 

WWF lobt Havariekommando

Die Umweltorganisation WWF lobte den schnellen Einsatz der Rettungskräfte und Löschmannschaften vor Ort. Das Havariekommando Nord habe sich bewährt, sagte der Leiter des WWF-Ostseebüros in Stralsund, Finn Viehberg. "Das ist die Forderung, die wir immer wieder stellen: ein dichtes Havariekommando-Netz über die gesamte Ostsee", sagte Viehberg. Das sei nicht überall gegeben, wo Gefahrgutschiffe unterwegs sind.

Die Ostsee gilt als eines der am stärksten befahrenen Meere der Welt. Viehberg zufolge sind dort täglich rund 2.000 große Schiffe unterwegs. Darunter seien Tanker mit bis zu 100.000 Tonnen Ladung an Bord.

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